Abschlussfest
Nach dem Erdbeben im April 2015 – Nepalhilfe schließt Sanierungsarbeiten an 15 Schulen ab

21.11.2019 | Stand 02.08.2023, 19:05 Uhr
−Foto: n/a

Das gewaltige Erdbeben im April 2015 hatte auch für die Schulen der Nepalhilfe Beilngries drastische Folgen, denn 15 davon wurden vollständig oder teilweise zerstört. Mit einem Kostenaufwand von annähernd zwei Millionen Euro gelang es sie in den zurückliegenden vier Jahren wieder zu errichten. Diese Leistung sollte am 31. Oktober an einer der sanierten Schulen gewürdigt werden. Die Jana Jagriti Secondary School von Sangachok war der Veranstaltungsort an dem sich allen Gästen ein beeindruckendes Bild bot.

BEILGRIES Die Mitglieder der Nepalhilfe Beilngries und deren Freunde und Unterstützer waren überwältigt von dem, was man dafür vorbereitet hatte. Schon der Anblick der in ihren traditionellen Gewändern gekleideten vielhundertköpfigen Besucher aus den umliegenden Dörfern war beeindruckend. Für diese Region sollte der Tag sicher ein Ereignis werden, dessen man sich lange erinnert.

Maskentänzer aus Tibet, Tanzgruppen der Schulen des Sindhupalchok Distriktes und Männergesänge, welche die bayerischen Betrachter an Schnadahüpfl hierzulande erinnerten, bildeten weitere optische und akustische Bausteine die der Feier einen besonderen Stellenwert verliehen. Nicht fehlen durften in dem mehrstündigen Programm natürlich die Reden von Politikern. Allen voran Nepals Vizepremierminister, Nanda Bahadur Pum, der im Hubschrauber samt Bodyguards eingeschwebt kam. Sie alle nutzten die günstige Gelegenheit, um vor dem außergewöhnlich großen Auditorium über ihre politischen Erfolge zu parlieren. Auch das kam den Besuchern irgendwie bekannt vor.

Bewegende Rede

Der Vizepremier ging in seinen Dankesworten auf die schon so lange währende Verbindung zwischen Bayern und Nepal ein. Was im Jahr 1992 als kleines Pflänzchen zu wachsen begann habe sich über die Jahre zum ausladenden Baum entwickelt, der bis in den Süden Nepals reiche. Ein Spiegelbild für die enge und konstruktive Zusammenarbeit stelle dazu das Logo der Nepalhilfe dar, die beiden ineinandergreifenden Hände vor der Kulisse der hohen Berge.

Ralf Petschl, der Erste Vorsitzende der Hilfsorganisation ging in seiner Rede auf die Notwendigkeit, einem jungen Menschen einen Zugang zu Bildung und Erziehung zu verschaffen denn dies erhöhe damit ihre Chancen für eine erfolgreiche Berufslaufbahn. Gerade dafür stünde die Arbeit der Nepalhilfe Beilngries.

Ergreifend für die Gäste Bayern waren die in deutscher Sprache formulierten Worte der 14-jährigen Isha Tamang mit denen sie sich stellvertretend für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler für das überwältigende Engagement der Nepalhilfe bedankte. Sie verband dies mit der Bitte doch auch künftig auf die Belange ihrer Schulen und deren Schüler zu achten und schloss mit dem Wunsch:“Möge Gott sie und alle schützen die uns geholfen haben um diese große Werk zu schaffen!“. Da sah man in manchem Augenwinkel der Gäste eine kleine Träne.

Vizepremier Bhahadur Pum enthüllte danach eine Wandtafel die an diesen denkwürdigen Tag erinnern wird. Glücksschals in verschiedenen Formen und Farben gab es für die Gäste als Geste des Dankes und des gegenseitigen Respekts. Danach entschwand der hohe Gast in Richtung Kathmandu. Verständlich, dass der lokale Bürgermeister ob dieses hohen Besuches vor Stolz und Freude schier platzte – der zweithöchste politische Vertreter Nepals in seinem Bergdorf!

Im Licht der untergehenden Sonne ging die Feier zu Ende und der neu gepflasterte Schulhof begann sich zu leeren. Die einheimischen Besucher kehrten zurück in ihre entlegenen Dörfer und Gehöfte. Er wird ihnen lange in Erinnerung bleiben, dieser Tag. Das gilt aber auch für die Besucher aus Deutschland und Österreich, unter denen sich auch der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger Ralf Dujmovits und der Kölner Journalist Stefan Nestler befanden. Beide hatten sich mit der Aktion „School up“ besonders der Wiederherstellung der Shree Setidevi Secondary School von Thulosirubari angenommen. Mit im Kreis der Gäste war auch die Witwe des bereits 1999 verstorbenen Rajendra Giri aus Kadambas, dem Ort in dem im Jahr 1995 die „Michl-Dacher-Schule eröffnet wurde. Wer hätte sich damals gedacht, dass ihr weitere 20 in der Region folgen sollten. Drei davon standen am Folgetag noch auf dem Besuchsplan. Sie waren ein Beleg dafür, dass sich die Mühen der Freunde vor Ort bezahlt gemacht hatten. So konnte man sich etwa in Chautara und dem schon erwähnten Thulosirubari einen Eindruck darüber verschaffen was Sunil Shrestha und Shyam Pandit, die Ansprechpartner vor Ort, mit den Baukoordinatoren realisiert hatten, ehe es dann wieder zurück in die Hauptstadt ging.

Gürtel enger schnallen

Nun gilt es zunächst innezuhalten und die Restarbeiten zu koordinieren. Begrenzungsmauern, Außenanlagen und allem voran die Komplettierung des Schulinventars stehen dazu auf der Agenda. Innezuhalten aber auch weil die finanziellen Ressourcen der kleinen Hilfsorganisation nicht unbegrenzt sind. Da schüttelt man einen Millionenbetrag nicht einfach aus dem Ärmel. Zudem ist man in der Pflicht mit dem Unterhalt der anderen Einrichtungen, wie etwa dem Shaligram Kinderhaus und diversen Gesundheitseinrichtungen. Konsolidierung ist also angesagt um weiter einen soliden Boden unter den Füßen zu haben. Verständlicherweise setzt man dazu auf die finanzielle Unterstützung von Spendern aber auch auf Eigeninitiative wie den Verkauf des Jahreskalenders „Himalaya 2020“ oder die Erlöse aus den Benefizveranstaltungen. Erst dann kann und will man sich konkrete Gedanken wie etwa über die Finanzierung zum Bau einer Tagesbetreuungseinrichtung für geistig und körperlich behinderte Menschen in Lubhu machen.

Weitere Details – Bankverbindung, Kalender, Projekte– findet der Interessierte im Internet unter www.nepalhilfe.org.

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