Gastronom ohne Krise
Das Wunder von der Ellermühle

19.08.2020 | Stand 13.09.2023, 6:58 Uhr
−Foto: n/a

Robert Jovic, Chef vom „Flieger-Pfandl“ macht in seinem Lokal mehr Umsatz als vor der Corona-Pandemie.

Ellermühle. Es sind erstaunliche Neuigkeiten, die Robert Jovic, der Wirt des Flieger-Pfandls am Flugplatz Ellermühle bekannt gibt. Strenge Auflagen, die anderen die Existenz abschnüren, hin oder her: Er mache 25 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr.

Dass die Corona-Pandemie viele betreffe, sagt Robert Jovic, weiß er: „Ich kenne die Umstände, in die Kollegen und Freunde geraten sind. Dennoch will ich ihnen Mut machen, nicht aufzugeben.“ Freilich hat auch das Flieger-Pfandl schließen müssen. Dennoch: „Seit wir wieder offen haben, erwirtschaften wir kontinuierlich mehr, als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs – ohne Preiserhöhung.“ Wie geht das? „Mit Liebe und Engagement. Man darf nicht Warten auf Hilfe, die vielleicht nicht oder viel zu spät kommt. Man muss sofort selber ran: Neuer Businessplan, neue Kalkulationen und dann ja nicht aufgeben! Es geht, wenn man liebt. Ich will allen Mut machen, es zu schaffen!“

Um Liebe geht es, sagt der gelernte Gastronom, der als Jungkoch begann, bis zum Küchenchef aufstieg und sich dann mit dem eigenen Lokal „einen Traum verwirklicht hat“. Er liebe das Kochen, aber auch die Bewirtung der Gäste. „Die Küche ist mein Paradies“, sagt Jovic schwärmend, „wenn ich koche, dann bin ich in meinem Element. Die Gerüche, die Geschmäcker, alles fantastisch und Raum für neue, kreative Ideen, um zu verwöhnen.“ Auch um die Herausforderung ginge es ihm.

Ob er einen Tipp für Kochmuffel hat? „Zu uns kommen“, lacht er und: „Sonderwünsche kein Problem, kein Ruhetag, durchgehend offene Küche.“ Aber mal im Ernst: Was ist sein Geheimnis? „Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht, aber dass eine Umsatzsteigerung stattfindet, war zu erwarten. Seit wir 2011 das Lokal geöffnet haben, wird es jährlich mehr, um die 15 Prozent. Wir unternehmen auch etwas dafür, das ist eine Folge von langjähriger Arbeit. Die müssen wir auch leisten, weil die Ausgangslage so weit draußen ziemlich schwierig ist. Vorher war hier jährlich Pächterwechsel. Seit wir vor zehn Jahren angefangen haben, läuft es sehr gut. Also habe ich auch dieses Jahr mit mehr gerechnet – nur das Ausmaß, diese 25 Prozent, überrascht mich. Das ist kein Erfolg mehr, das ist ein Wunder. Ich bin sehr glücklich darüber.“

Sogar Catering, das er vorher auch noch gemacht habe, habe er absagen müssen, weil die Kapazitäten dafür einfach nicht mehr da wären: Ihm mangle es nicht an Aufträgen, ihm mangle es an gutem Personal.

Viele Gäste wären regelmäßig da, werden persönlich begrüßt, so Jovic. Aber auch über Neuankömmlinge freue er sich immer. Und was sagen sie, diese Gäste? Familie Schebesta meint: „Hier gibt es was zu sehen, wenn die Flugzeuge landen. Außerdem kann man schön spazieren gehen und das Essen ist gut. Wir kommen regelmäßig.“

Marco Budweiser ist Beauftragter für Luftaufsicht, kennt Robert Jovic von Anfang an: „Die Öffnungszeiten passen. Ein Flugplatz ohne ein Restaurant, da fliegt keiner hin. Am Funk hört man die Frage: Hat euer Restaurant offen? Ja? Dann landen wir. – Und Lärm scheint die Gäste, die hierherkommen, auch nicht beim Essen zu stören. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel.“

Auch Hermann Luger und Christian Löffelmann, beide Fluglehrer, bestätigen das Gesagte: Sie essen oft hier, weil die Küche sehr gut sei. Im Übrigen, so die beiden, sei Robert Jovic ja auch nicht nur Wirt: „Außerhalb der Betriebszeiten hat er nebenbei gelernt, die Flugleitung zu übernehmen und kann das Löschfahrzeug fahren. Er ist der Hauptmann am Flugplatz, der Ansprechpartner für alle Fragen.“

Tatsächlich? „Ja“, sagt der Wirt des Flieger-Pfandls strahlend: Herum sitzen, das sei nichts für ihn. „Ich muss einfach was tun, von 7 bis 22 Uhr bin ich beschäftigt und das ist gut so!“

Bei aller Freude über das Wunder, ein Gedanke lässt ihn nicht los: „Wir wissen nicht, was der Winter bringt. Diese Unsicherheit ist schon eine Belastung. Aber der Flugplatz braucht einfach ein gesundes Restaurant. Wir werden es schaffen – Masken hin oder her.“

Landshut