Viel Arbeit für die Post-Mitarbeiter
160.000 Briefe am Tag müssen vor Weihnachten in Regensburg sortiert werden

19.12.2017 | Stand 03.08.2023, 17:08 Uhr
−Foto: Foto: Deutsche Post

Das Briefzentrum Regensburg ist ausgelegt auf eine tägliche Sendungsmenge von rund 2,0 Millionen Briefsendungen. In der Briefordnerei, in der Briefe aus Briefkästen und Filialen gestempelt und in die richtige Position – nämlich mit dem Postwertzeichen rechts oben – gebracht werden, erwartet man statt den üblichen 80.000 Briefen an Spitzentagen rund 160.000. Zu diesen Sendungen kommt noch die Masse der bereits freigestempelten Geschäftsbriefe.

REGENSBURG Die Briefe werden aber nicht nur mehr, sie werden auch deutlich bunter und schwerer – und immer mehr Sendungen in ungewöhnlichen Formaten tauchen auf. Im vorweihnachtlichen Starkverkehr wird deshalb auch häufiger wieder mit der Hand sortiert.

Briefe rasen durch die automatischen Sortieranlagen, Rollbehälter werden verladen, ein Techniker flitzt mit dem Roller durch die Halle, um bei einem Papierstau zu helfen. Mitte November herrscht im Briefzentrum Regensburg emsige Geschäftigkeit. Trotzdem nennt Ulrich Karl, Leiter des Briefzentrums, diese Zeit die „Ruhe vor dem Sturm“. Denn es wird nicht mehr lang dauern, bis die Zahl der Briefsendungen von Tag zu Tag ansteigt. Ein erster Höhepunkt wurde kurz vor dem 1. Dezember erreicht sein. Dann machen sich die Adventskalender auf den Weg. Die erste Welle setzte sich fort bis zum Nikolausabend, der diesmal auf einen Mittwoch fäiel. Somit wurden bereits die ersten beiden Adventswochenenden für die 140 Beschäftigten des Briefzentrums Regensburg heiß. „Nach dem Nikolausabend kommt eine kleine Delle“, sagt Karl. „Aber dann gehen die Sendungszahlen auch in der Briefordnerei Tag für Tag weiter nach oben, bis wir in der Woche vor Heiligabend 160.000 am Tag bearbeiten, also das doppelte der üblichen Menge.“

Es wird bunter und komplizierter

Aber nicht nur die Menge steigt, auch die Sendungsstrukturen verändern sich so kurz vor dem Fest. Zum einen werden die eingelieferten Briefe im Mittel schwerer. Das Gewichtslimit für einen Brief beträgt ein Kilogramm, weshalb viele Privatkunden Bücher, Musik-CDs oder Computerspiele nicht im Paket, sondern per Brief verschicken, auch wenn die Sendung dann nicht versichert ist. Auch für die Bücher- und Warensendungen der Online-Shops gilt: Alles unter einem Kilogramm ist „Brief“ und wird daher auch in Briefzentren bearbeitet. Zum anderen werden die Sendungen in der Adventszeit deutlich bunter. Es gibt weinrote und silbergraue Umschläge, oft von Kinderhand beschriftet mit Tinte in allerlei Farben. Außerdem tauchen immer mehr Grußkarten in Sonderformaten auf. Die Sortiermaschinen aber können weder Adressen mit silbriger Tinte auf grauem Grund noch Adressen auf Postkarten in Form von Tannenbäumen und Weihnachtsmännern lesen.

Handsortierung: Arbeiten wie vor 30 Jahren

Was bleibt, ist die Handsortierung, die vor Weihnachten wieder auflebt. „Das ist Arbeiten wie vor 30 Jahren“, sagt Karl – ohne den geringsten Anflug von Nostalgie in der Stimme. Denn obwohl die Mitarbeiterinnen in der Handsortierung versiert die Briefe „stecken“, kommen sie in einer Stunde auf 1.000 Briefe. Eine Sortiermaschine schafft dagegen in derselben Zeit 40.000 Sendungen. „Zu den steigenden Sendungsmengen kommt also auch noch eine aufwendigere Bearbeitung dazu“, erklärt KARL.

Auch wenn hier in den Wochen vor dem Fest fast doppelt so viele Arbeitsstunden zu leisten sind als üblich, wirkt der Abteilungsleiter des Briefzentrums Regensburg gelassen. „Es ist ja nicht das erste Weihnachtsfest, das vor der Tür steht“, meint Karl. Sein Team ist bestens auf die Mehrarbeit vorbereitet. Die Stammbelegschaft weiß genau, was zu tun ist, und auch organisatorisch sind die Weichen für die heiße Phase gestellt. Die Beschäftigten im Briefzentrum haben Arbeitszeitkonten. Wer in den ruhigeren Sommermonaten auf dem Arbeitszeitkonto ins Minus gerutscht ist, kann das im Advent mit Überstunden ausgleichen, wer neue Überstunden ansammelt, kann diese nach Weihnachten als Freizeit nehmen. Trotzdem wird die verstärkte Stammbelegschaft nicht reichen, um die Mehrarbeit zu bewältigen. Deshalb hat Ulrich KARL Schüler und Studenten als Aushilfen eingestellt. Einige helfen schon seit Jahren im Starkverkehr aus und brauchen keine Einarbeitung, Neulinge dürfen schon in den Wochen der Ruhe vor dem Sturm anfangen und sich mit den Abläufen vertraut machen.

Auch das Leitungsteam des Briefzentrums wird im Starkverkehr das Büro verlassen und in der Halle mit anpacken. „Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit und für die Kolleginnen und Kollegen ein wichtiges Signal, dass wir alle zusammenhalten“, sagt Karl. Er berichtet sogar davon, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen auf die heiße Phase im Briefzentrum richtiggehend freuen, weil dann die Stimmung viel lockerer und familiärer wird. Dennoch sind alle froh, wenn nach Heiligabend die Briefflut abebbt. Für die Briefpost ist dann erst einmal Ruhe, während die Hochphase bei der Paketpost weitergeht. Ulrich Karl: „Die Kollegen dürfen nach dem Fest bergeweise Retouren bearbeiten.“

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