Landshuter Hochzeit
Die Herzogin neu entdecken

15.11.2020 | Stand 13.09.2023, 6:56 Uhr
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Ein Blick hinter die Kulissen der Herzogin von Bayern-Landshut eröffnet eine neue Perspektive der Landshuter Hochzeit.

Regensburg. Der Schreiber des Marktgrafen war von ihrer Schönheit begeistert: „Sie ist sehr hübsch und dazu aufrecht und lieblich von Angesicht. Sie hat über die Maßen schöne Hände...“ Der Textauszug stammt nicht etwa aus einer aktuellen Mitteilung, sondern ist von der Feder eines Menschen verfasst, der während des späten Mittelalters lebte. Der Schreiber hat die Landshuter Hochzeit 1475 begleitet. Quellen wie der seinen ist es zu verdanken, dass man sich heute auf die Spuren der Vergangenheit begeben kann. Marita A. Panzer hat das für ihr neues Buch „Hedwig – die Braut der Landshuter Hochzeit“, das kürzlich beim Verlag Friedrich Pustet (Regensburg) erschien, getan. Auf einer 112-seitigen Zusammenschau mit 27 Abbildungen zeichnet sie für das interessierte Publikum das Leben der polnischen Königstochter Hedwig nach.

Den Leser erwarten – auch in vielen vertiefenden Exkursen und Auflistungen – Informationen zu Hedwigs Familie, ihrer Abstammung, ihrer Kinderstube und Erziehung als polnische Königstochter. Die hoffnungsvollen Verhandlungen im Vorfeld ihrer Vermählung werden schließlich erfolgreich geführt. Hedwigs langer Brautzug zur kostspieligen Hochzeit in einem fremden Land endet für die junge Braut – nach kurzem Aufenthalt zur Feier in Landshut – schließlich am Hof von Burghausen. Dort spielt sich auch das Eheleben der letzten anerkannten Herzogin von Bayern-Landshut ab, die Geburt ihrer Kinder, von hier aus stiftete sie und fügt sich ein in Ungleichheit und streng reglementierten Alltag, ohne dabei ganz ihre eigene Urteilskraft zu verlieren: „Wie soll ich einen Sohn gebären, wenn mein Gatte ihn mir nicht in den Bauch schiebt?“, verteidigt sich die Schöne sinngemäß gegen Klagen. Ihre Tochter wird im Landshuter Erbfolgekrieg der Wittelsbacher Linien unerschrocken um das Erbrecht kämpfen.

„Am meisten überrascht bei meinen Recherchen“, so die Autorin, „hat mich, dass es noch keine vollständige Biografie von Hedwig gab. Teilstücke, aber nicht einmal eine kleine Lebensgeschichte der Frau, die auch, aber nicht nur, die Braut der Landshuter Hochzeit war.“ Den Wunsch, sich mit Hedwigs Leben zu befassen, so die Historikerin weiter, habe sie schon lange gehabt: „Die Festivitäten in Landshut haben mich auf die Idee gebracht.“ Dr. Marita A. Panzer, geboren 1949, hat im Hauptfach Bayerische Landesgeschichte promoviert und ist Autorin zahlreicher Biografien, fast alle von Frauen. An die historischen Persönlichkeiten, über die sie recherchiert, geht sie, wie sie selbst sagt, „mit kritischer Distanz heran, um ihnen gerecht zu werden.“

Das liest man auch in der kürzlich in der Reihe der kleinen bayerischen Biografien erschienen Geschichte von Hedwigs Leben. Denn obwohl – mangels von Hedwig selbst verfasster und überlieferter Quellen – man über deren Charakter nur spekulieren könnte, so ist doch anhand der geordneten Sammlung von äußeren Zeugnissen über sie mehr, als nur ein flüchtiger Eindruck von ihrem Wesen möglich. Insofern kann die Lektüre sowohl als schneller Informationsüberblick, als auch mit tieferem Interesse gelesen werden. Im Anhang finden sich zudem Stamm- und Zeittafeln, sowie Bildnachweise, Quellen- und Literaturverzeichnis.

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