Bildungspolitische Fahrt nach Berlin
Freyunger Gymnasiasten folgen Einladung durch Parlamentarische Staatssekretärin Hagl-Kehl

28.04.2018 | Stand 26.07.2023, 8:58 Uhr
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Rita Hagl-Kehl war einige Jahre selbst Lehrerin am Gymnasium Freyung, nun aber machten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen in zwei Gruppen zu ihr auf den Weg nach Berlin, um sich vor Ort über die Arbeit des Bundestags zu informieren und die deutsche Hauptstadt zu erkunden. Auf dem Programm standen dabei vor allem bildungspolitische Themen aus dem Geschichts- und Sozialkundeunterricht.

FREYUNG Gleich nach der Ankunft marschierten die Klassen 10a und 10d los und erkundeten mit ihren Lehrkräften Michael Resch, Markus Michel und Tanja Wagner drei Stunden lang Berlin zu Fuß. Über den Alexanderplatz mit seinem berühmten Fernsehturm ging es am Roten Rathaus vorbei ins Nikolaiviertel, dem ältesten Stadtteil Berlins, dann an der Spree entlang zur Museumsinsel mit dem Berliner Dom und den im klassizistischen Baustil errichteten Museen. Nach einer Besichtigung der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, führte ihr Spaziergang die Schülerinnen und Schüler über den Bebelplatz zum Gendarmenmarkt, von wo aus sie, der bekannten Straße „Unter den Linden“ folgend, schließlich das Wahrzeichen Berlins erreichten: das Brandenburger Tor.

Danach erkundeten die Schülerinnen und Schüler das Denkmal für die ermordeten Juden Europas und folgten im Anschluss der ehemaligen Grenzlinie bis zum Potsdamer Platz, wo noch heute einige Reste der Berliner Mauer zu sehen sind. Der Spaziergang hatte den Schülerinnen und Schülern vor Augen geführt, welche Bedeutung Berlin im heutigen Deutschland zukommt, aber auch, welch lange und welch wechselvolle Geschichte die Stadt erlebt hat.

Mit einem besonderen Ort der Geschichte fand am nächsten Morgen die bildungspolitische Reise ihren Fortgang, als die jungen Freyunger eine Führung durch das ehemalige Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen bekamen. Begleitet wurde eine Gruppe dabei von einem ehemaligen Insassen, der wegen seines Kontakts zur amerikanischen Botschaft in Ost-Berlin 1987 vom Ministerium für Staatssicherheit verhaftet worden war. Der Zeitzeuge schilderte anschaulich die Ankunft in der Untersuchungshaftanstalt und wie die Verhöre abliefen. Besonders beeindruckend war es für die Schülerinnen und Schüler, dass sie auch Auszüge aus seiner Stasi-Akte lesen durften.

Am Nachmittag stand ein weiterer Gedenkort auf dem Programm, nämlich das Jüdische Museum. Eine Gruppe besuchte dort die Sonderausstellung „Welcome to Jerusalem“, zwei andere Gruppen wurden durch die verschiedenen Gedenkräume begleitet. Sie erfuhren, auf welch vielfältige Weise Gedenken möglich ist, beispielsweise durch Kunst und Architektur. So durchziehen das Museumsgebäude sog. „Voids“, also Leerstellen oder Hohlräume. In einem solchen befindet sich die Installation „Gefallenes Laub“, die aus 10.000 Stahlblechscheiben besteht, die wie Gesichter aussehen. Den Besuchern steht es frei, über die Gesichter zu laufen. Dieser künstlerisch-affektive Zugang verdeutlichte den Schülerinnen und Schülern, dass nicht nur das Wissen über Geschichte, sondern auch die eigene Haltung und der Umgang mit ihr stets reflektiert werden sollten.

Mit der Geschichte der deutschen Teilung beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler insbesondere am Folgetag. Bei einer Führung durch den Tränenpalast, der damaligen Transitstation für Reisen von Ost-Berlin in den Westen Berlins und umgekehrt, wurde ihnen bewusst, dass es über 40 Jahre lang tatsächlich zwei deutsche Staaten gegeben hatte. In Berlin war das sichtbare Zeichen dieser Trennung die Mauer. Das längte noch erhaltene Teilstück bildet heute die East Side Gallery, welche die nächste Station der Freyunger Gymnasiasten war. Ein Spaziergang durch den Treptower Park mit der Besichtigung des Sowjetischen Ehrenmals rundeten diesen Programmpunkt ab.

Die Klassen 10a und 10d vor der Neuen Wache. −Foto: Tanja Wagner

Am Abend desselben Tages wurden die Schülerinnen und Schülern dann im Paul-Löbe-Haus von Rita Hagl-Kehl begrüßt. Sie nahm sich fast eineinhalb Stunden Zeit, um mit den jungen Besuchern aus Freyung und ihren Lehrkräften über die aktuelle Politik und ihre neue Aufgabe als Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz zu diskutieren. Daraufhin waren die Schülerinnen und Schüler eingeladen, im Paul-Löbe-Haus zu Abend zu essen. Danach wurden sie ins Reichstagsgebäude begleitet, wo sie auf der Besuchertribüne Platz nehmen durften und in einem Vortrag über den Bundestag und die Arbeit des deutschen Parlaments informiert wurden. Ein Highlight kam noch ganz zum Schluss: der Besuch der Reichstagskuppel und der Blick über das nächtliche Berlin.

Mit diesen vielfältigen Eindrücken und Bildern im Kopf ging es am nächsten Morgen zurück in den Bayerischen Wald und die zweite Reisegruppe, bestehend aus den Klassen 10b, 10c und dem Sozialkundekurs der 11. Klasse unter Begleitung der Lehrkräfte Carina Rendchen, Heike Früchtl und Matthias Gottschalk, machte sich auf den Weg nach Berlin und absolvierte ein ähnliches Programm. Sie hatten die zusätzliche Möglichkeit, einer Bundestagsdebatte beizuwohnen und den Checkpoint Charlie zu besuchen.

Da die Schülerinnen und Schüler die Fahrt allesamt als Gewinn empfanden, überlegt die Schule, diese bildungspolitische Reise dauerhaft in ihr Exkursionsprogramm aufzunehmen.

Passau