Kindergärten und Schulen in Burghausen
Für die Zukunft unserer Kinder sehr gut aufgestellt

07.11.2019 | Stand 02.08.2023, 14:35 Uhr
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Auf Einladung von Ersten Bürgermeister Hans Steindl trafen sich kürzlich ca. 100 Mitarbeiter von Kindergärten und Schulen und weitere Unterstützer der Jugendsozialarbeit im Bürgerhaus, um sich in einem Dialog-Forum gegenseitig über den Status Quo, auftauchende Probleme und einen Ausblick in die Zukunft zu informieren. Dabei wurde die hervorragende Unterstützung durch die Stadt, der große bürokratische Aufwand und die vermehrte Integrationsproblematik angesprochen.

BURGHAUSEN. Zum Einstieg blickte Erster Bürgermeister Hans Steindl kurzweilig zurück in seine Kindergartenzeit, die er als „erstes Burghauser Integrationsmodell“ bezeichnete. Schließlich war er im katholischen Burghausen einer von drei „Evangelischen“, die im Kindergarten der Englischen Fräulein am Stadtplatz aufgenommen und „erfolgreich integriert“ wurden. Er skizzierte seine schulische Laufbahn durch die Johannes-Hess-Schule und das Aventinus Gymnasium, bevor er berichtete, wie einst der Wöhlerkindergarten von der Stadt übernommen wurde, der bis dahin nur für Wacker-Mitarbeiter offenstand.

Die ehemalige Leitung des Kindergartens, Marianne Ströber-Saile gab danach einen genaueren Einblick in die Entwicklung dieses Kindergartens. „Damals war die Einführung von Hortgruppen sehr strittig im Stadtrat, aber wir haben das als erste mittelgroße Gemeinde als Ergänzung zur Schule angeboten“, führte das Stadtoberhaupt dazu weiter aus. Weitere Etappen der Entwicklung waren die Einführung der kostenlosen Kindergärten vor zwölf Jahren, die Förderung und der Aufbau der städtischen Musikschule, der Ausbau der Ganztagsschule an den Grundschulen und der Mittagsbetreuung. Auch die Eröffnung des Sportkindergartens mit Bewegungs- und Ernährungskonzept, die Digitalisierung der Schulen sowie die geplante Sanierung der Stethaimer-Schule und der Hans-Kammerer-Schule wurden angesprochen. Die Ergänzung durch Schulsozialarbeit, Schulpsychologen und Konfliktmanager rundet die Vielfalt der Burghauser Angebote ab.

Familienreferentin Doris Graf stieg als Moderatorin zusammen mit den Kindergartenleiterinnen am Podium tiefer in die Thematik ein. Zunächst wurden die einzelnen Kindergärten, in denen derzeit insgesamt 887 Kinder (auch in Hort und Krippe) untergebracht sind, genauer vorgestellt. Dann berichteten die Erzieherinnen, wie sich das Kindergartenwesen in den vergangenen Jahren geändert hat. Zum einen sei der Verwaltungsaufwand seit dem neuen Kindergartengesetz extrem gestiegen und nervenaufreibend. Auch das Thema Personal ist ein Dauerbrenner in den Kindergärten, wie Andrea Zepmeisel von der AWO Kindertagesstätte Zauberwald berichtet: „Fachkräfte zu finden wird immer schwieriger, weshalb uns Schwangerschaften unserer Mitarbeiterinnen immer heftiger treffen. Von heute auf morgen gibt es da Ausfälle, die ausgeglichen werden müssen.“ Ein Teufelskreis sei dieser Zustand, wie Stephanie Kiefer, die Kindergartenbereichsleitung in der Pestalozzi Kita erzählt: „Unterm Jahr jemanden zu finden ist sehr schwer und bei Ausfällen werden die anderen Erzieher über Gebühr belastet.“

Kristina Hartwimmer vom Wöhlerkinderhaus hatte beispielsweise schon mehrfach Anfragen für eine Betreuung auch am Wochenende, was sie als eigentlich bedenkliche Entwicklung einstufte. Auch die Digitalisierung der Kindergärten wurde skeptisch gesehen. Nicht immer leicht sei die Integration der nicht deutschsprechenden Kinder mit Migrationshintergrund, die im sozialen Verhalten nicht auf dem gleichen Entwicklungsstand seien. Ein Grund für ein positives Fazit war die laufende Unterstützung durch die Stadt Burghausen, die zum Beispiel nicht nur Berufspraktikanten oder Küchenhilfen fördert, sondern auch mit der zentralen Anlaufstelle für die Vermittlung der Kindergartenplätze die Mitarbeiter der Kindergärten ungemein entlaste.

