Burghausen
Wer bekommt den Schlüssel zur Schatzkammer des Landkreises?

26.06.2018 | Stand 04.08.2023, 10:28 Uhr
−Foto: Foto: Robert Piffer

Am 1. Mai 2020 endet die Ära Steindl in Burghausen. Wer läuft sich jetzt schon warm?

BURGHAUSEN. In weniger als 700 Tagen endet die Amtszeit von Burghausens Erstem Bürgermeister Hans Steindl. Unabhängig davon, ob man 700 Tage als kurz oder lang empfindet, die Frage, wer ab dem 1. Mai 2020 die Geschicke der Stadt lenken wird, sie sorgt schon jetzt für Diskussionen - auch abseits von den Stammtischen.

In weniger als zwei Jahren wird SPD-Mann Steindl als das am längsten amtierende Oberhaupt im Nachkriegs-Burghausen in die Annalen eingehen.

Mehr als eine ganze Generation von Burghausern kennt nach 30 Jahren Steindl keinen anderen Bürgermeister. Aber nicht nur bei den U-30-Bürgern, auch bei den älteren kann sich kaum einer so recht vorstellen, wie es „am Tag danach“ sein wird. Zu dominant hat Steindl in den vergangenen nunmehr fast drei Jahrzehnten das Geschehen in der Stadt bestimmt. Er entschied die großen Maßnahmen, genauso erhielt jede Menge Kleinkram seinen persönlichen Segen oder wanderte in den Papierkorb. „So einen werden wir so schnell nicht wieder kriegen“, heißt es folgerichtig in den Reihen von Steindls Sozialdemokraten. Daneben soll es bestimmte Kreise geben, die das sogar hoffen.

Vor geraumer Zeit hatte Hans Steindl einmal angekündigt, dass er potenzielle Nachfolger aufbauen wolle, von zwei bis drei möglichen Kandidaten war die Rede. Geworden ist daraus nichts. Ein Stadtrat tuschelt: „Hans Steindl ist nicht der Typ, der sich einen Kronprinzen heranzieht.“

Bei den Grünen ist von einer Frau die Rede

Egal ob von Steindl aufgebaut oder nicht, es wird am 1. Mai 2020 einen neuen Bürgermeister in der Salzachstadt geben. Welche Partei wen aufstellen wird, darüber hat man derzeit noch den Mantel des Schweigens gelegt. Bei den Grünen ist ganz vage von einer Frau die Rede, die ins Rennen geschickt werden könnte. Auch bei den beiden großen Fraktionen tut sich offiziell nichts. Zwei Namen sind aber dennoch im Gespräch. Florian Schneider gilt als Topfavorit bei der SPD, obwohl er bisher nicht einmal im Stadtrat vertreten ist. Dem Kreutzpointner-Geschäftsführer, der auch in vielen Vereinen wichtige Ämter bekleidet, wird das Management einer Stadt zugetraut. Bei der CSU dürfte es wohl auf den dritten Bürgermeister und Wackerbetriebsrat Norbert Stranzinger hinauslaufen. Der hatte schon einmal erfolglos gegen Steindl kandidiert und war bei der letzten Kommunalwahl nicht mehr angetreten. Dennoch schrieben 2014 mehr als 100 Wähler Stranzingers Namen auf den Stimmzettel. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren, heißt die wichtigste Regel im Beamtenmikado. Vielleicht gilt sie auch im Rennen um das Bürgermeisteramt. Weder Stranzinger noch Schneider bestätigen ihre Ambitionen auf Nachfrage des Wochenblatts. Norbert Stranzinger, der im Freundeskreis für 2020 seine Kandidatur angekündigt haben soll, sieht im Augenblick keine Not, sich mit der kommenden Bürgermeisterwahl zu befassen: „Im Herbst geht die Burghauser CSU in Klausur, danach wird man sehen, wer ins Rennen geht.“ Gedanken über die nächste Kommunalwahl hat er sich offenbar doch schon gemacht. Denn er merkt an, dass er große Veränderungen im Stadtrat erwartet: „Aufgrund der derzeitigen Altersstruktur des Rates, muss man davon ausgehen, dass ein Drittel der jetzigen Räte dem neuen Stadtparlament nicht mehr angehören wird.“

Florian Schneider bestätigt, dass er als Bürgermeisterkandidat der SPD im Gespräch ist. „Entschieden ist da aber noch lange nichts“, sagt er.

Auf die Frage, ob er zu einer Kandidatur bereit sei, gibt er keine konkrete Antwort. „Schaun wir mal“, zitiert er Franz Beckenbauer. Dennoch ist ihm anzumerken, dass er einer Kandidatur nicht grundsätzlich abgeneigt ist.

Der „Kreutze“ hat schon die Weichen gestellt

Konkreter wird sein Chef Fritz Kreutzpointner. Der traut Florian Schneider das Bürgermeisteramt zu, obwohl er als CSU-Mann eigentlich zum anderen Lager gehört. Und als weitsichtiger Unternehmer blickt er bei seinen Entscheidungen über 700 Tage hinaus. Er hat längst die Weichen gestellt, um die personelle Lücke füllen zu können, falls Schneider tatsächlich Bürgermeister werden sollte. Egal wer Bürgermeister wird, „den Kreutze wird es auch in Zukunft geben“, gibt sich der Firmenchef deshalb zuversichtlich.

Altötting