Erich Winkler mit neuer Hüfte
„Das Thema Tokio ist abgehakt“

27.01.2021 | Stand 13.09.2023, 6:55 Uhr
−Foto: n/a

Para-Radfahrer Erich Winkler bekam vor wenigen Wochen eine künstliche Hüfte. Nach der Reha arbeitet der Geisenhausener jetzt daheim am Comeback. Die Paralympischen Spiele in Tokio im Sommer hat der 52-Jährige allerdings gestrichen. Darum gibt‘s ganz andere Ziele für den Leistungssportler.

Geisenhausen. „Die Chance auf Tokio im Sommer war nicht allzu groß.“ Trotzdem hatte Erich Winkler voriges Jahr die Hoffnung nicht aufgegeben, doch noch die Quali für die Paralympischen Spiele im kommenden Sommer in Japan zu packen. „Bis meine Hüfte Zicken gemacht hat“, blickt der 52-Jährige zurück.

Zunächst trainierte Winkler im vergangenen Sommer mit Spritzen-Therapie und Tabletten weiter, „bis die Entzündung im Oktober immer schlechter wurde: Überbelastung. Da war schnell klar, dass ich eine neue Hüfte brauche.“ Da der Geisenhausener als selbstständiger Sportlehrer in den Landshuter Werkstätten arbeitet und ab November das Unterrichten aufgrund des Lockdowns nicht mehr möglich war, fasste der Para-Cycler rasch den Entschluss, die Hüft-Operation möglichst schnell durchführen zu lassen. Winkler zum Wochenblatt: „Wenn Sport wieder möglich ist, möchte ich acht Stunden stehen und auch unterrichten können.“

Gesagt, getan: Erich Winkler kam am 7. Dezember in Bogenhausen unters Messer, schuftete danach mehrere Wochen in der Reha am Starnberger See – und ist seit dem heutigen Mittwoch wieder daheim in Geisenhausen.

Seine Rennräder will der Niederbayer nicht mehr allzu lange in der Ecke warten lassen. Winklers ambitionierter Plan: „Im April möchte ich wieder Rennen fahren. Egal, wie es dann läuft, aber ich will einfach wieder dabei sein. Für heuer sind die Rennen mein Ziel.“ Die Zusage des Trainers habe er, wieder mit dem Nationalkader starten zu dürfen. Nur: „Das Thema Tokio ist für mich abgehakt.“ Die Paralympics sollen von 24. August bis 5. September in der japanischen Hauptstadt über die Bühne gehen. Winkler wird die Wettbewerbe – wenn sie denn überhaupt stattfinden können – von der heimischen Couch aus beobachten.

Allerdings geht der Blick des Para-Radfahrers aktuell viel weiter: „Mal schauen, wie es mir heuer geht und wie es mit der neuen Saison aussieht.“ Bis dahin gibt‘s aber jede Menge zu tun. Winkler schmunzelt: „Es ist unglaublich, wie schnell die Muskeln abnehmen. Gerade habe ich brutale Cellulite. Das muss ich als Erstes wegtrainieren, sonst traue ich mich in keine normale Radlerhose rein.“

Vorerst hat der 52-Jährige sowieso keinen großen Bedarf an „normalen“ Radklamotten. „Ich habe zu Weihnachten eine Mountainbiker-Hose mit Polsterung bekommen. So ist die Hüfte geschützt. Und: Ein Orthopäde passt mir zudem eine Carbonschale für die Hüfte an“, sagt Winkler. „Ich bin also vorbereitet. Auf die Hüfte zu fallen, wäre jetzt nicht gut.“

Auch wenn sein Rennkalender steht: Die diesjährige Saison ist äußerst fraglich und wacklig. Daher ist Erich Winkler umso glücklicher, dass „kein einziger meiner Sponsoren abgesprungen ist. Dieses Vertrauen freut mich riesig.“ Und ist für den Geisenhausener auch eine gute, finanzielle Basis. Schließlich verdient der selbstständige Sportlehrer zur Zeit kein Geld – „und Corona-Hilfen habe ich auch keine bekommen.“

Erich Winkler bleibt trotzdem Optimist durch und durch. Er winkt zwar ab und sagt: „Die nächsten Paralympics 2024 in Paris sind kein Ziel.“ Aber so recht glauben kann man das dem Leistungssportler nicht. Wenn die Cellulite wegtrainiert ist, wird sich der Geisenhausener schnell deutlich höhere Ziele stecken. Und für den Sommer 2024 hat der Rennradler sicher noch keine anderen Pläne.

Landshut