Digitalexperte mit Appell
„Online-Unterricht muss ein Standard-Baustein sein“

01.10.2020 | Stand 24.07.2023, 20:31 Uhr
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Der Essenbacher Digitalexperte Michael Pickhardt appelliert in Zeiten von Corona und drohendem Homeschooling an die Politik: „Macht bitte endlich Eure Hausaufgaben!“

Essenbach. Das Schuljahr in Bayern ist mit vollen Klassenzimmern gestartet. Allerdings mussten bereits nach wenigen Tagen erste Schüler, Lehrer und sogar ganze Klassen nach Hause in Quarantäne geschickt werden. Ein Zustand, der die Schulen vermutlich weit bis ins kommende Jahr begleiten wird. Distanzunterricht – das sogenannte Homeschooling – wird daher abermals eine starke Rolle einnehmen.

Digitalexperte Michael Pickhardt, Vorstandsvorsitzender der TDT AG mit Sitz in Essenbach, die seit über vier Jahrzehnten ein Pionier und Vorreiter für Lösungen in der digitalen Kommunikation ist, hat eine klare Forderung: „Wir brauchen für Distanzunterricht ein einheitliches und technisch sicheres Konzept, das verpflichtend ist, für alle gilt – und endlich als Standard-Baustein im Zuge der Digitalisierung unserer schulischen Einrichtungen genutzt wird.“

Aus den Erfahrungen des vergangenen Schuljahrs habe man gelernt, dass die Schwierigkeiten und Berührungsängste zum Thema Online-Unterricht auf verschiedenen Ebenen liegen. „Man kann ja einen Distanzunterricht, der online stattfinden soll, nicht einfach nur anordnen“, führt Michael Pickhardt aus: „Denn nicht jeder hat einen Computer zuhause. Über diese Ungleichheit hinaus, die soziale Gründe wie Auswirkungen hat, verfügt auch nicht jede Schule über eine gute Internet-Anbindung.“

Der Digitalexperte appelliert an die Adresse der politisch Verantwortlichen: „Macht bitte endlich Eure Hausaufgaben! Spiegelt das, was längst digitaler Alltag ist, in den Schulen wider! Denn wäre dies so, würde die Corona-Problematik unter dem Aspekt des Distanzunterrichts kein Problem sein.“ Das sei keine neue Herausforderung, sondern wurde einfach in den letzten Jahren schlicht weggeschoben! Er fordert: „Wir müssen das babylonische Durcheinander von technischen Tools auflösen, die im Einsatz sind – Zoom, Microsoft Teams, Schoolfox et cetera – und die ein sehr unterschiedliches Effizienz-Nutzen-Echo haben. Es gibt digitale Angebote, dort wird probiert, hier nicht – je nach Lust, Laune, Motivation und Wissensstand.“

Michael Pickhardt, der sich seit Jahrzehnten mit Sicherheit in der Telekommunikationstechnik beschäftigt, betont hier noch einen Aspekt, der oft unbeachtet bleibt: „Viele dieser jetzt schnell eingesetzten Konferenzsysteme bergen ein hohes Maß an IT-Sicherheitsrisiken, wenn beispielsweise die anfallenden Daten nicht auf einem deutschen Server gespeichert werden, sondern irgendwo auf der Welt – ohne zu wissen, wer darauf Zugriff hat und was mit diesen Daten geschieht. Wer schaut denn noch bei meiner Video-Konferenz zu?“

Die zum Schulbeginn 2020/2021 von der Politik vorgelegten Szenarien von Distanzunterricht reichen Michael Pickhardt nicht aus: „Distanzunterricht spielt beispielsweise im bayerischen ,Drei-Stufen-Plan‘ als Information für Eltern und Erziehungsberechtigte nur eine Nebenrolle.“

Der TDT-Chef weiter: „Der mobile ,Heimarbeitsplatz‘ – in der freien Wirtschaft schon länger beliebt – wird auch in der schulischen Umgebung eine sinnvolle Ergänzung zum Präsenzunterricht sein. Wir brauchen zur Schulung und Umsetzbarkeit von Distanzunterricht ein einheitliches und technisch sicheres Konzept, das verpflichtend für alle gilt – und endlich als Standard-Baustein im Zuge der Digitalisierung unserer schulischen Einrichtungen genutzt wird.“ Beim virtuellen Klassenzimmer – sei es das Live-Zuschalten von Experten, der gemeinschaftliche Sprachunterricht mit einer Schulklasse in Bordeaux oder bei einer interaktiven Besichtigung des Kolosseums – könne man die Lehrkräfte wie auch die Eltern und die Schüler allesamt mitnehmen und begeistern, so dass Digitalisierung aktiv gelebt werde. Pickhardt: „Das ist kein Corona-Notnagel, sondern es sollte die Schule von heute sein. Es wird aber wohl erst die Schule von morgen sein, weil unsere Politik es gestern verschlafen hat.“

Landshut