Rache aus Österreich
Maibaumklau über die Salzach hinweg

27.04.2018 | Stand 21.07.2023, 7:56 Uhr
−Foto: Foto: Harweck

Überackern in Österreich revanchiert sich bei Piesing. Weg ist er, der schöne Baum.

ÜBERACKERN/PIESING. Es ist so ähnlich wie bei den spanischen Dörfern Villariba und Villabajo aus der Fernsehwerbung: Zwischen den beiden Orten Überackern (in Österreich) und Piesing (in Bayern) gibt es eine ganz besondere Rivalität. Natürlich sind die Orte, die nur durch den Grenzfluss Salzach getrennt sind, in Wirklichkeit dick befreundet, aber beim Maibaum hört auf beiden Uferseiten der Spaß auf. Da hat sich die Freiwillige Feuerwehr Piesing im vergangenen Jahr doch tatsächlich erdreistet, den schönen Maibaum aus Überackern zu klauen. Das konnten die österreichischen Nachbarn natürlich nicht auf sich sitzen lassen und jetzt erfolgt die Revanche. „Schuld“ an der Aktion war vermutlich eine undichte Stelle auf bayerischer Seite, denn die Ösis kamen irgendwie an die Information, wo der Maibaum der Piesinger steht. Der Baum war kaum gefällt, schon machten sich Martin Huber und einige Kameraden aus Überackern mitten in der Nacht auf den Weg in das vermeintliche Geheimversteck und stellten Hubers Unimog auf den Baum. „Am nächsten Tag erhielten wir einen Anruf aus Piesing und wurden gefragt, ob wir versehentlich einen Unimog falsch geparkt hätten“, schmunzelt Martin Huber.

Unter strenger österreichischer Aufsicht durften die Piesinger ihren Baum zwar noch von seiner Rinde befreien, er blieb jedoch in Gewahrsam der Maibaumkidnapper.

Mit dem Unimog wurde der nackte Baum dann zum Salzachufer gefahren, wo er von knapp 30 Helfern und Helfershelfern aus den Vereinen und der Bürgerschaft in Empfang genommen und mithilfe der Feuerwehr Überackern über die Salzach transportiert wurde. Dort befindet er sich nun an einem geheimen Ort. Weil man aber große Sympathie für die bestohlenen Piesinger hegt, wurde der Baum sauber gehobelt und geschleift. Sogar einen Rautenanstrich hat man ihm verpasst - und zwar nicht rot-weiß, sondern blau-weiß, wie es sich für einen bayerischen Maibaum gehört. Vielleicht schwingt aber auch ein bisschen die Hoffnung mit, dass für eine schönere Braut eine größere Mitgift zu erwarten sei?

Am 1. Mai wird der Maibaum dann wieder seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben. Um 13 Uhr erreicht der Baum voraussichtlich das deutsche Salzachufer. Die feierliche Aufstellung ist für 14 Uhr in Neuhofen (ein Ortsteil von Piesing) geplant und Gäste sind natürlich herzlich willkommen. Und dann werden die Nachbarn aus Überackern und Piesing nach dem grenzüberschreitenden Maibaumklau genauso grenzüberschreitend feiern und es sich gemeinsam gutgehen lassen ...

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