Unfassbarer Fall
Wie ein Libyer dreimal (!) als falscher Arzt in einem deutschen Krankenhaus landen konnte

23.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:46 Uhr
−Foto: n/a

Der Ärger war groß, als in einem Klinikum in der nördlichen Oberpfalz vergangenes Jahr ein falscher Assistenzarzt enttarnt wurde. Dabei wurde bekannt, dass der Mann bereits zu einer langjährigen Haftstrafe verurteiolt wurde, weil er bereits früher als falscher Mediziner entdeckt wurde. Unfassbar: Jetzt wurde der Mann erneut enttarnt! Die offene Frage bleibt: Wie ist soetwas überhaupt möglich?

REGENSBURG Ein in Kemnath in der Oberpfalz am Krankenhaus aufgeflogener falscher Assistenzarzt ist wieder rückfällig geworden. Auch eine frühere Verurteilung zu einer Haftstrafe hat den Libyer nicht abgeschreckt, jetzt wieder in Hessen aktiv zu werden. Zwei Krankenschwestern retteten einem Patienten wohl das Leben.

Bereits im März und April 2018 war der 38-jährige Libyer im Krankenhaus Kemnath angestellt. Dort war der Mann als Assistenzarzt beschäftigt. Er war über eine spezielle Personalvermittlung für Ärzte in das Krankenhaus gekommen, das von der Kliniken Nordoberpfalz AG verwaltet wird. Als man den Mann, der keine ärztliche Approbation hat, letztes Jahr überführte, stellte sich heraus, dass ihn bereits das Amtsgericht Kassel zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt hatte. Auch dort hatte der Libyer als falscher Arzt an einem Klinikum gearbeitet. Gegen das Urteil ging der Mann aber in Berufung, so dass er aus der Untersuchungshaft entlassen und in Kemnath eine neue Anstellung finden konnte. Das Landgericht Kassel hatte sein Strafmaß auf zwei Jahre und fünf Monate reduziert, es aber noch nicht vollstreckt.

Doch auch nach dieser zweimonatigen Episode in Kemnath wurde der falsche Arzt wieder eingestellt – und zwar in Melsungen in Nordhessen. Laut „Hessische Niedersächsische Allgemeine Zeitung“ hatte der Mann im Juni 2018, also nur wenige Monate nach dem Schwindel in der Oberpfalz, dort eine Stelle als Bereitschaftsarzt angetreten. Zwei Krankenschwestern bemerkten allerdings, dass der falsche Arzt eine Blutkonserve nicht im Sterilraum, sondern in seinem Büro am PC aufbereitet hatte. Die Krankenschwestern haben dem Patienten womöglich das Leben gerettet, hieß es aus dem Klinikum in Nordhessen.

Die Staatsanwaltschaft Weiden untersucht derzeit den Fall in Kemnath. Dort hatte die Kliniken AG eine Kommission eingerichtet, die 700 Patientenakten sichtete. Bei 200 stellte man fest, dass es einen Kontakt mit dem falschen Assistenzarzt gab. Der jüngste Fall in Nordhessen hat dem Libyer übrigens erneut Untersuchungshaft eingebracht.

Regensburg