Bis zu 18.000 Tote in Bayern jährlich
Weltnichtrauchertag 2019 – Lungenfacharzt der Uniklinik Regensburg weist auf die Gefahren des Rauchens hin

29.05.2019 | Stand 28.07.2023, 11:52 Uhr
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Zum Weltnichtrauchertag am Freitag, 31. Mai, weist der Lungenfacharzt PD Dr. Maximilian Malfertheiner aus der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) auf die Gefahren des Rauchens und Dampfens hin. Sind Bier und Zigarette auf einer Kneipentour heute immer noch unzertrennlich?

REGENSBURG Seit 2008 das allgemeine Rauchverbot in bayerischen Gaststätten erwirkt wurde, hat sich vieles verändert – manches aber auch nicht. Noch immer zählen die Folgen des Rauchens zu den häufigen, aber vermeidbaren Todesursachen in Deutschland und anderen Industrienationen. Schätzungen zufolge sterben allein in Bayern jährlich etwa 15.000 bis 18.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, deutschlandweit verzeichnet man circa 120.000 Tote. Der diesjährige Aktionstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht unter dem Motto „Tabakkonsum und Lungengesundheit“. Im Fokus stehen die gesundheitlichen Schäden, die durch das Rauchen und das Dampfen von E-Zigaretten an der Lunge entstehen.

Obwohl das Gesundheitsrisiko in Deutschland weitestgehend bekannt ist, gaben 20,8 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer über 18 Jahren in einer bundesweiten Studie an, zumindest gelegentlich zur Zigarette zu greifen. Schädlich ist der Zigarettenrauch dabei nicht nur für den Raucher selbst, auch anhaltendes Passivrauchen birgt Gesundheitsrisiken. „Vor allem Kinder leiden massiv darunter, denn sie befinden sich noch im Wachstum, was ihre Organe besonders empfindlich und angreifbar macht. Sie sind nicht in der Lage, die enthaltenen Giftstoffe entsprechend schnell abzubauen, weshalb sie meist deutlich höhere Konzentrationen aufnehmen als ein Erwachsener. Asthmabeschwerden, Lungenentzündung und Bronchitis sind nur einige der Folgen des Passivrauchens“, klärt PD Dr. Maximilian Malfertheiner auf. Als Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR behandelt er häufig Patienten, deren Lungen unter den Folgeschäden des Rauchens leiden.

Lungenkrebs und chronische Atemwegserkrankungen durch Tabakkonsum

Die Anzahl der Raucher hierzulande sinkt jedoch bereits seit Jahren, Deutschland belegt aktuell mit 25 Prozent Rauchern in der Bevölkerung den neunten Platz im europäischen Vergleich. Den Spitzenreiter bildet Griechenland, dort rauchen einer Studie zufolge 37 Prozent der Einwohner.

Zwar erkranken auch Nichtraucher an Lungenkrebs, zwei Drittel der Lungenkrebstoten sind jedoch auf Tabakkonsum zurückzuführen. Im vergangenen Jahr verstarben dadurch 430.000 Menschen in Europa, die Zahl der Neuerkrankungen lag bei 500.000 Betroffenen. Es ist allerdings nicht nur der Lungenkrebs, welcher als Auswirkung des Rauchens befürchtet wird. Eine zunehmende Luftnot und chronischer Husten können für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sprechen. Die COPD führt aufgrund einer anhaltenden Entzündungsreaktion zur Verengung der Atemwege und zur Auflösung der Lungenbläschen. Allein in Deutschland leiden circa 6,8 Millionen Menschen unter dieser Erkrankung, die zu den häufigsten Todesursachen weltweit zählt und in 80 Prozent der Fälle durch das Rauchen ausgelöst wird. Das Voranschreiten der COPD führt häufig dazu, dass Patienten eine ständige Sauerstofftherapie oder auch eine tägliche Druckbeatmung über eine Maske benötigen. Die Diagnose einer COPD erfordert deshalb einen umgehenden Verzicht auf Tabak- und Dampfprodukte. Nicht nur die Atemwege leiden unter den Giftstoffen in Zigaretten und E-Zigaretten, auch auf das Herz haben sie erhebliche Folgen. So stellt das Rauchen beispielsweise den größten Risikofaktor für einen Herzinfarkt dar, an dem ein Drittel der Betroffenen verstirbt. „Leider nehmen die Herzerkrankungen insgesamt weiter zu, das betrifft vor allem aber die koronare Herzerkrankung (KHK) und die Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz). Aufgrund unserer verbesserten medikamentösen Therapie und durch das rasche interventionelle Therapiemittel Herzkatheter bei akutem Herzinfarkt, überleben Patienten deutlich öfter, entwickeln aber eine Herzinsuffizienz“, beschreibt Professor Dr. Lars Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, diese Entwicklung.

Zertifiziertes Rauchfrei-Programm am UKR

Der Verzicht auf Glimmstängel und E-Zigarette lohnt sich: Bereits nach kurzer Zeit verbessert sich die Lungenfunktion und auch der Kreislauf stabilisiert sich. Neben der Herzgesundheit hat die Aufgabe des Rauchens auch positive Effekte auf den Blutdruck und die Geschmacksnerven. Wer dem Rauchen ein Ende setzen will, der kann professionelle Hilfe durch die Abteilung für Psychosomatische Medizin am UKR in Anspruch nehmen. Diese bietet in Kooperation mit der Klinik Donaustauf ein zertifiziertes Rauchfrei-Programm. Das achtwöchige Angebot findet in kleinen Gruppen statt. Die Ansprechpartnerin Christina Ostermeier ist telefonisch unter der Nummer 09403/ 80202 oder per Mail an rauchfrei@klinik-donaustauf.de erreichbar

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