Vierstündige Aktion am Ristfeuchthorn
Bergwacht rettet „verstiegenen“ Gebirgsschweißhund „Zorro“

15.07.2018 | Stand 31.07.2023, 5:31 Uhr
−Foto: n/a

Urlauber-Jagdhund „Zorro“ aus Brandenburg war aus seinem Halsband geschlüpft und bergab durch einen steilen Graben einer Wildfährte gefolgt. Ohne Hilfe konnte er aus dem steilen Gelände nicht entkommen ...

SCHNEIZLREUTH. Einsatzkräfte der Bergwachten Teisendorf-Anger und Bad Reichenhall haben am Samstagnachmittag in einer aufwändigen, vierstündigen Aktion auf der Südostseite des Ristfeuchthorns den abgestürzten Bayerischen Gebirgsschweißhund-Rüden „Zorro“ gesucht, gerettet und unverletzt ins Tal gebracht.

Ein Urlauber-Ehepaar aus Brandenburg war bereits am Vormittag mit dem Tier und einem Terrier-Mischling vom Gasthaus Schneizlreuth aus über den Normalweg aufgestiegen, als der eineinhalbjährige Rüde am Mittag kurz nach 12 Uhr in einem Buchenwald in rund 1.100 Metern Höhe plötzlich aus seinem Leder-Halsband schlüpfte und bergab durch steiles, felsdurchsetztes Wiesengelände und eine Felsrinne einer Gamsen-Fährte folgte.

Die beiden Urlauber warteten zunächst eine Stunde, ob der Hund wieder zurückkommt, stiegen dann über den Normalweg wieder unterhalb der Felswände ab, wobei sie „Zorro“ bellen hörten, aber nicht sehen konnten. Der Mann versuchte über eine Rinne zum Hund aufzusteigen, konnte ihn aber nicht erreichen und verletzte sich leicht am Unterarm.

In seiner hilflosen Lage setzte das Ehepaar gegen 14.20 Uhr bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab, die die Bergwachten Bad Reichenhall und Teisendorf-Anger alarmierte. Zwei Fußmannschaften stiegen über den Normalweg auf und querten in rund 920 und 1.050 Metern Höhe durch die steilen Grashänge und Rinnen zu den Felswänden, wo sie den Hund immer wieder bellen und winseln hörten; er schaffte es nicht mehr, über die steilen Felsstufen nach oben zurück auf den Normalweg zu gelangen.

Die genaue Ortung war aufwendig und schwieriger als zunächst gedacht, da der Rüde unterhalb eines Abbruchs auf einem ausgedehnten Grasband oberhalb der Felswand immer wieder hin- und herlief und geländebedingt nur sehr lokal begrenzt zu hören war.

Die Reichenhaller Mannschaft querte in rund 920 Metern Höhe und seilte sich ab, konnte das Tier von unten aber nicht erreichen; die Angerer Mannschaft ließ in 1.050 Metern Höhe zunächst einen Retter rund 50 Meter tief durch die Rinne auf das Grasband oberhalb der Felswand ab, der das Tier notdürftig mit einer Bandschlinge sicherte; der Rüde schaffte es dann aber trotz der Hilfe des Retters nicht über die Abbrüche, weshalb er weiter nach Norden geführt wurde, wo der Hang etwas flacher abbricht.

Dort bauten die Angerer Bergretter dann einen weiteren Standplatz auf und ließen einen zweiten Retter ab. Die beiden Einsatzkräfte stiegen vom Stand aus seilgesichert mit dem Tier durch die steile, felsdurchsetzte Grasleiten auf und gingen dann bergauf und über einen Quersteig zum Normalweg zurück.

Die zur Ortung angeforderte Mannschaft des Technikbusses der Bergwacht Traunstein mit ihrer Suchdrohne wurde nicht mehr benötigt. Sieben Einsatzkräfte waren über vier Stunden lang gefordert.

Gegen 18.45 Uhr konnten die überglücklichen Urlauber „Zorro“ wieder in Empfang nehmen. „Für die Besitzer spielten zu keiner Zeit die anfallenden Kosten eine Rolle, sondern allein das Wohl der Retter und des Hundes. Sie waren so dankbar, dass sie die gesamte Mannschaft zum Abendessen beim Wirt einluden, wo der schöne Einsatz in geselliger Runde gemütlich ausklang“, freut sich der beteiligte Reichenhaller Bergwachtmann Matthias Wich, zugleich Ressortleiter Kommunikation der Bergwacht-Region Chiemgau.

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