Invasive Tiere
Ameisen austricksen – Dr. Tomer Czaczkes erhält Förderung für sein Projekt „Cognitive Control“

03.09.2020 | Stand 24.07.2023, 20:49 Uhr
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UR-Biologe Dr. Tomer Czaczkes erhält vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) fast 1,5 Millionen Euro Forschungsförderung für sein Projekt „Cognitive Control“, das in einem interdisziplinären Forschungsansatz vergleichende Psychologie und Verhaltensökonomie in den Naturschutz einbringt und ein spannendes neues Forschungsfeld eröffnet: die kognitive Kontrolle invasiver Tiere.

Regensburg. Mit dem zunehmenden globalen Austausch von Waren werden auch Pflanzen und Tiere über weite Strecken in Gebiete gebracht, in denen sie nicht heimisch sind: die sogenannten invasiven Arten. Oft konkurrieren Arten dann um Raum und Ressourcen, manchmal sind die invasiven Arten in ökologischer, ökonomischer und/oder gesundheitlicher Hinsicht auch bedenklich.

Ein Beispiel dafür sind invasive Ameisen: Sie können ökologisch verheerend sein und wirtschaftlich schädlich, und es ist fast unmöglich, sie loszuwerden – nicht zuletzt, da sie in unterirdischen Nestern leben und ein besonderes Schutzverhalten entwickelt haben. Exakt hier setzt der Biologie Dr. Tomer Czaczkes an: „Die kognitiven Fähigkeiten von Ameisen, Tieren im Allgemeinen, werden immer noch oft ignoriert. Dabei bieten sie völlig neue Möglichkeiten, sich dieser invasiven Arten zu erwehren.“ Das Ignorieren dieser Erkenntnis hat eine kritische Wissenslücke bei der invasiven Artenkontrolle hinterlassen, die Tomer Czaczkes füllen will.

Für die Arbeit an seinem interdisziplinären Ansatz erhält er dafür ab April 2021 einen ERC Starting Grant. Diese EU-Förderung ist personengebunden und Tomer Czaczkes plant, die fünfjährige Projektzeit an der Universität Regensburg zu forschen. Sein Projekt „Cognitive Control – Revolutionizing invasive alien species control using behavioural economics and animal cognition“ will grundlegende Einblicke in das individuelle und kollektive Verhalten geben und diese hinsichtlich der zunehmend globalen Herausforderung der invasiven Tierkontrolle anwenden. Ziel des Biologen sind innovative Einblicke in die Entscheidungsfindung bei Insekten, im speziellen die der Argentinischen Ameise. Erkenntnisse, wie sich deren Präferenzen manipulieren lassen, könnten die invasive Artenkontrolle weltweit revolutionieren und Europa als Hauptakteur bei der invasiven Ameisenbekämpfung etablieren.

Nach Studium und Promotion an den Universitäten Oxford und Sussex war Tomer Czaczkes 2007 bis 2008 an der Freien Universität Berlin tätig. Ab 2013 förderte die Alexander von Humboldt-Stiftung seine Forschungstätigkeit an der Fakultät für Biologie und Vorklinische Medizin der Universität Regensburg. Seit 2016 leitet Czaczkes am Institut für Zoologie der UR eine von der Deutschen Forschunsgemeinschaft (DFG) geförderte Emmy Noether-Nachwuchsforschungsgruppe. Weitere Informationen findet man im Internet unter www.animal-economics.com und unter www.uni-regensburg.de.

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