Im BMW-Werk in Landshut entdeckt
Dieses Feldhasen-Baby ist der flauschigste X3 aller Zeiten

12.08.2020 | Stand 13.09.2023, 6:30 Uhr
−Foto: n/a

Süßer Mini-Hoppler irrte durchs Landshuter BMW-Werk – nach der Rettung wird das Waisenkind ordentlich aufgepäppelt.

Landshut. Dieser X3 ist wirklich süß – und wiegt gerade mal 160 Gramm!

Am Donnerstag hat BMW-Mitarbeiterin Kathrin Weindl auf dem Werksgelände des Autobauers in Landshut ein flauschiges Findelkind entdeckt.

Das Feldhasen-Baby, das an diesem Nachmittag über das Areal irrt, hat offenbar seine Mutter verloren. Das Jungtier bewegt sich auf gefährlichem Terrain: Verkehr, natürliche Fressfeinde – ohne Hilfe hat es wohl keine Überlebenschance! Kathrin Weindl handelt gedankenschnell und alarmiert die Retter vom Verein Wildtierwaisen-Schutz e.V.

Vereinsvorstand Sabine Gallenberger nimmt sich des kaum handtellergroßen Hopplers an. Die 38-Jährige ist seit Jahren in der Tierrettung aktiv. Zunächst standen Eichhörnchen im Mittelpunkt, vor gut zwei Jahren dann gründete sie gemeinsam mit Mutter Heidi den Wildtierwaisen-Schutz e.V. „Wir haben nicht damit gerechnet, welche Dimension das annimmt“, erzählt sie. Sie allein hat momentan etwa 50 Tiere in Pflege, die sie in ihrer Münchner Wohnung, im Garten und in einer Voliere am Stadtrand fit für das Leben in freier Wildbahn macht.

Hier geht‘s zum Artikel in der Wochenblatt-Printausgabe

Ohne menschliche Hilfe wären die Tiere verloren. Sie wurden von Autos angefahren, von landwirtschaftlichen Maschinen verletzt oder waren in anderer lebensbedrohlicher Lage. Sabine Gallenberger ist spezialisiert auf Feldhasen, überdies Siebenschläfer, Eichhörnchen und Wildkaninchen. Ihr Verein kümmert sich aber auch um andere hilfsbedürftige Tiere: Rehkitze, Igel, Marder und und und.

Besonderer Fürsorge, so erzählt die 38-Jährige, bedürfen ihre derzeit 14 „Flaschenkinder“, die alle zwei Stunden mit spezieller Aufzuchtmilch gefüttert werden. „Das sind meine Intensivpatienten“, sagt sie. Der Landshuter Feldhasen-Nachwuchs, bei seiner Entdeckung gut eine Woche alt, gehört ab sofort dazu. Noch ist der Neuzugang ein Leichtgewicht, bringt gerade mal 160 Gramm auf die Waage. In Anlehnung an den Fundort am BMW-Werk hat sie den Kleinen „X3“ getauft.

X3 muss jetzt erstmal ordentlich Gewicht zulegen. Etwa 1 bis 1,5 Kilogramm soll er erreichen, um in freier Natur bestehen zu können. Gut zwei Monate wird das wohl dauern.

Die Wildtierrettung, der sich Sabine Gallenberger verschrieben hat, kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Geld. Futter, Medikamente und Equipment verschlingen erhebliche Summen. Finanzielle Förderung von Stadt oder dem Freistaat gibt's nicht, erzählt sie. Der Verein ist auf Spenden und Patenschaften angewiesen, um die Tierrettung auch in Zukunft fortsetzen zu können. „Es ist sehr aufwendig. Viele Initiativen mussten schon aufgeben“, erzählt die Tierschützerin

Für das Wohl der ihr anvertrauten Tiere zu sorgen, ist für Sabine Gallenberger zur Lebensaufgabe geworden. Sie ist selbständig, führt in München ein Schreibwarengeschäft. Das funktionierte, weil zumeist Papa Dieter den Laden schmiss und sich die Tochter der zeitintensiven Vereinsarbeit widmen konnte. Allerdings: der Papa wird in Kürze 80 und nicht mehr lange hinter der Ladentheke stehen können.

Sabine Gallenberger hat „schweren Herzens“ eine Entscheidung getroffen: Sie wird ihren Laden aufgeben und sich neu orientieren. Job und Tierrettung unter einen Hut bringen, diesen Spagat will sie schaffen. „Eine Tätigkeit im Home office wäre ideal“, sagt die gelernte Reiseverkehrskauffrau.

Die aufopferungsvolle Hilfe für Wildtiere will Sabine Gallenberger, die 2014 den Bayerischen Tierschutzpreis erhielt, nicht aufgeben. Von ihrem Engagement hängt das Überleben vieler gefährdeter Tiere ab. Denn eins ist sicher: Der nächste „X3“ in Not kommt bestimmt ...

~~Wer den Verein unterstützen will, kann an Wildtierwaisen-Schutz e.V., IBAN: DE 18701664860001217585, VR Bank München Land spenden. Mehr Infos im Internet unter wildtierwaisen-schutz.de und Telefon 0151/41666688

Landshut