Ärger über Bayerstorfer Behauptungen
Ganz Freising wundert sich über den Erdinger Landrat

26.03.2020 | Stand 03.08.2023, 7:41 Uhr
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Mit Verwunderung und Unverständnis haben das Landratsamt Freising und die Leitung des Klinikums Freising auf Äußerungen des Erdinger Landrats Martin Bayerstorfer reagiert, nach denen es keine Kapazitäten mehr für COVID-19-Patienten in Freising gebe und der Landkreis Erding einspringen müsse.

Freising/Erding. „Als der von der Coronavirus-Pandemie mit am stärksten betroffene Landkreis in Bayern haben wir uns schon sehr früh mit dem Aufbau von Kapazitäten für die Betreuung von Infizierten und der Beschaffung von medizinischen Material befassen müssen. Dies in Frage zu stellen und von „erschöpften Kapazitäten“ zu sprechen, verunsichert die Bevölkerung und entspricht nicht den Tatsachen“, betont Klinikums-Geschäftsführer Andreas Holzner.

Auslöser der Verärgerung sind Aussagen des Erdinger Landrats Martin Bayerstorfer in der Lokalpresse, nach denen die Kapazitäten in Freising erschöpft seien und man bereits Patienten habe übernehmen müssen. Auch betonte Bayerstorfer, man müsse den Landkreis Freising und den Landkreis Ebersberg unterstützen.

„Wir arbeiten eng mit allen Kliniken in der Region zusammen. Kommt es zwischen diesen in Einzelfällen zu Verlegungen von Patienten, handelt es sich stets um individuelle Entscheidungen zur optimalen Weiterbehandlung von Schwersterkrankten, ein gegenseitiges Aushelfen vor allem bei Intensivplätzen ist schon immer gelebte Praxis“, so Holzner.

Die reibungslose und höchst professionelle sowie kollegiale, übergreifende Zusammenarbeit innerhalb der drei gleichberechtigten Landkreise des Rettungszweckverbands sollte nicht durch derartige wahlkampfgetriebene Äußerungen beeinträchtigt werden. Bei der Bewältigung der immensen Herausforderungen, die die Coronavirus-Pandemie an uns alle stellt, ist Geschlossenheit gefragt“, ergänzt Holzner.

„Niemand kann aktuell sagen, wie dramatisch sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt, aber das Klinikum, der Landkreis und der Katastrophenschutz arbeiten eng zusammen, um die bestmögliche Versorgung von Erkrankten sicherzustellen“, betont Landrat Josef Hauner. Und diese sei nicht gefährdet. Das Klinikum hat aktuell in Isolierstationen auf zwei Ebenen bis zu 108 Betten für die Aufnahme von Corona-Infizierten und Verdachtsfällen im Betrieb.

Hinzu komme eine separate Isolier-Intensivstation für Covid-19-Patienten mit bis zu 16 Intensivplätzen mit Beatmungsmöglichkeit. „Wir können jederzeit weitere Bereiche aus dem Normalbetrieb für die Versorgung Infizierter umstellen“, ergänzt Klinikums-Geschäftsführer Holzner. Zudem bestünden im Klinikum darüber hinaus noch Verfügungsflächen für weitere 90 Patienten.

Laut Hauner plane man derzeit für den Fall einer massiven Ausbreitung der Pandemie auch eine Unterbringung von Infizierten in verschiedenen Hotels. „Dies ist aus medizinischer Sicht die bessere Lösung, da sich Patienten so isolieren lassen. Feldbetten in Turnhallen zu stellen, bietet keinen ausreichenden Schutz für Patienten und Pflegekräfte“. Alle Akteure seien in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium rund um die Uhr im Einsatz, um weitere Materialien, wie Schutzausrüstung, Beatmungsgeräte oder erweiterte Testmöglichkeiten zu beschaffen.

Mit Blick auf die kommenden Wochen wünscht sich Hauner dennoch mehr Unterstützung für den Landkreis: „Wir hoffen, dass die Staatsregierung bei der Verteilung der versprochenen Materialien und Beatmungsgeräte für Krankenhäuser und Katastrophenschutz auch Kriterien wie die Fallzahlen einbezieht und nicht per Gießkannenprinzip verteilt.“

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