Sperrung
Vom Regensburger Alten Rathaus bröckelt die Fassade!

21.11.2018 | Stand 13.09.2023, 1:51 Uhr
−Foto: n/a

Der Reichssaal im Regensburger Alten Rathaus ist das älteste Parlament Deutschlands. Doch an der Fassade bröckelt es. Die Stadt musste reagieren, ein Teil des Rathausplatzes ist gesperrt – Denkmalschützer sind alarmiert.

REGENSBURG Hier tobt das Leben, täglich: Schutz und Trutz, die zwei berühmten Figuren über dem Portal zum Historischen Reichssaal, beobachten steinern täglich tausende Touristen, aber auch Hochzeitsgesellschaften. Das Alte Rathaus von Regensburg, im Kern aus dem elften Jahrhundert und eines der schönsten mittelalterlichen Rathäuser Deutschlands, ist ein beliebter Ort zum Heiraten. Im altehrwürdigen Reichssaal stehen die langen Bänke, auf die man sprichwörtlich gerne etwas schiebt, und auch der Grüne Tisch, an dem man verhandelt, ist nicht fern. Seit 1663 tagte hier der Immerwährende Reichstag, bis 1803, als das Reich und damit der Kaiser untergingen.

Es ist also alles alt am Alten Rathaus. Und genau das wird jetzt offenbar zum Problem. Denn am Montag stürzte ein kleines Türmchen aus einer sogenannten Zwillingsfiliale auf den Rathausplatz. Die Stadt ist alarmiert – und mit ihr die Denkmalschützer. „Der Schaden und die gesamte Erkerkonstruktion wird nun von einem spezialisierten Ingenieurbüro unter Beteiligung des Amts für Archiv und Denkmalpflege untersucht“, teilte die Stadt am Dienstag zähneknirschend mit. Die Untersuchung beginnt noch im Laufe dieser Woche. „Mit den Ergebnissen ist jedoch nicht vor der ersten Dezemberwoche zu rechnen. Die Absperrung in ihrer jetzigen Form bleibt bis voraussichtlich Donnerstag, 22. November, bestehen“. Im Anschluss werde für die Untersuchungen und erste Sicherungsmaßnahmen ein entsprechendes Arbeitsgerüst aufgestellt.

Einen Fenstersturz wie im Prager Rathaus gab es zwar aus dem Erker des Reichssaals in Regensburg nicht. Doch er steht symbolhaft für den Aufstieg des Bürgertums an der Seite von Kaiser, Herzog und Klerus: Als das ursprüngliche Alte Rathaus im Jahr 1363 abgebrannt war, bauten sich die reich gewordenen Patrizier einen Festsaal. Er war eine Art Wunderwerk des Mittelalters, denn der komplette Saal kommt ohne Säulen aus, die frei schwebende Decke ist atemberaubend. Wie anfällig die Konstruktion indes ist, spürte die Stadt eben am Montag am Erker, dem Zierstück an der Außenfassade.

„Nach Abschluss der Schadensanalyse können die Schwere, der finanzielle Umfang des Schadens sowie die Dauer der Sanierung ermittelt werden“, heißt es weiter von Seiten der Stadt. Witterungsbedingt und aufgrund der denkmalpflegerischen Anforderungen sei mit einer Fertigstellung nicht vor Mitte 2019 zu rechnen.

Rechts fehlt einer der Türmchen. Foto: ce −Foto: ce

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