OTH Regensburg
„DeinHaus 4.0 Oberpfalz“ – wie Roboter Betroffenen nach einem Schlaganfall helfen können

28.10.2020 | Stand 20.07.2023, 23:39 Uhr
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Unter dem Motto „Technik im Alltag – Technik zum Leben“ hat die OTH Regensburg am Mittwoch, 28. Oktober, die virtuelle Tagung „DeinHaus 4.0 Oberpfalz“ veranstaltet. 160 Teilnehmende waren zu dem vierstündigen Programm angemeldet, bei dem es um das Projekt „TePUS: Telepräsenzroboter für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten“ ging.

Regensburg. In Bayern erleiden jedes Jahr etwa 50.000 Menschen einen Schlaganfall. Bis zu 75 Prozent der Betroffenen leiden den Rest ihres Lebens an den Folgen. Der Erfolg von Pflege- und Rehabilitationsmaßnahmen ist auch davon abhängig, ob nach stationärem Aufenthalt eine lückenlose Anschlussversorgung, insbesondere im ländlichen Raum, gewährleistet werden kann. Das von Prof. Dr. Karsten Weber, Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung an der OTH Regensburg, geleitete Projekt TePUS adressiert den häuslichen Einsatz von Telepräsenzrobotern. Ziel ist es, Machbarkeit, Akzeptanz und Wirkung bedarfsorientierter technischer Assistenzsysteme für die Versorgung von Betroffenen zu untersuchen. Zentrales Interesse ist, ob Telepräsenzroboter dazu einen Beitrag leisten können.

Auf der Tagung wurde das vom Freistaat Bayern mit mehr als 2,5 Millionen Euro geförderte Projekt ausführlich vorgestellt. Zu Beginn gratulierte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml in ihrem Video-Grußwort dem Projekt-Team für den Weitblick, mit dem das Thema ausgewählt worden sei, denn in Zeiten der Corona-Pandemie sei moderne Unterstützungstechnik umso wichtiger. Huml weiter: „Im ländlichen Raum sind die Entfernungen zwischen den Patienten und der medizinisch-pflegerischen Versorgung meistens größer, sodass der Nutzen einer digitalen Kommunikation noch mehr auf der Hand liegt.“

Inzwischen ist im Projekt TePUS ein wichtiger Meilenstein erreicht: Die mit Monitoren ausgestatten Assistenzsysteme sind nun technisch mit den entsprechenden Applikationen versehen und können in die Erprobungsphase starten. Konkret werden sie an rund 100 Betroffenen erprobt. Über einen Zeitraum von sechs Monaten sollen auf diese Weise Daten etwa zu Praxistauglichkeit sowie Nutzerakzeptanz erhoben werden. Die mobilen Assistenzroboter sollen beispielsweise mittels Videofunktion in allen Bereichen der Therapie und für Sozialkontakte eingesetzt werden können. Eines der Assistenzsystemmodelle kann sich autonom fortbewegen und den Patientinnen und Patienten über Sensoren innerhalb der Wohnung folgen. Außerdem können die Roboter mit Geräten wie etwa Blutdruckmessern kombiniert werden. „Wir erwarten, dass die Geräte zudem einen großen Nutzen auch für andere Patientinnen und Patienten mit sich bringen können“, sagte Prof. Dr. Karsten Weber.

Am Weltschlaganfalltag, 29. Oktober, wird international auf die Erkrankung und ihre Folgen aufmerksam gemacht. Die Kosten für medizinische Versorgung, Rehabilitation, Pflege und Therapie von Menschen nach einem Schlaganfall werden in Deutschland für das Jahr 2025 auf circa 109 Milliarden Euro geschätzt. Während bei der Akutbehandlung die Teletechnik mittlerweile große Relevanz besitzt – bundesweit gibt es bereits über 20 telemedizinische Netzwerke, in denen insgesamt über 200 neurologische Kliniken miteinander verbunden sind – ist der Einsatz von Telepräsenzrobotern in der Nachsorge noch ein relativ neues Thema.

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