Finanzwissen aneignen
Vom Sparschwein zum Altersvorsorgeplan

30.10.2017 | Stand 02.08.2023, 21:48 Uhr
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Für viele Menschen ist es zur Gewohnheit geworden, bargeldlos mit der EC-Karte zu bezahlen. Kinder können daher ihre Eltern immer seltener mit Münzen und Scheinen in der Hand sehen. Das beeinflusse ihr Gefühl für den richtigen Umgang Geld, warnen Experten.

Geld ist ein abstraktes Konzept. Konkret wird es dadurch, dass es Münzen und Scheine gibt. Mit ihnen wird Geld greifbar für die Hand und begreifbar für den Verstand. Doch in Zeiten von Onlineshops, virtuellen Währungen und elektronischen Bezahldiensten tritt Geld immer seltener konkret in Erscheinung. Nicht nur Erwachsene verlieren so eine gesunde Haltung zu Geld, auch Kindern fällt es immer schwerer, den Umgang mit Geld zu erlernen.

Swiss-Life-Studie: Überforderung beim Thema Finanzen

Kinder verstünden erst ab einem bestimmten Alter, dass Geld bei einer Überweisung oder einer Kartenzahlung weg sei, sagt Kirsten Schlegel-Matthies, die an der Universität Paderborn zu finanzieller Bildung forscht. Geld zu sparen und sich seine Finanzen einzuteilen – diese Fähigkeiten muss jeder Mensch erlernen. Manche begreifen es schon im Kindesalter, andere haben selbst im Erwachsenenalter noch kein richtiges Gefühl für Geld entwickelt. Geschweige denn die Fähigkeit, komplexe Finanzvorgänge zu verstehen.

Wie eine repräsentative Studie von Swisslife.de zeigt, bezeichnet weniger als die Hälfte der Deutschen ihre aktuellen Kenntnisse im Bereich Finanzen als gut (46 Prozent). 40 Prozent schätzen ihr Wissen als mittelmäßig ein. Was ist die geeignete private Altersvorsorge? Wie viel Geld gilt es zu sparen? Welche Anlageformen lohnen sich? Viele Deutsche fühlen sich mit solchen Fragen überfordert. Geleichzeitig halten 78 Prozent das Thema für wichtig oder sogar sehr wichtig.

Zwischen gewünschtem Wissen und tatsächlichem Kenntnisstand klafft also eine Lücke. Wie lässt sich das ändern? Geht es nach Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland, müssten die Grundlagen dafür in der Schule geschaffen werden. Mit dieser Meinung steht er nicht allein da. Auch die Teilnehmer der Swiss-Life-Umfrage sind ähnlicher Ansicht: Knapp drei Viertel befürworten ein eigenes Schulfach zum Thema Finanzen (72 Prozent), bis dato sehen Unterrichtspläne das nur sehr bedingt vor. Rund 80 Prozent der Befragten geben zudem an, als Schüler eher wenig (46 Prozent) oder gar nichts (33 Prozent) über Finanzen erfahren zu haben. „Wissen ist die Voraussetzung, um überlegte Finanzentscheidungen zu treffen, um Chancen zu erkennen und Risiken richtig einzuschätzen“, mahnt Swiss-Life-Chef Arnold. „Es ist deshalb fatal, dass wir das Thema Finanzwissen in Deutschland so stiefmütterlich behandeln.“

Kindern das richtige Gefühl für Geld vermitteln

Um komplexe Finanzsachverhalte in der Schule zu verstehen, braucht es erst einmal ein Verständnis für Geld. Eltern fokussieren sich hier oft darauf, ihren Kindern das Sparen beizubringen. Ein gutes Wissen um Finanzen fängt zwar mit dem Sparschwein an, hört damit jedoch nicht auf. Laut der Wissenschaftlerin Kirsten Schlegel-Matthies geht es darum, den richtigen Umgang mit Geld zu vermitteln. Geld bekomme man nicht geschenkt, man müsse es sich erarbeiten – das sollte die wichtigste Botschaft sein, die Eltern ihren Kindern mitgeben.