Viel geleistet
Mit dem Verkauf eines Fiat 850 hat Fritz Maasch seine Firma aufgebaut

06.02.2019 | Stand 03.08.2023, 5:59 Uhr
−Foto: n/a

Statt im fernen Australien hat der Burghauser sein Arbeitsleben in der Heimat verbracht

BURGHAUSEN. Seine Lebensgeschichte hat uns Fritz Maasch, Firmengründer und Firmenchef im Ruhestand, erzählt. Besser gesagt, wie er in seinem Leben zu einem eigenen Handwerksbetrieb kam und vielen Lehrlingen zu einem Berufsabschluss verholfen hat.

Am 10. März 1969 – vor 50 Jahren – konnte der Schlosser seinen frisch aufgebauten Betrieb „Maasch Metallbau“ an der Mautnerstraße in der Burghauser Altstadt aufsperren. Nach drei Jahren Lehrzeit, zehn Jahren als Geselle und erfolgreicher Meisterprüfung.

Sein Kapital reichte nicht zum Auswandern

Eigentlich wollte er nach Australien auswandern. Er hatte den Kontinent besucht, Land und Leute kennengelernt und war begeistert. Seine Ehefrau Ingeborg war bereit, ihn zu begleiten. Als fleißiger Schlosser hätte er dort sein Auskommen haben können. Allerdings wären für die Auswanderung 15.000 Deutsche Mark nötig gewesen. „Die hatte ich nicht“, erinnert sich der 80-jährige Burghauser.

Australien war bald vergessen. Sein Lehrmeister Hitzler wollte seine Schlosserei schließen und bot sie Maasch zum Kauf an. Der hatte sein knallrotes 850er Fiat-Sportwägelchen verkauft und verfügte damit über ein Startkapital von 2.400 Mark in bar.

Weiters konnte er in seinen künftigen Betrieb noch ein acht Jahre altes Auto mit Anhänger, einige Kleinmaschinen und Werkzeuge einbringen.

Die meisten Banken hatten Fritz Maasch ausgelacht, als er wegen eines Handwerkerkredits nachfragte. Er hatte keine Sicherheiten zu bieten außer seiner Arbeitskraft. Nur ein Banker half ihm weiter.

Sein alter Chef überließ ihm die Maschinen des Betriebs sowie 15 Tonnen Eisen und 8 Tonnen Blech zum halben Preis, zahlbar erst nach Verbrauch. Die ganze Familie half Fritz Maasch und seiner Frau und so war die Werkstatt nach einer Woche bezogen und fertig für den ersten Auftrag.

Der kam auch prompt am ersten Tag vom Nachbarn, den Stadtwerken. Der Meister bot Maasch sämtliche Schlosserarbeiten an einer neuen Trafostation an. „Du kannst gleich anfangen, hat er gesagt.“ Bei dem Gedanken an seinen guten Start strahlt Maasch noch heute. Auch einige Altaufträge der Schlosserei Hitzler hat er übernommen.

Schon im ersten Jahr konnte er zwei Gesellen und zwei Lehrlinge einstellen. 1972 folgte der Umzug des Betriebs an die Öttingerstraße 15 – mit schon zehn Mitarbeitern, davon vier Lehrlinge. Das Geschäft lief gut. 1977 wurde mit einer 200 Quadratmeter großen Halle vergrößert, denn auch die angefertigen Produkte wurden immer größer, die Technik komplizierter – u.a. fast neun Meter hohe Stahlrahmentore, elektrisch gesteuert.

Die Chefs von „Metallbau Maasch“ waren über die ganzen Jahre hindurch nur Fritz Maasch, verantwortlich für Einkauf, Zeichnungen und Angebote, und seine Frau Ingeborg im Büro und – wenn Not am Mann war – auch mal am Steuer großer Lastwagen.

39 Schlosserlehrlinge hat er zu Gesellen ausgebildet

In seinem Betrieb hat Fritz Maasch 39 Schlosserlehrlinge bis zum Gesellenbrief ausgebildet. „Ich habe auch Lehrlinge eingestellt, die wegen ihrer Noten woanders keine Chance hatten“, so Maasch. „Irgendwann fällt bei jedem das Zehnerl. Nicht nur das Zeugnis, der Mensch, der etwas werden will, zählt.“ Sogar vier Meister und ein Techniker gingen aus den Maasch-Gesellen hervor.

Dass er jeden Lehrling durchgebracht hat, ist auch seinen guten Kontakten zu den Lehrern der Berufsschule Altötting zu verdanken. Dort hat er sich stets nach seinen „Sorgenkindern“ erkundigt und konnte so manches große Problem verkleinern.

1997 war Fritz Maaschs Gesundheit angeschlagen. Einen Nachfolger hatte er nicht. Also beschlossen er und seine Frau schweren Herzens, das Lebenswerk samt Firmennamen zu verkaufen. Er schaute darauf, dass seine Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten konnten.

Auch wenn er schon länger aus dem Geschäft ist, Fritz Maasch bedauert, dass es für die Ausbildung von Lehrlingen in vielen Handwerksberufen keinen Meistertitel mit spezieller Befähigung zur Ausbildung mehr braucht.

Auch wenn vieles von Computern erledigt wird: „Ein Computer baut kein Haus und betreut keine Baustelle. Das kann fachgerecht nur, wer eine Ausbildung und eine mehrjährige Gesellenzeit gemacht hat. Ohne Handwerk geht es einfach nicht!“

Dass er in seinem Arbeitsleben immer ordentlich hingelangt hat, beweist der stählerne Händedruck, mit dem sich Fritz Maasch nach dem Gespräch verabschiedet. Darin steckt noch richtig viel Lebenskraft.

Altötting