Interaktives Museum
„Wir stehen in den Startlöchern“ – das Kulturhaus Storchenwirt erwacht zum Leben

24.07.2020 | Stand 24.07.2023, 18:23 Uhr
−Foto: n/a

Er war bereits Tanzlokal, Gastwirtschaft und sogar Supermarkt: der Storchenwirt in Neustadt an der Donau. Doch lange war es still um das historische Gebäude am Stadtplatz 13 – schräg gegenüber des Rathauses – geworden. Nun aber erwacht es zu neuem Leben. Mit Volkshochschule, interaktivem Museum und einem Veranstaltungssaal unter dem Dach soll er das Zentrum des kulturellen Lebens in Neustadt werden.

Neustadt an der Donau. Für das entsprechende Programm wird künftig die Volkshochschule gemeinsam mit dem Kulturmarketing der Stadt Neustadt sorgen. Das Team hat die neuen Räume bereits bezogen und wird nun das Kulturhaus mit Leben füllen. „Der VHS-Infodesk im interaktiven Museum ist bereits besetzt und somit auch das Museum schon für Besucherinnen und Besucher zugänglich“, so VHS-Geschäftsleitung Andrea Holzapfel. Mit einer Einschränkung, wie sie einräumt: „Die interaktiven Bestandteile haben wir leider aufgrund der Hygieneanforderungen im Zuge der Corona-Thematik aktuell für die Benutzung gesperrt.“ Mittelfristig können Besucher hier aber beispielsweise an einem interaktiven Medientisch Ausflugsziele und Fahrradtouren in der Region entdecken, in futuristisch anmutenden Bubblechairs im Internet surfen oder mit historischen Hörspielen in die Geschichte der Region eintauchen.

Doch nicht nur die interaktiven Bestandteile des Museums sind einen Besuch wert. Auch die Exponate, die das Museum beheimatet, sind nicht alltäglich: So ist unter anderem ein keltisches Eisenschwert aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, das 2001 bei Baggerarbeiten in Irnsing entdeckt wurde, mit in den Storchenwirt gezogen. Aufgrund seiner 66 Zentimeter langen Klinge, des guten Zustands und des außergewöhnlichen Bronzegriffs gilt es als Rarität. „Weil aber alleine das Gebäude und seine Geschichte eigentlich schon eine eigene Ausstellung wert wären, werden wir ab September einmal monatlich eine Führung durch das Museum anbieten, die sich zum einen um den Storchenwirt an sich zum anderen um die Neustädter Geschichte dreht“, verrät VHS-Programmplanerin Christine Malckerek.

Der Start des VHS-Kursgeschehens wirft also seine Schatten bereits voraus. „Ein paar erste Testläufe mit internen Schulungen haben wir bereits absolviert, um Erfahrungen mit den Abläufen im Gebäude zu sammeln“, so Holzapfel, die allerspätestens im September die Räume voll nutzen will. „Momentan läuft noch das der Corona-Situation geschuldete, alternative Sommerprogramm. Ab Herbst haben wir aber für das neue Programm rund 150 Kurse geplant, die wir hier umsetzen wollen, sobald wir behördlicherseits grünes Licht dafür bekommen.“ Das erste Obergeschoss ist dabei ganz dem Thema „Digitales Lernen“ gewidmet und beherbergt unter anderem drei hochmoderne Smartboards für interaktive Schulungen oder Workshops. „Ob Home-Office, Home-Schooling oder Online-Kurse – die jüngste Krise hat auch gezeigt, wie groß die Schere ist zwischen denjenigen, die digital schon gut gerüstet sind und denjenigen, die noch überhaupt nicht mit den Möglichkeiten der Digitalisierung vertraut sind. Für beide Fälle wollen und werden wir im Herbst hierzu Angebote machen. Aber auch Firmen, die ihre Mitarbeiter in einem speziellen Thema schulen wollen, sind uns herzlich willkommen“, so Holzapfel.

Ein Stockwerk über der „digitalen Lernwelt“ befindet sich neben zwei klassischen Kursräumen ein kleiner Sportraum für Entspannungskurse. Das Herz höher schlagen dürfte vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern allerdings beim VHS-Raum im Dachgeschoss, der für kulturelle und gemeinnützige Zwecke konzipiert ist. So werden dort künftig zum Beispiel VHS-Kurse aus dem Programmbereich Gesundheit, aber auch Tanzkurse, Vortragsabende aus der Sparte Gesellschaft sowie kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Für letztere wird vor allem Monika Hummel verantwortlich zeichnen, die im vergangenen Jahr die Organisation der Kulturreihe Temporär von Anton Schaller übernommen hat. Bereits am 7. November bringt die Band „Cuillin“ schottische Melodien in den Veranstaltungssaal. Kurz darauf, am 28. November, findet in Kooperation mit der Volkshochschule eine „ArtNight“ statt. „Das Thema Kultur ist ja ein eigener Programmbereich der Erwachsenenbildung. Umso mehr freut mich, dass wir in diesem Segment noch einmal deutlich zulegen können und durch diese Verzahnung mit dem Kulturmarketing künftige noch mehr attraktive kulturelle Angebote unter einem Dach anbieten können“, so Holzapfel, die sich auf die intensive Zusammenarbeit mit der Kollegin freut. Auch Hummel ist sicher: „Wir haben beide einen kulturwissenschaftlichen Hintergrund. Von daher steckt in diesem Miteinander viel Potenzial, das in Zukunft sicherlich allen Kulturinteressierten in und um Neustadt zugute kommt.“

Dass auch Brautpaare sich im Kulturhaus Storchenwirt künftig das Ja-Wort geben können, dafür hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung den Weg bereitet. So wird der Veranstaltungssaal unter dem Dach offiziell für standesamtliche Trauungen gewidmet. Bürgermeister Thomas Memmel, der zugleich Standesbeamter auf Zeit ist, freut sich sehr über diese Möglichkeit: „Mit der Erweiterung können wir nun auch größeren Hochzeitsgesellschaften ein modernes und ansprechendes Ambiente für ihren besonderen Tag bieten.“

Fehlen eigentlich nur noch die offizielle Einweihung und ein Tag der offenen Tür für die Neustädterinnen und Neustädter. Mit beidem hat sich der Kulturausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt: „Angesichts der Corona-Thematik werden wir die offizielle Eröffnung im Herbst im eher kleinen Kreis vornehmen. Den Tag der offenen Tür werden wir dann, sofern es die Infektionslage zulässt, im Frühjahr abhalten. Unabhängig dazu lade ich natürlich jeden schon jetzt dazu ein, das interaktive Museum zu besuchen und ab Herbst die Räume der Volkshochschule mit Leben zu füllen. Wir sind mehr als bereit.“

Kelheim