Digitalisierung
Wie ist der Stand in deutschen Unternehmen?

30.10.2017 | Stand 03.08.2023, 4:47 Uhr
−Foto: Foto: Thomas Williams

2016 lag der Anteil an Unternehmen in Deutschland, die noch keine eigene Website haben, noch immer bei 30 Prozent. Vor allem kleine und mittelgroße Firmen hinken in Sachen Digitalisierung hinterher.

Unternehmer auf dem Land haben zudem Probleme, erfahrenes Personal für die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu finden. Meist scheitern digitale Projekte dort aber schon an der zu langsamen Internetverbindung. Die Aufzählung macht deutlich, dass Firmen in Deutschland vor einer der größten Herausforderungen seit der Industriellen Revolution stehen. Doch die Chancen und Vorteile sind ebenso vielfältig.

Große Chancen auch für kleine Betriebe

Wer heute mit seinem Unternehmen nicht im Netz zu finden ist – ob mit eigener Website, in Branchenbüchern, auf Google Maps oder bei Facebook –, dem entgehen zahlreiche Kunden: Eine aktuelle E-Commerce-Studie hat ergeben, dass inzwischen 98 Prozent der Verbraucher in Deutschland Waren über das Internet bestellen. Wer im Netz mit einem Onlineshop oder einer Website mit Kontaktmöglichkeiten vertreten ist, macht der Studie zufolge indirekt auch auf das eigene Ladengeschäft aufmerksam: So ist es für 40 Prozent der Online-Einkäufer eine wichtige Option, Waren online bestellen, aber vor Ort im Geschäft abholen zu können.

Auch in anderen Branchen können Investitionen in digitale Projekte „Wachstumstreiber“ sein. So schätzt die Unternehmensberatung McKinsey, dass das jährliche Wirtschaftswachstum von ganz Deutschland um 0,3 Prozent höher ausfallen könnte, wenn kleine und mittlere Unternehmen konsequenter in die Digitalisierung investieren würden. Die größten Potenziale sieht McKinsey in der IT-Branche mit einer zusätzlichen Wertschöpfung von 17,2 Milliarden Euro. Doch auch die Metall- und Elektro-Industrie (15,1 Milliarden Euro) sowie der Groß- und Außenhandel (14,4 Milliarden Euro) haben enormes Potenzial. Dabei geht es nicht nur um eine Steigerung der Produktivität, sondern ebenso um die Erschließung neuer Geschäftsfelder, die Verbesserung der Unternehmenskommunikation und um eine Modernisierung der Unternehmensarchitektur und -kultur.

Wo anfangen, wo aufhören?

Stellt sich nur die Frage, wie kleine Betriebe Kosten, Aufwand und Nutzen in ein sinnvolles Verhältnis bringen können. Wo fängt man an? Einige Maßnahmen lassen sich mit sehr geringem finanziellen Aufwand umsetzen. Hier sind vor allem die Marketing- und Vertriebsmöglichkeiten der digitalen Welt zu nennen: Eine Website, ein Facebook-Profil – und schon erhöht man seine Reichweite merklich, bleibt mit Kunden in Kontakt und holt neue Kunden dort ab, wo sie nach Dienstleistungen oder Produkten suchen. Je nach Ausrichtung der Firma und Größe des Vorhabens, gibt es bei Anbietern wie 1& 1 passende Lösungen für die Website.

Der Vorteil ist, dass man dank Homepage-Editor und Design-Vorlagen selbst keine Programmierkenntnisse benötigt. Dieser kostengünstige Schritt ist vor allem für Einzel- und Großhändler wichtig. Im produzierenden Gewerbe sind digitale Projekte meist kostspieliger, aber nicht minder lohnenswert. Denkbar sind – etwa nach dem Vorbild der BMW-Werke – digitale Planungssysteme zur automatischen Datenanalyse oder Roboter- und Assistenzsysteme, die die Produktivität steigern und die Mitarbeiter bei schweren Tätigkeiten entlasten.

Digitalisierung erfordert Fortbildungen für die Mitarbeiter …

Erst kürzlich betonte der Bosch-Geschäftsführer Christoph Kübel im Interview mit Zeit Online, dass trotz der Installation von 130.000 Robotern in Deutschland die Zahl der Arbeitsplätze gleich geblieben ist. Damit im eigenen Unternehmen keine Mitarbeiter verdrängt werden, sind Fortbildungen und das Schaffen zusätzlicher Stellen für die Herausforderung der Digitalisierung notwendig. Digitale Technologie erfordert Mitarbeiter, die mit ihr umgehen können. Das bringt in den Unternehmen natürlich auch Umstrukturierungen mit sich. Der Personalberater Jörg Breiski erklärt: „Im eigenen Hause finden sie [die Mittelständler] solche Fachleute nur selten. Denn der digitale Wandel erfordert grundlegend andere Geschäftsmodelle und Arbeitsabläufe. Dafür brauchen Unternehmen frische Impulse von außen.“

… und die richtige Infrastruktur

Diese Feststellung gilt mehr denn je für Firmen, die nicht in unmittelbarer Nähe zu Großstädten angesiedelt sind: Auf dem Land ist es weitaus schwieriger, Fachleute zu finden. Dazu kommt die noch immer schwierige Infrastruktur in ländlichen Gegenden: Hier müssen Politik und Netzbetreiber oftmals nachbessern, um die infrastrukturellen Voraussetzungen für den Sprung in die digitale Zukunft überhaupt zu ermöglichen.

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