Einblick in die Arbeitswelt
Gärtner – ein wirklich vielseitiger Beruf – auch für Migranten

10.12.2018 | Stand 03.08.2023, 21:53 Uhr
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Andrea Rabert, die Bildungsberaterin für Gartenbau, mit Schwerpunkt Integration von Geflüchteten, hat den Schwerpunkt Integration von Geflüchteten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth. Sie informierte fünfzig Schüler der Integrationsklassen des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Regensburger Land über den Beruf Gärtner und die große Vielfalt mit seinen sieben Fachrichtungen.

REGENSBURG Der Hintergrund dieser Veranstaltung ist, dass für eine dauerhafte und erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft eine fundierte Berufsausbildung einen wichtigen Grundstein bildet. Der dualen Berufsausbildung kommt daher eine Schlüsselfunktion zu. Andererseits konnten im vergangenen Herbst nicht alle Ausbildungsstellen im Bereich Gartenbau besetzt werden. Fünfzehn junge Migranten wurden neugierig und nahmen an einer Exkursion zu drei Gartenbaubetrieben teil.

Erste Anlaufstelle war die Zierpflanzengärtnerei Bendler in Regensburg. Vielen Schülern mit Migrationshintergrund ist der Anbau von Pflanzen „nur“ zur Zierde unbekannt. „Zierpflanzenbau ist die einzige Fachsparte, in der man bei schlechtem Wetter drinnen arbeiten kann“, betonte Stefan Roth, Betriebsinhaber mit Leib und Seele. Voller Begeisterung begutachteten die Schüler die Technik der modernen Gewächshäuser wie die Funktionsweise von Rolltischen oder die automatische Ebbe-Flut-Bewässerung mit Rückgewinnung des Wassers. Auf die Frage, wie die Pflanzen denn gesund blieben, erklärte Herr Roth den Schülern den Einsatz von Nützlingen und der Homöopathie in seinem Betrieb. Das neue Verkaufsgewächshaus mit den vielen Schnittblumen in weihnachtlichem Ambiente geschmückt, rief großes Staunen hervor. Für die Berufswahl gab Herr Roth den Schülern noch zu bedenken: „Der Beruf muss passen, aber auch die Einstellung zur Arbeit muss passen.“

Als nächstes wurde die Gemüsegärtnerei Küffner in Winzer bei Regensburg besichtigt. Max Küffner machte die Schüler auf seine besondere Lage aufmerksam. „Auf der einen Seite fließt die Donau, gegenüber liegt der Berg. Dazwischen ist es immer wärmer als im Umland.“ Einige der vierzig angebauten Gemüsearten waren den Schülern bekannt, doch vor allem das hiesige Wintergemüse war ihnen fremd. So staunten sie über die riesige Lagerhalle für Gemüse, die jetzt zu Beginn des Winters gut gefüllt war. „Wo wird denn das ganze Gemüse verkauft?“ fragte eine Schülerin. „Vermarktet wird im eigenen Laden, über den Einzel- und Großhandel sowie direkt an die Gastronomie“, erläuterte Herr Küffner. Sein Ratschlag für die jungen Leute: „Durch gute Arbeit wird man stark. Doch ist es von Anfang an wichtig auf seine Gesundheit zu achten, zum Beispiel durch das richtige Hochheben.“

Auf einer Baustelle bei Teublitz stellte Michael Gruber, Inhaber von prima-verde Garten- und Landschaftsbau die verschiedenen Tätigkeiten eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes vor. „Wie wird denn eine Trockenmauer gebaut?“ wollten die Schüler wissen, Herr Gruber zeigte mit einer einfachen Zeichnung schnell den Aufbau einer solchen Mauer. Auf einem Plan konnten die Schüler dann auch sehen, wie der Garten nächstes Jahr nach der Fertigstellung aussehen wird. „Warum macht ihr die Ausbildung zum Gärtner?“ wollten die Schüler von den zwei Auszubildenden wissen, die mit auf der Baustelle arbeiteten. Tarik Hussain, der eine Azubi, geboren im Sudan, gefällt das Arbeiten draußen auf der Baustelle und die vielseitigen Tätigkeiten im Garten- und Landschaftsbau. Melanie Bergbauers Interesse gilt mehr den vielen verschiedenen Pflanzen. Herrn Gruber ist es sehr wichtig, dass seine Azubis immer wieder nachfragen, wenn sie etwas nicht verstehen, denn „oft hat ein Chef so viel um die Ohren, dass auch mal eine Frage vergessen wird!“

Zum Abschluss besichtigte die Gruppe den Evangelischen Zentralfriedhof in Regensburg. Beim Gang über den Friedhof fielen den Schülern die unterschiedlichen Gräber und ihre Gestaltung und Bepflanzung auf. Frau Rabert erklärte den Schülern die deutsche Friedhofskultur und die Aufgaben eines Friedhofsgärtners. Rundherum war es eine gelungene Exkursion mit dem Ziel, junge Leute für den Beruf des Gärtners zu gewinnen. Die Schüler bekamen einen guten Einblick in vier von sieben Fachbereichen des Gartenbaues. Sie erlebten Betriebsleiter und Mitarbeiter, die Freude an ihrem Beruf haben. Jetzt könnte ein Praktikum der nächste Schritt zum Einstieg in den Gärtnerberuf sein!

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