Bayerische Pilot-Initiative
Nach einem Studienabbruch auf die „Karriere-Überholspur“

23.07.2018 | Stand 31.07.2023, 9:02 Uhr
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Rettung vor dem Karriere-Aus und mit Jobgarantie: In keiner anderen Fächergruppe brechen in Deutschland so viele angehende Akademiker ihr Studium ab wie in Mathematik, Informatik, den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Ein bayerisches Modellprojekt gibt Hochschulaussteigern eine zweite Chance und gilt bundesweit als beispielhaft. Am 20. August startet ein neuer Jahrgang.

REGENSTAUF Das Einmalige: Bereits nach einem Jahr haben Studienaussteiger dort einen anerkannten Berufsabschluss in der Tasche und verdienen bereits Geld. Die Erfolgsgeschichten der ersten Absolventen beweisen jetzt auch, dass das Modell den Praxistest besteht: Nach mehreren Rückschlägen bei Prüfungen brach Andreas Panzer sein Studium zum Wirtschaftsingenieur ab — und ist heute dank „Fast Track“ Projektleiter bei Schillinger Metallbau, einem führenden mittelständischen Spezialunternehmen für Stahlbau, Metallbau und Blechbearbeitung aus Regensburg. Panzer hat als einer der ersten „Fast Track“-Teilnehmer seinen Abschluss als Staatlich geprüfter Industrietechnologen bereits in der Tasche. Die berufsbegleitende Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker wird er noch in diesem Jahr abschließen.

Das Programm „Fast Track“ haben die Eckert Schulen (jährlich rund 8.000 Absolventen und mehr als 50 Standorte in ganz Deutschland) in Absprache mit dem bayerischen Kultusministerium entwickelt. Das Projekt machte bereits bundesweit Schlagzeilen: Im September 2017 haben die Eckert Schulen dafür den Innovationspreis bei der bedeutendsten deutschen und europäischen Personalmanagement-Messe in Köln gewonnen. Die Jury zeichnete die „Fast Track“-Initiative bei der „Zukunft Personal“ mit dem HR-Innovations-Award in der Kategorie „Personalgewinnung und Beratung“ aus.

Anmeldungen für den zweiten „Fast Track“-Start im August 2018 sind noch möglich, heißt es bei den Eckert Schulen. Neu dazugekommen ist die Fachrichtung Bau: In Kooperation mit der Strabag AG wird das „Fast Track“-Modell erstmalig auch für Studienabbrecher aus den Fachrichtungen Bauingenieurwesen, Architektur und Vermessungswesen geöffnet, mit Jobgarantie nach den ersten zwölf Ausbildungsmonaten. Was das Modell so besonders macht: Im Studium erbrachte Leistungen sind nicht verloren und werden angerechnet. Das ist einer der Schlüssel für die rekordverdächtig kurze Aus- und Weiterbildungszeit: In nur einem Jahr absolvieren die Teilnehmer eine verkürzte Ausbildung zum Industrietechnologen und arbeiten bereits in Unternehmen. Und in nur zweieinhalb Jahren erwerben die Teilnehmer des Programms zwei staatlich anerkannte Berufsabschlüsse, darunter die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker, deren Abschluss auf Niveaustufe sechs des Deutschen Qualifikations-Rahmens dem „Bachelor of Engineering“ gleichgestellt ist.

In der Wirtschaft kommt die Initiative an: Zahlreiche bayerische Unternehmen beteiligen sich von Beginn an als Partnerbetriebe an der „Fast Track“-Initiative. Sie sehen diese als Chance, gut qualifizierte Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen. Bereits vor dem Start der Prüfungen zum Industrietechnologen hatten die allermeisten Teilnehmer einen Arbeitsvertrag in der Tasche. „Das Interesse an den jungen Leuten ist groß — vom kleinen Mittelständler bis zum großen Konzern und quer über alle Branchen hinweg“, sagt Max Schobert, der das Projekt bei den Eckert Schulen betreut.

Regensburg