„Erbarmungswürdige Zustände“
Skrupellose Geschäftemacherei – das Tierwohl bleibt auf der Strecke

06.11.2019 | Stand 13.09.2023, 0:49 Uhr
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Nachdem in Landshut illegale Welpen entdeckt wurden, gibt ein Tierschützer Einblick in die skrupellosen Praktiken, unter denen die Hundebabys „produziert“ werden

LANDSHUT Der illegale Handel mit Welpen boomt – und das miese Geschäft macht auch vor der Region Landshut nicht Halt!

Jüngstes Beispiel: Am vergangenen Freitag wurde eine Frau (31) aus dem Landkreis auf eine Welpenanzeige im Internet aufmerksam und setzte sich mit der Verkäuferin (46) in Verbindung. Schnell kam das böse Erwachen. Das Jungtier war nicht geimpft oder gechippt, notwendige Papiere lagen nicht vor. Die 31-Jährige schaltete die Polizei ein. Gegenüber den Beamten räumte die 46-Jährige später ein, dass der Welpe aus Rumänien nach Deutschland eingeführt worden sei. In der Wohnung der Frau in Landshut entdeckten Polizeibeamte noch einen weiteren Junghund, für den sie ebenfalls keinerlei Papiere bzw. Nachweise über Impfungen vorlegen konnte.

Immer wieder werden in Deutschland Fälle bekannt, wo Polizei oder Zoll Transporte aus dem Verkehr ziehen. „Der illegale Handel mit Welpen hat gefühlt zugenommen“, sagt Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation TASSO. Seine Erklärung: „Es ist ein einfaches Geschäftsmodell, das riesige Profite abwirft.“ Und wenn es ums Geld geht, spielt das Tierwohl keine Rolle.

Um die Nachfrage zu befriedigen, werden vor allem in Osteuropa (z. B. Ungarn, Slowakei, Rumänien), aber auch in Deutschland Hunde unter teils katastrophalen Bedingungen gehalten. Die Muttertiere seien „reine Gebärmaschinen“, die unter „erbarmungswürdigen Zuständen“ vor sich hinvegetieren, weiß Ruckelshaus. In düsteren Verschlägen, ohne Auslauf oder medizinische Versorgung. Es fehlen zumeist notwendige Impfungen, auch werden die Welpen viel zu früh vom Muttertier getrennt, was zu schweren Verhaltensstörungen führen kann.

Beim großen Geschäft mit den kleinen Hunden sind hierzulande kurzköpfige Rassen (z.B. Französische Bulldogge, Mops, Chihuahua), Golden Retriever und Labrador, aber auch so genannte Listenhunde (z. B. American Staffordshire, Pitbull), die in Bayern unter die Kampfhundeverordnung fallen, besonders gefragt.

Der skrupellosen Geschäftemacherei einen Strich durch die Rechnung machen könnten in erster Linie die potenziellen Käufer. Von den „Schnäppchen-Angeboten“ im Internet sollte man die Finger lassen, mahnt Ruckelshaus. Doch nicht wenige lassen sich von den Billigpreisen verführen. Während man für einen Welpen aus kontrollierter Zucht je nach Rasse zwischen 1.500 und 2.000 Euro hinblättern muss, gibt‘s die Vierbeiner aus der Qual-Zucht schon für Dumpingpreise um 300 Euro.

Statt auf dubiose Angebote zu schielen, empfehlen Tierschützer, in den Tierheimen der Region nachzufragen. „Hier warten zahlreiche Hunde, auch Rassehunde und Welpen, sehnsüchtig auf ein neues Zuhause“, heißt es auf der TASSO-Homepage.

Einen Fall von illegalem Welpenhandel hat die Polizei Landshut in der letzten Woche gestoppt. Die beiden Hunde, vermutlich Mischlinge, sind in amtliche Verwahrung gekommen und inzwischen an ein Tierheim übergeben worden. Die 46-jährige Frau, die die Tiere zum Kauf anbot, muss mit Konsequenzen rechnen. „Es wurden Ermittlungen wegen Verstößen nach dem Tiergesundheitsgesetz bzw. Tierschutzgesetz eingeleitet“, so ein Polizeisprecher.

Ob sich schwarze Schafe davon beeindrucken lassen, erscheint fraglich. „Schärfere Strafen wären wünschenswert“, sagt Ruckelshaus. Aber auch die Kaufinteressenten stehen in der Verantwortung, auf illegale Hundebabys angemessen zu reagieren. Wie es gehen kann, hat in der vergangenen Woche die 31-jährige Frau aus dem Landkreis Landshut gezeigt …

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