Schulreferent Norbert Englisch bat im Anschluss die stellvertretenden Schulleiter aufs Podium, da die Rektoren auf einer Tagung weilten. Im Gespräch wurde deutlich, dass in Raitenhaslach und an der Stethaimer Schule noch eine ganz besondere „heile Welt“-Atmosphäre herrscht. An den Neustadtschulen gibt es mit teils über 50 Prozent Schülern mit Migrationshintergrund mehr Probleme - zum Beispiel, wenn unterm Schuljahr ein nicht Deutsch sprechendes Kind eingegliedert werden soll. An der Mittelschule gibt es sogar Klassen mit 80 Prozent schlecht Deutsch sprechenden Kindern. „Es ist mittlerweile eine Phase eingetreten, in der die Kreativität der Lehrkräfte ein Ende erreicht hat“, so Bastian Lobenhofer von der Franz-Xaver-Gruber Mittelschule.

„Unsere Hauptproblematik ist die fehlende Unterstützung aus dem Elternhaus, wir versuchen wirklich alles, um etwa Bewerbungsunterlagen in die richtige Form und Rechtschreibung zu bringen und die Schüler an einen Beruf heranzuführen, aber unsere Grenzen sind erreicht. Derzeit gibt es, weil die mobilen Reserven für heuer schon aufgebraucht sind, keinen Ersatz für Ausfälle, was sich darin niederschlägt, dass wir die Deutschförderstunden streichen müssen, was die Lage weiter verschlechtert.“

An der Hans-Kammerer-Schule ist der gestiegene Platzbedarf das Hauptproblem. „Wir wissen nicht mehr, wo wir die Kinder unterbringen sollen“, so Katrin Nagel. „In den letzten drei Jahren sind 60 Kinder dazugekommen und wir haben jetzt schon Anmeldungen aus dem neuen Baugebiet für kommendes Schuljahr.“ Auch die Digitalisierung an den Schulen war Thema. „Wir können digitale Medien nicht ausklammern“, so Konrektorin Hedi Mittermeier von der Johannes-Hess-Schule. „Wir müssen unsere Kinder auf die Gefahren im Internet genauso vorbereiten wie auf die im Straßenverkehr, denn darin besteht eine latente Gefahr, von denen viele Erwachsene gar keine Ahnung haben.“

Aus allen Nähten platzt das Angebot der offenen Ganztagsschule, die Mittagsbetreuung und der gebundene Ganztags-Zug. „In Burghausen haben wir schon viel in Richtung Zukunft gemacht, es gibt eine sehr große Vielfalt von Angeboten“ so der Schulreferent. Dazu gehört auch der Einsatz von Schulsozialarbeitern wie Ariana Weise, die sich im Schnitt 120 Problemfällen pro Schuljahr annimmt. Um neue Schüler besser integrieren zu können, plant sie ein Mentorenprogramm, bei dem den „Neuen“ im Sinne der Willkommenskultur andere Schüler an die Seite gestellt werden.

Musik begreifbar machen und die Grundbegriffe des Musizierens vermitteln - das ist laut Helmut Lorenz die Aufgabe der Musikschule, die vor 17 Jahren das Klassenmusizieren eingeführt hat und heuer 650 Schüler mit 17 Lehrkräften unterrichten konnte. „Uns war es von Anfang an wichtig“, so erster Bürgermeister Hans Steindl, „dass jedes Kind ein Instrument lernen kann, wenn es möchte.“

Bevor bei einem Bayrischen Buffet der interessante Abend gemütlich ausklang, stellte Familienreferentin Doris Graf das neue Haus der Familie genauer vor, das ein Ort der Begegnung für viele werden wird.

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