Nachhaltigkeits-Projekt für den Winterdienst
Develey kippt das „Gurkenwasser“ auf die Straße

11.12.2019 | Stand 13.09.2023, 0:43 Uhr
−Foto: n/a

Nein, das ist kein adventlicher Scherz! Die Firma Develey mit ihrem Werk in Dingolfing – dort werden überwiegend saure Gurken hergestellt – produziert jetzt Salz für den hiesigen Winterdienst. Der Dingolfinger Develey-Werkleiter Thomas Huber freut sich über das gelungene Pilot-Projekt: „Wir bereiten das Salzwasser auf, reinigen es und stellen es dem Winterdienst als Sole zur Verfügung. Unser Unternehmen steht zu 100 Prozent hinter diesem Projekt, schließlich wird bei uns das Thema Nachhaltigkeit großgeschrieben.“

DINGOLFING/LANDSHUT Selbst Verkehrsminister Dr. Hans Reichhart ist begeistert von der niederbayerischen „Gurkenwasser“-Idee: „Wir recyceln das übrig gebliebene Salzwasser der Firma Develey und verringern so die Menge an Salz, das in die Umwelt gelangt – eine Win-win-Situation!“

Die Autobahn- und Straßenmeistereien in Bayern stellen die Sole, die sie in flüssiger Form auf die Straßen aufbringen, im Regelfall selbst her, indem sie Tausalz in Soleanlagen mit Wasser mischen.

Das Pilot-Projekt ermöglicht es nun, den Salzverbrauch, um rund 700 Tonnen zu reduzieren. Die Straßenmeistereien rund um das Develey-Werk in Dingolfing werden in diesem Winter erstmals mit Salzwasser der Firma beliefert, das bei der Produktion von Salzgurken entsteht und normalerweise über eine Kläranlage entsorgt wird. Werkleiter Huber zum Wochenblatt: „Die aus unserem Salzwasser gewonnene Sole dürfte für rund 1.500 Kilometer Straße reichen. Eine tolle Sache!“

In einer ersten Kalkulation rechnet Thomas Huber mit einer „Null-Rechnung“ für Develey: „Einerseits sparen wir hier eine ordentliche Summe an Abwasserkosten, andererseits benötigen wir zusätzliche Mitarbeiter, und wir müssen das Wasser aufsalzen.“ Denn der gewöhnliche Salzanteil liege beim Develey-Gurkenwasser bei 10 bis 11 Prozent, für die Sole seien jedoch 20 bis 21 Prozent nötig.

Und sollte Develey hierbei sogar „draufzahlen“ müssen, sei dies für das Unternehmen kein Beinbruch. „Solange sich die Kosten im Rahmen bewegen, ist es uns das auch wert. Wir wollen ein Beispiel aufzeigen, was alles im Sinne der Umwelt möglich ist. Vielleicht finden sich Nachahmer“, so der Develey-Werkleiter.

Auf die Idee sei man im Dingolfinger Werk vor rund zweieinhalb Jahren gekommen, „als wir gesehen haben, wie in der benachbarten Straßenmeisterei eigenständig Salzwasser hergestellt wurde“, so Huber. Bei Develey sei dies ein Abfallprodukt. Zahlreiche Tests und Analysen hätten dann schnell ergeben, dass die Sole ohne Bedenken auf die Straßen aufgebracht werden könne.

Wer aber jetzt die Sorge hat, dass die Straßen rund um Dingolfing im Winter nach sauren Gurken riechen, den kann Thomas Huber beruhigen: „Der Laie erkennt keinen Unterschied zwischen unserer Sole und dem herkömmlichen Salz. Und: Die Straßen und Autos werden ganz sicher auch nicht grün wie unsere Gurken!“

Landshut