Waidler macht in Hamburg sein Glück
Bayerische Souvenirs gehen von Hamburg aus um die ganze Welt

24.11.2017 | Stand 04.08.2023, 1:51 Uhr
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Wie ein „Waidler“ eine witzige Idee zu „Gold“ machte

SCHÖNBERG/HAMBURG Mit einer ganz kleinen Idee fing alles an. Für die Fans seiner Internetseite „meinherzschlag.de“ verkaufte der gebürtige Schönberger Daniel Wildfeuer Aufkleber mit dem Spruch „Mei Herz schlogt boarisch“. Die 250 Stück, die er bestellt hat, waren in kürzester Zeit verkauft – innerhalb nur einer Woche gingen 1.000 Stück über den Ladentisch. Und so verbrachte der findige Bayerwaldler eine Woche Urlaub bei den Hamburger Schwiegereltern eintütend und faltend am Küchentisch.

Der Aufkleber entpuppte sich als Selbstläufer – und so schob Wildfeuer das nächste Ding hinterher: „Wie wär’s mit einem ordentlichen Online-Shop? Was könnte man da nicht alles verkaufen, was das Herz des Bayern höherschlagen lässt? Daniel Wildfeuer brannte für die Idee, weitere Aufklebermotive zu gestalten und zusätzlich noch Nadelbuttons anzubieten. Mein herzschlag.de war geboren.

Und so erobert Bayer Wildfeuer mittlerweile von Hamburg aus die Welt. Ende der 90er Jahre kamen die ersten Online-Chats auf. Damals hatte das nichts mit den heutigen Singlebörsen zu tun. Man loggte sich ein und chattete mit Leuten aus der ganzen Welt. Kurz vor Weihnachten 1999 probierte Daniel Wildfeuer als damals 16-Jähriger dann auch mal aus und lernte so seine jetzige Frau Annika kennen. Allerdings verlor man sich wieder aus den Augen und so dauerte es noch bis 2002, bis sich Daniel Wildfeuer ein Herz fasste und seine Angebetete in Hamburg besuchte. Fünf Jahre später wagte Annika dann das Abenteuer Bayern – sechs Jahre lang, dann packte sie ihren bayerischen Ehemann und „entführte“ ihn 2013 in ihre nordische Heimat.

Und wie fühlt man sich so als Exil-Bayer bei den „Fischköpfen“? „Sehr wohl! Die „Fischköpfe“ sind nicht viel anders als die Waidler. Harte Schale aber weicher Kern. Manchmal etwas wortkarg, aber wenn man mal mit ihnen ins Gespräch kommt sind sie sehr herzlich. Der Imbiss bei uns im Gewerbegebiet hat speziell für mich jetzt auch Leberkäs-Semmeln. Also ich komme durch!“

„Fischköpfe sind nicht anders als Waidler“

Und das Sortiment wächst unaufhaltsam weiter: Ein bayerischer Waschbeckenstöpsel, Baby-Body-Lederhosen, Bade-Lederhosen und sogar ein bayerischer Schoko-Adventskalender, der innerhalb kürzester Zeit auch schon wieder ausverkauft ist. Im Frühjahr macht die coole Schwimmbreze Lust auf den Sommer und geht weg wie warme Semmeln.

„Zur WM in Brasilien 2014 ließen wir eine Neuauflage unserer schwarz-rot-goldenen Herzaufkleber produzieren und die Fans haben wohl nur darauf gewartet, sodass wir 2.500 Stück verkauften“, erinnert sich Daniel Wildfeuer. Dabei macht der ideenreiche Bayer sogar aus der Not noch eine Tugend: „Im selben Jahr ließen wir zu Ostern einen Schoko-Osterhasen produzieren, der leider nicht so ankam, wie erhofft – wir blieben auf der Hälfte sitzen.“ Trotzdem fand sich der tierische Lederhosenträger letztlich in vielen Osternestern; rund 1500 Stück spendete Daniel Wildfeuer verschiedene gemeinnützige Einrichtungen, wie etwa die Tafel Hamburg-Osdorf für Kinder aus sozialschwachen Familien.

Und auch „dahoam“ tut Daniel Wildfeuer Gutes; denn Restposten und Textilien mit kleinen Fehlern werden nicht etwa weggeworfen, sondern an die Kleideroase Grafenau des Bayerischen Roten Kreuzes gespendet. Und weil sich soviel Kreativität und Fleiß auszahlen, wird „meinherzschlag.de“ 2014 für den „Shop Usability Award“ nominiert. Und der Schwimmbreze folgt die Schwimmweißwurst. Und weil‘s dann quasi eh schon wurscht war, folgte 2016 die Quietsch-Leberkäs-Semmel für Hunde. Wieder ein Volltreffer!

„Ich vermisse die Weite und Wurstsalat“

Alles bestens also! Dennoch vermisst Daniel Wildfeuer die bayerische „Hoamat“ dann und wann: „Die Weite. Das genieße ich einfach, wenn ich wieder zuhause bin. Und natürlich den Wurstsalat vom Hafner Wirtshaus in Perlesreut.“ Dennoch ist er heimisch geworden am anderen Ende Deutschlands. Daniel Wildfeuer liebt die Elbe und den Hafen. Ganz anders sei es hier als in Bayern – aber dennoch sehr schön.

„Überhaupt ist Hamburg eine wunderschöne Stadt. Die Nähe zum Wasser, der Hafen, die Elbe, die Alster. Das hat einen ganz besonderen Charme. Trotzdem geht jedes Mal mein Herz auf, wenn wir das Schönberger Ortsschild passieren.“

Dennoch: Daniel Wildfeuer wird wohl nicht mehr nach Bayern zurückkehren. Er hat sich eingelebt in Hamburg, eine Firma gegründet, ein Haus gekauft. Und schließlich geht sein Sohn Fabian hier zur Schule. Auch die Freunde der Familie sind hier! Einer Rückkehr in die alte Heimat steht für Daniel und seine kleine Familie also nicht zur Debatte. „Wir besuchen zwei- bis dreimal im Jahr die Heimat. Da unser Sohn Fabian seit diesem Jahr in die Schule geht, wird es leider wieder etwas weniger, da wir uns an die Ferien halten müssen.“

Im „Erdnusserl“ in der Passauer Höllgasse bzw. in der Grabengasse kann man diese witzigen, boarischen, griabigen Bayern-Schmankerl – Fair Trade und Bio und ausschließlich aus Bayern – erstehen.

Passau