CBM-Sonderpreis
Geschwister aus Straubing mit dem ersten Preis der Kategorie „Jugend forscht“ ausgezeichnet

23.10.2019 | Stand 31.07.2023, 4:14 Uhr
−Foto: n/a

Die Geschwister Gerold (13), Anna (13) und Felix Kiefl (16) aus Straubing entwickelten ein System, das bei künstlichem Darmausgang warnt, wenn sich dieser löst. So wird der Träger alarmiert, wenn das Stoma undicht wird. Er kann dann rechtzeitig auf die Toilette verschwinden, um das Problem zu beheben.

STRAUBING Ein Roboter, der Sprache in Gebärden umwandelt – ein Traum für inklusiven Unterricht und für alle Menschen, die nichts hören können. Die beiden Hessen Mirja Thieme (13) und Daniel Homburg (13) haben diesen Traum wahr werden lassen. Ihr Roboter ermöglicht es gehörlosen Menschen, gesprochene Sprache zu verstehen und im Alltag nicht ausgeschlossen zu werden. Aus Sicht der Christoffel-Blindenmission (CBM) eine preiswürdige Erfindung: Auf den Science Days in Rust prämierte sie am Samstag, 19. Oktober, die Sieger der CBM-Bundessonderpreise „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“ der Wettbewerbe „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“.

Den ersten Platz in der Alterskategorie „Schüler experimentieren“ (bei Anmeldung nicht älter als 14 Jahre) belegen Mirja und Daniel, Schüler der Edith-Stein-Schule in Darmstadt, mit ihrem Gebärdendolmetscher. Der Roboter der Teenager hat zwei bewegliche Unterarme. 16 Motoren bewegen die Finger nach unten und oben, nach links und nach rechts. Damit lassen sich das Gebärdenalphabet, die Zahlen von eins bis 20 und sogar ganze Worte darstellen. Zweiter dieser Alterskategorie wurde der Rheinland-Pfälzer Lars Reif (13). Er hat in der Jugend-forscht-AG Neustadt den Duft von Farben erforscht und eine Maske entwickelt. Die Maske wandelt Farben in Gerüche um. Ein Farbsensor erkennt eine Farbe, eine entsprechend programmierte Software sorgt dann dafür, dass der entsprechende Geruch mit einer Pumpe vor die Nase gesprüht wird. So riecht eine gelbe Wand zum Beispiel nach Zitronen. Damit bekommen Menschen mit Sehbehinderungen Zugang zu Farben und damit auch zu Kunst.

Ein Frühwarnsystem für ein Tabuthema hat drei Bayern den Bundessieg in der Alterskategorie „Jugend forscht“ (ältestes Gruppenmitglied 15 bis 21 Jahre) beschert. Die Geschwister Gerold (13), Anna (13) und Felix Kiefl (16) aus Straubing entwickelten ein System, das bei künstlichem Darmausgang warnt, wenn sich dieser löst. So wird der Träger alarmiert, wenn das Stoma undicht wird. Er kann dann rechtzeitig auf die Toilette verschwinden, um das Problem zu beheben. Auf dem zweiten Platz sind Elias Stoetzer (14) und Lucca Fechner (17) aus Berlin. Sie erfanden vier verschiedene Computer-Eingabehilfen für Menschen mit Körperbehinderungen. Zum einen haben sie einen robusten Joystick entwickelt, mit dem die Nutzer die jeweiligen Buchstaben ansteuern und auswählen. Gleiches ist möglich mit einer Konstruktion aus vier großen Tasten. Für Menschen, die ihre Gliedmaßen gar nicht bewegen können, haben sie zwei Alternativen entwickelt. Bei der einen steuert die Blickrichtung den Cursor, die zweite funktioniert mit gezieltem Blinzeln.

Die Jury der CBM war von allen Gewinnern sehr beeindruckt. CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus fasst die Eindrücke der Jury zusammen: „Alle Jugendlichen sind höchst professionell an die Themen herangegangen. Sie wählten ihre Projekte mit viel Empathie, sind sensibel vorgegangen und entwickelten ihre Erfindungen sehr engagiert.“

Der CBM-Sonderpreis „Innovationen für Menschen mit Behinderungen“ zeichnet jedes Jahr kreative Studien und Projekte im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend forscht“ aus. Der Sonderpreis geht an Arbeiten, die behinderten Menschen den Alltag erleichtern, Chancengleichheit fördern oder sich mit dem Zusammenhang von Krankheit und Behinderung befassen. Besonders Projekte, die einen Beitrag für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern leisten, haben gute Chancen. Unter allen Landesgewinnern wählt die Jury der CBM jeweils zwei Bundessieger in beiden Altersklassen aus. Die Siege auf Bundesebene sind jeweils mit 300 Euro dotiert. Der zweite Platz wird mit 200 Euro honoriert.

Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie fördert seit mehr als 110 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM unterstützt zurzeit 530 Projekte in 54 Ländern. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.cbm.de.

Straubing-Bogen