JurStress
Regensburger Wissenschaftler erforschen bayernweit Stressbelastung im Jurastudium

03.09.2018 | Stand 28.07.2023, 21:52 Uhr
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Die erste juristische Staatsprüfung, einschließlich der Vorbereitung darauf, zählt zu den am meisten beanspruchenden Prüfungsphasen im deutschen Hochschulsystem. Für viele Studierende stellt diese Zeit eine erhebliche Belastung dar.

REGENSBURG Aber welche psychischen und biologischen Veränderungen treten im Laufe dieser etwa einjährigen Belastungsphase bei Examenskandidatinnen und -kandidaten konkret auf? Wie geht es den Studierenden während dieser Zeit im Alltag? Wie gehen sie mit der Belastung um? Was unterscheidet Studierende, die gesund bleiben, von jenen, die unter psychischen oder körperlichen Problemen leiden? Diese und weitere Fragen werden aktuell von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Psychologie der Universität Regensburg im bayernweiten JurStress-Projekt erforscht.

Lange Belastungsphasen im Zusammenhang mit der ersten juristischen Staatsprüfung führen nicht zwangsläufig zu chronischem Stress, die Mehrzahl der angehenden Juristinnen und Juristen überstehen sie erschöpft aber gesund. Wenn es aber zu chronischem Stress kommt, erhöht sich das Risiko für verschiedene Erkrankungen. Zu diesen zählen unter anderem Depression, Angst- und Schlafstörungen sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit. Ob sich das Krankheitsrisiko erhöht, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Manche sind bereits bekannt und viele davon kann jede und jeder Studierende selber beeinflussen.

Welche Auswirkungen hat das Examen auf Körper und Geist?

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Psychologie (Medizinische Psychologie, Psychologische Diagnostik und Methodenlehre) gehen den Fragen zu den psychischen und physischen Reaktionen der Examenskandidaten und -kandidatinnen im Rahmen des JurStress-Projekts auf den Grund. Zum Einsatz kommen hierbei moderne Verfahren der biopsychologischen Forschung. Zu diesen zählen Messungen im Labor, wie eine Untersuchung im Magnetresonanztomographen, ein Wangenabstrich und die Sammlung von Haarproben aber – und dies ist ein besonderes Merkmal des Projektes – auch die Echtzeit-Erfassung des Befindens der Teilnehmenden im Lern-Alltag mithilfe Smartphone-gestützter Verfahren und moderner Speichelprobenanalytik.

Das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wird unter der Leitung der Stressforscher Dr. Stefan Wüst und Professorin Dr. Brigitte Kudielka vom Institut für Psychologie der Universität Regensburg in Kooperation mit der Fakultät für Rechtswissenschaft durchgeführt. Unterstützt durch die juristischen Fakultäten in Augsburg, Erlangen-Nürnberg, München, Passau und Würzburg werden Jurastudierende in ganz Bayern untersucht. Examenskandidatinnen und -kandidaten, die sich für eine Teilnahme melden, werden im Laufe der Vorbereitung auf die erste juristische Staatsprüfung über etwa ein Jahr begleitet, ohne dass sie durch die Untersuchungen in dieser anstrengenden Lebensphase zusätzlich nennenswert belastet werden. Zum Vergleich werden Jurastudierende, die sich aktuell nicht auf dieses Examen vorbereiten, in gleicher Weise untersucht.

Von den Ergebnissen des JurStress-Projektes erhoffen sich die Forscher ein besseres Verständnis der Mechanismen, wie Stress zu Erkrankungen führen kann und Antworten auf die Frage, wie optimal vermieden werden kann, dass die Belastung im Jurastudium zu chronischem Stress führt. Weitere Informationen zum Projekt und zur Teilnahme gibt es unter www.go.ur.de/jurstress.

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