Die Teststelle wird nun erweitert
Bereits sieben Corona-Tote im Landkreis Freising

26.03.2020 | Stand 03.08.2023, 7:41 Uhr
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Die Zahl der Menschen im Landkreis Freising, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, steigt weiter. Zum Stand Donnerstag, 26. März, 13 Uhr, waren es 326 Personen, davon sind 64 inzwischen wieder genesen. Sieben Todesfälle hat es im Zusammenhang mit Corona bisher gegeben.

Freising. Die in ganz Bayern geltenden Ausgangsbeschränkungen scheinen bereits Auswirkungen auf die Arbeit des Gesundheitsamts zu haben. „Die Neuinfizierten melden im Schnitt deutlich weniger Kontaktpersonen“, sagte Leiterin Christine Setzepfandt im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag im Landratsamt. Landrat Josef Hauner bedankte sich bei allen Organisationen, die mithelfen, um die Krise einzudämmen: „Es ist ein starkes Miteinander. Wir arbeiten alle intensiv daran, diese schwierige Situation zu bewältigen.“

46 Personen sind derzeit im Klinikum Freising untergebracht, davon 22 bestätigte COVID-19-Fälle und 24 Verdachtsfälle. Elf Patientinnen und Patienten liegen auf der Intensivstation, neun davon werden beatmet. Zwei Betroffene konnten zwischenzeitlich von der Intensivstation zurück in die „normale“ Isolierstation verlegt werden. „Wir haben weiterhin eine stabile Lage“, sagte der Ärztliche Direktor PD Dr. Markus Neumaier. 90 Betten stehen aktuell auf der Isolierstation zur Verfügung. Und das Klinikum könne um weitere 90 erweitern, so Neumaier. „Es herrscht überhaupt keine Bettennot“, trat der Ärztliche Direktor anderslautenden Meldungen entgegen.

~Konzept zur Erweiterung der Krankenhauskapazitäten ~„Das Klinikum hat schon sehr viel getan. Für den Fall, dass die Bettenkapazitäten dennoch nicht reichen, hat die Führungsgruppe Katastrophenschutz in Zusammenarbeit mit dem Klinikum, dem Gesundheitsamt und den Hilfsorganisationen ein Konzept erarbeitet, um Patienten mit geringem Therapieaufwand verlegen zu können“, kündigte Landrat Hauner an. „Wir denken dabei aber nicht daran, Turnhallen zu belegen, sondern eher an Hotels. Die Voraussetzungen dort seien viel besser – im Hinblick auf Hygiene, Einzelzimmer, Betreuung und Essensversorgung.

„Eine Engstelle sind eher die Beatmungsgeräte“, sagte Neumaier. Man hoffe, dass bald weitere Geräte eintreffen, so Neumaier und Hauner. Insgesamt kümmere sich das Landratsamt schon lange selbst darum, Schutzausrüstung von verschiedenen Quellen zu bekommen. „Wir können uns hier nicht auf Bund und Freistaat verlassen, sonst könnten wir schon nicht mehr arbeiten“, sagte Hauner.

Um das Gesundheitsamt weiter zu entlasten, wird die Kapazität der Teststelle am Landkreisbauhof erweitert. Ab Freitag, 27. März, werden dort montags bis samstags von 9 bis 14 Uhr Patienten auf das Coronavirus getestet, die nach Beratung durch einen niedergelassenen Arzt zum Abstrich geschickt werden. Der jeweilige Arzt wird einen Überweisungsschein senden, um die Patienten zu legitimieren. Die Tests wird der BRK-Kreisverband durchführen. Weiterhin werden die Betroffenen, die einen Termin vom Gesundheitsamt bekommen, nachmittags (von 15 bis 20 Uhr) getestet – bis einschließlich 24. März waren das rund 300 Personen.

Verändert hat sich die Arbeitsweise der niedergelassenen Ärzte, wie Georg Miedl, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Freising sagte. Um Erkältungsfälle aus den Praxen fernzuhalten, werde viel telefonisch oder per E-Mail kommuniziert. Die Materialsituation sei Dank der Bemühungen des Landratsamts sichergestellt. Mehrere Chargen hatte das THW Freising bereits verteilt, wofür sich Landrat Hauner herzlich bedankte.

Ebenso wie bei den Feuerwehren, die zusammen mit einem Apotheker kürzlich Flächendesinfektionsmittel selbst hergestellt hatten. Auch die Hilfsbereitschaft der Ärzte sei groß. Inzwischen haben sich ehemalige Ärzte bereit erklärt, positiv Getestete, die in häuslicher Quarantäne sind, telefonisch zu betreuen. „So können wir täglich erfassen, ob sich deren Zustand verschlechtert“, sagte Miedl.

Ein Dank geht auch die Johanniter, die ein Konzept zur Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln, Getränken, Medikamenten und medizinischen Pflegeprodukten und zur Erledigung dringender Besorgungsgänge erarbeitet haben. „Das Unterstützungsangebot richtet sich an den Personenkreis, der sich weder selbst, noch über Familie oder die gemeindeeigene Nachbarschaftshilfe helfen kann“, so Hauner. Dafür ist ab sofort die Telefonnummer 08161/967179 freigeschalten. (Mo – Fr: 9 bis 16 Uhr).

Polizei: Vorsicht vor Betrügern

Die überwältigende Mehrheit der Landkreisbürger hält sich an die Ausgangsbeschränkungen. Das ist den Worten von Freisings Polizeichef Ernst Neuner zu entnehmen, der für alle Polizeiinspektionen im Landkreis sprach. „Es gibt eine Vielzahl Vernünftiger und ein paar wenige Unvernünftige.“ Seit 16. März habe man 28 Mal einschreiten und elf Anzeigen erstatten müssen. „Das ist sehr wenig für einen Landkreis dieser Größenordnung.“ Er hoffe, das bleibe auch so. „Eine Bewährungsprobe wird das Wochenende, wenn das Wetter schöner wird.“

Ein wichtiger Hinweis: Inzwischen seien – zwar bisher noch nicht im Landkreis Freising – Betrüger unterwegs, die sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgeben, um sich Zutritt zu Wohnungen zu verschaffen. Neuner: „Wenn jemand im weißen Anzug vor dem Haus steht, ohne dass Sie vorher vom Gesundheitsamt angerufen wurden, dann lassen Sie die Tür geschlossen und rufen Sie die Polizei.“

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