Landrat Dreier ist stinksauer
„Wir Niederbayern sind keine Deppen und Dummköpfe“

25.06.2020 | Stand 03.08.2023, 19:09 Uhr
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Peter Dreier ist der Kragen geplatzt: Der Landrat des Landkreises Landshut kündigt erbitterten Widerstand gegen die Pläne an, die Kapazität der Mega-Stromtrasse von zwei auf vier Giga-Watt zu erhöhen.

Landkreis Landshut. Die Planungen für die Mega-Stromtrasse (Süd-Ost-Link) von Norddeutschland nach Bayern stellen nach den Worten von Landrat Peter Dreier (Freie Wähler) eine „bodenlose Unverschämtheit“ und „beispiellose Rücksichtslosigkeit“ dar. Als einzige von 47 geplanten Höchstspannungs-Leitungen, die durch Deutschland gezogen werden, soll die bei den bisherigen Atomkraftwerken Isar endende Leitung für eine doppelte Kapazität ausgelegt werden – für vier statt zwei Gigawatt Stromleistung. Was sich zunächst banal anhört, würde für den Raum Landshut den doppelten Flächenverbrauch für eine Strom-Konverter-Anlage sowie gigantische Freiland-Stromleitungen zur Folge haben.

„Heimlich, durch die Hintertür“ ist diese Weichenstellung vorgenommen worden, erklärt Landrat Peter Dreier. „Klammheimlich hat man im Gesetz über den Bundesbedarfsplan, kurz BBPlG, eine kleine, vordergründig unscheinbare Änderung vorgenommen, die aber für unsere Region massive Belastungen mit sich bringen würde“, erklärt Dreier, der mit den Bürgermeistern mehrerer Landkreis-Gemeinden (Essenbach, Niederaichbach, Bayerbach und Postau) sowie Landes- und Bundespolitikern aus der Region an zahlreichen Veranstaltungen des Unternehmens Tennet, des Vorhaben-Trägers, teilgenommen hat.

~„Belastungen vergleichbar mit der WAA in Wackersdorf“ ~

Diese Termine hätte man sich letztlich sparen können, betont Landrat Dreier: „Hier wurden nur Öffentlichkeits-Beteiligung und Rücksichtnahme vorgegaukelt. Auf keinen der Vorschläge aus den Reihen der Kommunalpolitiker und damit der Vertreter der Bürger, des Souveräns in einem demokratischen Staat, ist ernsthaft eingegangen worden.“ Stattdessen ist nun für die Stromleitungen auf der Trasse Magdeburg-Niederbayern vorgesehen, neben den zuerst zu füllenden Erdkabel-Rohren noch Leer-Rohre für zwei Gigawatt zusätzlicher Übertragungs-Leistung zu verlegen.

„Die Belastungen für die Region Landshut wären aus meiner Sicht so gravierend wie seinerzeit die durch eine Atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf für die mittlere Oberpfalz“, zieht Landrat Dreier einen anschaulichen Vergleich: Die Berliner Pläne führten dazu, dass man die doppelte Fläche für eine Konverter-Anlage (Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom) bräuchte, nämlich statt sechs oder sieben Hektar dann zwischen zwölf und 15 Hektar. Darüber hinaus würden zusätzliche Freileitungen vom Konverter zum Umspannwerk und zum Verteilerknoten Altheim/Gaden notwendig.

~Niederbayern – keine Deppen und keine Dummköpfe ~

Dies alles würde für die Region fatale Nachteile und massive Folgelasten bringen, betont Landrat Dreier. „Wir Niederbayern sind ja gutmütige Menschen, aber die Zeiten sollten vorbei sein, in denen man uns für Deppen hält und uns wie Dummköpfe behandeln will“, schimpft der Landkreis-Chef.

Die Region Landshut leistet seit den 1960er Jahren einen weit überdurchschnittlichen Beitrag für die Energie-Versorgung Bayerns und Deutschlands, wie Dreier betont: „Bei uns sind drei Atomkraftwerke (AKW) gebaut worden, zwei Atomkraftwerke bei Ohu – Gemeinden Essenbach und Niederaichbach – bildeten jahrzehntelang das Rückgrat der Stromversorgung Bayerns.“

„Wir werden auch künftig unseren Anteil leisten, aber es kann nicht sein, dass wir zusätzlich zum atomaren Zwischenlager für Brennelemente am AKW-Standort Isar und alsbald einer neuen Bereitstellungshalle für schwach- und mittelradioaktive Abfälle nun auch im Rahmen der Energie-Wende mehr Lasten zu tragen haben als jede andere Region Deutschlands.“ Landrat Dreier kündigt erbitterten Widerstand gegen diese Berliner Pläne an. Und er fordert die Bundesregierung und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mit allem Nachdruck auf, sich über die Situation kundig zu machen, bevor, wie geplant, die Nord-Süd-Stromtrassen im Juli im Bundeskabinett behandelt werden.

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