„Vigitia“
Uni Regensburg erforscht interaktive Tischoberflächen im Alltag

09.08.2019 | Stand 04.08.2023, 11:07 Uhr
−Foto: n/a

Im Forschungsprojekt „Vigitia“ (Vernetzte intelligente Gegenstände durch, auf und um interaktive Tische im Alltag) entwickeln Universität Regensburg, Bauhaus-Universität Weimar und die Extend3D GmbH mit Sitz in München jetzt eine intelligente Lampe, die Informationen und digitale Werkzeuge auf Esstisch, Schreibtisch oder Arbeitsflächen projiziert. Das System soll „intelligente“ und „weniger intelligente“ Gegenstände erkennen und in die Interaktion am Tisch integrieren – vom Smartphone bis zum Teelöffel.

REGENSBURG Tische sind aus unserem Alltag kaum wegzudenken: Wir sitzen um sie herum, essen und trinken und unterhalten uns miteinander. Wir arbeiten an Tischen, schreiben und lesen, kochen, basteln, machen Hausaufgaben oder spielen auf ihnen. Das Möbelstück ist von zentraler Bedeutung in unserem Leben und unterstützt eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Aktionen – und doch tut es das bisher nur ganz passiv.

Die Tische selbst werden dabei jedoch kaum verändert. Stattdessen nimmt das Kamera-Projektor-System über eine oder mehrere Kameras in Echtzeit die Tischoberfläche und darauf befindliche Objekte auf. Der integrierte Projektor – an der Decke oder an einem Schwenkarm befestigt – stellt dann die gewünschten Informationen oder Hilfsmittel millimetergenau und ohne Verzerrungen auf der Tischplatte beziehungsweise den Objekten dar.

Dadurch können zusätzliche Informationen und Interaktionsmöglichkeiten zu den Objekten eingeblendet und bestehende „analoge“ Arbeitsprozesse digital unterstützt werden.

Beispielsweise soll das System auf Wunsch Lineale, Schnittmuster oder kontextabhängige Informationen einblenden können. Über virtuelle Wurmlöcher soll man Daten mit dem Smartphone oder anderen Tischen austauschen können. Auch gemeinsame Brettspiele mit Freunden auf der ganzen Welt sollen durch die Projektion möglich gemacht werden.

Die Stadt Regensburg ist als assoziierter Partner mit an Bord: Ab 2020 sollen erste Prototypen der interaktiven Tische im Kreativzentrum Degginger in der Regensburger Altstadt installiert werden. Dort können Besucher das System noch in der Entwicklungsphase testen. Akteure aus der Kultur- und Kreativwirtschaft sind eingeladen, eigene Wünsche und Ideen im Rahmen von Workshops einzubringen.

„Wir haben vor allem die Alltagstauglichkeit und Nachhaltigkeit im Blick“, erklärt Dr. Raphael Wimmer, Koordinator des Projekts und Leiter der ZD.B-Nachwuchsgruppe „Physical-Digital Affordances“ an der Universität Regensburg. „Statt immer mehr ‚intelligente‘ Gegenstände in unseren Alltag einzubauen, die nach ein oder zwei Jahren nur noch Elektroschrott sind, können existierende Tische, Werkzeuge und Gegenstände weiter benutzt werden. Im Vordergrund steht für uns das gemeinsame Erleben, das durch die Technik nur auf Wunsch unterstützt wird. Das sehen wir als wichtigen Vorteil gegenüber anderen Augmented-Reality-Systemen, bei denen alle Nutzer Display-Brillen aufsetzen müssen.“

Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Forschungsprogramms „Technik zum Menschen bringen“ gefördert.

An der Universität Regensburg sind bei Vigitia die ZD.B-Nachwuchsforschungsgruppe „Physical-Digital Affordances“ am Lehrstuhl für Medieninformatik unter Leitung von Dr. Raphael Wimmer und Professor Dr. Gunther Hirschfelder, Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft, beteiligt.

Mehr Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter www.vigitia.de.

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