Bodybuilding ganz ohne Doping
Statt Glühwein stemmt Steffi Gewichte

29.12.2017 | Stand 03.08.2023, 9:46 Uhr
−Foto: Foto: Reischl Vici

Schon mal was von Natural Bodybuilding gehört? Steffi Erdmann aus Bad Reichenhall wurde darin österreichische Meisterin und erzählt, dass man Muckis auch ganz ohne Doping haben kann.

BAD REICHENHALL Was wäre die Weihnachtszeit ohne leckere Naschereien? Lebkuchen, Plätzchen, Glühwein – auf all das muss Stefanie Erdmann verzichten – zumindest in ihrer Trainingsphase. Die junge Bad Reichenhallerin ist Natural Bodybuilderin. Durch die Dopingproblematik beim herkömmlichen Bodybuilding entstand das Natural Bodybuilding. Athleten wie Steffi verzichten bewusst auf den Einsatz leistungssteigernder chemischer Substanzen, sie setzen auf das ursprüngliche Erfolgsrezept: Training, Ernährung und Genetik.

Natural Bodybuilding: Muckis ohne Doping

Statt eine Tasse Glühwein auf dem Christkindlmarkt, stemmt Steffi lieber Gewichte im Fitnessstudio. „Ich könnte den ganzen Tag in einem stickigen Studio verbringen“, lacht die 27-Jährige.

Beruf, Privatleben und Hobby unter einen Hut zu bringen – eine Herausforderung. Doch die Powerfrau Steffi hat das alles buchstäblich im Gleichgewicht: Ihr Tag beginnt sehr früh. Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker, dann wird erst mal ein oder zwei Stunden fürs BWL-Fernstudium gelernt. Danach macht sich die Wahl-Bad Reichenhallerin auf den Weg in die Arbeit. „Von morgens bis abends stehe ich als Führungskraft im Einzelhandel hinter dem Tresen. Danach tausche ich Pumps gegen Sportschuhe und verbringe meinen Feierabend im Fitnessstudio.“

Wenn Steffi von ihrem Sport, ihrer Bodybuilding-Leidenschaft spricht, werden die grau-blauen Augen groß, die junge Frau strahlt übers ganze Gesicht.

Mit diesem Strahlen, diesem Charme, konnte Steffi im November auch bei der Internationalen Österreichischen Meisterschaft der ANBF (Austrian Natural Bodybuilding and Fitness Federation) bei Jury und Zuschauern punkten. In der Bikiniklasse über 165 cm sicherte sie sich so den Titel. „Es war meine erste große Wettkampferfahrung. Richtig trainiere ich erst seit fünf Jahren. Damals hätte ich mir niemals vorstellen können, auf solch einer großen Bühne zu stehen, fast ein bisschen wie eine Fleisch-Beschau“, lacht Steffi. Nach kurzem Überlegen fügt sie hinzu: „Man muss schon eine kleine Rampensau sein.“

„Man muss eine kleine Rampensau sein“

Nicht nur die Ausstrahlung zählt, natürlich wird primär der durchtrainierte Körper, das Outfit, sogar Frisur, Make-up und Nagellack bewertet. Kurzum, es muss ein stimmiges (Muskel-)Gesamtpaket sein. Dass es ohne Fleiß keinen Preis gibt, das weiß Steffi. Deswegen setzt sie vor dem Wettkampf auf ein hartes Trainingsprogramm. Während der zwölfwöchigen Diätphase beschränkt die Sportlerin ihren Speiseplan auf Pute, Hähnchen, Brokkoli, Reis, Süßkartoffeln und Äpfel. Ergänzend dazu gibt’s Eiweißpulver, Vitamine oder Omega-3-Öle. Die Essensrationen werden mittels einer App genau eingeteilt. „Ich muss zugeben: Ich bin in dieser Phase schon sehr oft hungrig. Wenn ich nasche, esse ich gerne Gummibärchen. Die fehlen mir da besonders.“

Die Diätphase ist wahrlich kein Zuckerschlecken: Dass diese Art der Ernährung auf lange Sicht gesundheitsschädigend werden kann, wurde Steffi bewusst, als erste Entzugserscheinungen wie Haarausfall auftraten. Trotzdem hatte sie ein gutes Körpergefühl und keine Angst: „Wenn es einfach wäre, würde es jeder tun.“ Zur Ernährung kommt dann der knallharte Trainingsplan: Sechs Tage die Woche ist Steffi bei Krafttraining und Co. Dauergast im Studio „Shape Up“ in Bad Reichenhall. Besitzer Andreas Deindl ist wahnsinnig stolz auf seine Teamkollegin: „Nicht nur die körperlichen Voraussetzungen hat Steffi, auch die mentale Stärke und den Willen. Sie kann es noch ganz weit bringen.“

Pläne für 2018 hat die BWL-Studentin, die nun auch sechste bei der Deutschen Meisterschaft wurde, schon geschmiedet: „Ich möchte gerne in der Schweiz und auch wieder bei der Deutschen Meisterschaft antreten. Mein Freund Sebastian steht, in allem was ich tue, voll hinter mir. So etwas ist nicht selbstverständlich, da dieser Sport und das Drumherum für eine Partnerschaft eine Zumutung sein kann. Sebastian jedoch will auch mit mir 2018 ins Rennen gehen“, freut sich die junge Athletin.

Auf die Frage, ob Steffi mit ihrer Figur jemals zufrieden sein wird, antwortet sie lachend: „Nein, nie! Das Bodybuilding ist für mich eine Lebensaufgabe.“

Berchtesgadener Land