Wettbewerb „Jugend gründet“
Mühldorferinnen punkten bei Jugend-Wettbewerb mit Simultandolmetscher für Gehörlose

28.03.2018 | Stand 20.07.2023, 14:00 Uhr
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Mit der Gebärdensprache lässt sich fast alles sagen, nur nicht jedem. Vor diesem Hintergrund haben Selina Peiß, Lena Kreuzpointner und Christina Richter, Schülerinnen der Staatlichen Berufsschule II in Mühldorf, „language aid“ entwickelt. Das ist ein Headset mit integrierter Kamera, das Gebärdensprache erkennen und direkt übersetzen können soll. Die Idee hat der Jury des Wettbewerbs „Jugend gründet“ gut gefallen. Das Mühldorfer Team erreichte in der ersten Phase des Wettbewerbs Platz 5.

MÜHLDORF / LEIPZIG Sieben spannende Geschäftsideen bekam die Jury am jüngst beim „Jugend gründet“-Pitch in Leipzig präsentiert. Jede Geschäftsidee für sich hatte das Potenzial Herausforderungen im Alltag für ganz unterschiedliche Lebensbereiche künftig besser lösen zu können. Da wurde die Idee für ein Hilfsmittel zur Beseitigung von Folienresten präsentiert, Ideen für ein bewegliches Gardinenschienensystem, eine technische Haarbürste, einen thermochemischen Wärmespeicher, ein rutschsicheres Haargummi und einen nachhaltiger Food Truck.

Selina Peiß, Lena Kreuzpointner und Christina Richter, Schülerinnen der Staatlichen Berufsschule II in Mühldorf am Inn hatten einen Businessplan für ihre Geschäftsidee sign language aid für den Wettbewerb „Jugend gründet“ eingereicht. Dabei handelt es sich um die Idee für eine Lösung, wie Taubstumme, die trotz moderner Technik im Alltag immer noch häufig Probleme haben, sich mit ihren Mitmenschen verständigen könnten. Ihre Geschäftsidee ist ein Headset mit integrierter Kamera, das Gebärdensprache erkennen und direkt übersetzen können soll. „Gesten sprechen lassen - weil Kommunikation nicht nur aus Worten bestehen muss“, war der Slogan des Teams.

Mit ihrem Pitch vor der „Jugend gründet“-Jury erreichten die Schülerinnen aus Mühldorf a. Inn, das es als einziges Team aus Bayern zu einer Wettbewerbs-Pitch Einladung geschafft hat, in Leipzig Platz 5. Die Jury lobte den guten Einstieg in die Präsentation, der das Problem gut vor Augen geführt habe, denn „mit Gebärdensprache lasse sich fast alles sagen, nur nicht jedem“, erläuterten die Schülerinnen. Auch der Lösungsansatz sei vom Prinzip her gut durchdacht. „Eine spannende Sache“, die dem Gefühl der Ausgeschlossenheit entgegenwirken könnte. Während des Wettbewerbs betreut und auch nach Leipzig begleitet wurden die drei Schülerinnen von ihren Lehrerinnen Dagmar Steiner und Sandra Farrell.

„Die Fähigkeit, Veränderungen als Chance zu begreifen, Probleme eher als eine Herausforderung zu sehen, neue Lösungen zu entwickeln und dann die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, haben die Teilnehmer hier alle schon bewiesen,“ hob Franziska Metzbaur als Vertreterin von „Jugend gründet“ bei der Siegerehrung die Leistungen der Schülerinnen und Schüler hervor. Sie würdigte das Bestreben der jungen Leute, mit ihren Geschäftsideen „die Welt im Großen oder Kleinen besser zu machen, bequemer, schöner oder überhaupt lebenswert und zugänglich“. Beeindruckend fand sie die Leidenschaft, mit der die Schülerinnen und Schüler ans Werk gegangen waren.

„Wir freuen uns Gastgeber von Jugend gründet zu sein“, konstatierte Oberbürgermeister Burkhard Jung in seinem Grußwort: „Mutige Gründerinnen und Gründer prägen die kreative Atmosphäre unserer Stadt. Nachhaltiges Wachstum braucht Innovationen und Tatendrang. Das lebendige Leipziger Start-up-Ökosystem bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte, damit junge Gründerinnen und Gründer ihre Ziele erreichen können.“

Vor zwei Jahren wurde in Holger Gasse, MdL, seine Begeisterung für „Jugend gründet“ geweckt und hat ihn seither „nicht mehr losgelassen“. In seinem Grußwort forderte er dazu auf, „den jungen Leuten mehr Mut zu machen Gründer zu sein. Und der Wettbewerb Jugend gründet spielt dabei eine herausragende Rolle“.

Die Schülerinnen und Schüler kamen aus fünf Bundesländern nach Leipzig angereist, aus Hessen (Frankfurt/Main und zwei Teams aus Geisenheim), aus Niedersachsen (Lingen/Ems), Bayern (Mühldorf a. Inn), Sachsen-Anhalt (Magdeburg) und Baden-Württemberg (Stuttgart). Sie hatten sich mit ihren im letzten Schulhalbjahr entwickelten Businessplänen für diesen Pitch qualifiziert, weil ihre Businesspläne zu den bundesweit besten von 718, in der ersten Phase des bundesweiten Online-Wettbewerbs für Schüler und Auszubildende eingereichten, Geschäftsideen gehörten.

Bereits am Vortag des Pitches waren die Schüler und die sie betreuenden Lehrkräfte nach Leipzig zu einem spannenden Rahmenprogramm angereist, bei dem sie den Spirit der Stadt und der dortigen Gründerszene erlebten. Sie besichtigten das Leipziger SpinLab auf dem Gelände der Baumwollspinnerei, wo auch Neo Rauch, einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart sein Atelier hat. Das SpinLab – The HHL Accelerator unterstützt interdisziplinäre Teams bei der Umsetzung und dem Wachstum ihrer Gründungsvorhaben. Sie können innerhalb des 6-monatigen Programms auf dem Kreativ-Gelände ein modern ausgestattetes Co-Working-Büro nutzen und Zugang zu verschiedenen Technologien von Partnern erhalten.

Anschließend wurden die Schülerinnen und Schüler zu einem Empfang der IHK Leipzig eingeladen, wo sie zwei lokale Gründer kennenlernten: Michael Petrosjan von FlyNex GmbH, der befähigt Piloten und Unternehmen befähigen will, Drohnen sicher und effizient zu nutzen, und Dr. Christina Kleinau von www.timmitransport.de, die erklärte, wie sie und ihr Team versuchen, mit dem nachhaltigen Transportunternehmen die Themen Finanzen und Ethik von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Zum Abschluss des ersten Tages stand am Abend ein Gespräch mit dem Zeitzeugen der friedlichen Revolution von 1989, Friedrich Magirius, Superintendent i.R. und Ex-Stadtpräsident, auf dem Programm. Mit seinem Wissen aus erster Hand ließ er für die jungen Leute eindrücklich ein Stück Geschichte lebendig werden. Der 84-jährige Ex-Stadtpräsident und Ehrenbürger von Leipzig und Krakau, war zur damaligen Zeit Pfarrer der Nikolaikirche, und er moderierte den Runden Tisch in Leipzig.

Die Veranstaltung in Leipzig war die dritte und letzte Veranstaltung in dieser Reihe, zwei weitere Präsentationsveranstaltungen waren in Ulm (am 5. und 6. März) und in Hamburg (am 15. und 16. März).

Zweite Wettbewerbsphase: Das Planspiel

Seit Ende Januar läuft bereits die zweite Wettbewerbsphase, das „Jugend gründet“-Planspiel. Dabei heißt es, den richtigen Standort auswählen, Mitarbeiter motivieren, qualifizieren, neue Mitarbeiter auswählen, sich Gedanken über Werbestrategien,

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit und natürlich auch über Preis und Kosten von Produkten zu machen. Das alles ohne Risiko, aber mit der Gewissheit, Wirtschaftswissen zu erlangen. Die einzige Gefahr dabei ist, vom Unternehmergeistfieber gepackt zu werden.

Bei der hochwertigen Unternehmenssimulation versuchen alle Wettbewerbsteilnehmer, unabhängig von ihrem Abschneiden in der Businessplanphase, über acht Spielperioden hinweg ihr virtuelles Unternehmen mit unternehmerischen Entscheidungen durch die Höhen und Tiefen der Konjunktur zu führen. Auch wer keinen eigenen Businessplan eingereicht hat, kann zeitlich flexibel ab sofort in das Planspiel einsteigen.

Die Gesamtbesten aus beiden Wettbewerbsphasen (Businessplan- und Planspielphase) werden am 20. Juni 2018 zum Bundesfinale nach Stuttgart eingeladen.

Mühldorf a.Inn