Kannte das Opfer einen der Täter?
Trauma nach Überfall auf Straubinger Taxifahrerin: "Ich bin mit den Nerven am Ende"

08.07.2017 | Stand 12.10.2023, 10:11 Uhr
−Foto: n/a

Nach dem Überfall auf eine Taxifahrerin in Straubing – einer der Täter ist der Polizei offenbar namentlich bekannt.

STRAUBING Gut 14 Jahre lang hat Selma M. (Name geändert) Fahrgäste durch Straubing und den Landkreis chauffiert. „Ich bin immer gerne Taxi gefahren“, erzählt sie. Bis zu jener Nacht, die das Leben der 47-Jährigen auf einen Schlag veränderte: Im Straubinger Stadtgebiet wurde sie Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls. Körperlich blieb sie zwar unversehrt, doch der Überfall hat sich tief in ihre Seele eingebrannt. Selma M. ist krankgeschrieben, in Kürze muss sich die Mutter von drei Kindern in psychologische Behandlung begeben. Ob sie jemals in ihren Beruf zurückkehren kann, ist völlig ungewiss.

Als Taxifahrerin sei auch immer ein bisschen die Angst mitgefahren, gesteht Selma M.. Wer steigt da in mein Auto? Wird es eine ganz normale Fahrt oder macht der Passagier Probleme? In all den Jahren hat die 47-Jährige ein Gespür für Menschen und Situationen entwickelt. So manches Mal sei es vorgekommen, dass sie, wenn Ärger vorprogrammiert schien, die Beförderung von Personen verweigerte. Und für den Notfall hatte sie im Fahrzeug zudem das Pfefferspray stets griffbereit.

Die Risiken erschienen beherrschbar. Unangenehme oder beängstigende Erlebnisse blieben die Ausnahme. Bis zu jenen dramatischen Vorfällen am vorvergangenen Wochenende.

Schon in der Nacht auf Sonntag, 19. Januar, hatte es die ersten Probleme gegeben. Bei einer Tour in den Landkreis hielt sich ein betrunkener Fahrgast offenbar für unwiderstehlich. Als ihn Selma M. in seinen Wohnort chauffiert hatte, öffnete der Mann seine Hose und spielte an seinem Penis herum. Was genau der Mann weiter im Schilde führte, weiß die 47-Jährige nicht, nur soviel: „Manche Männer denken, wir Taxifahrerinnen seien Freiwild.“ Erst als sie mit dem Einsatz des Pfeffersprays drohte, sei der Mann abgezogen. Die sexuelle Belästigung sollte ein Fanal für jenes Drama sein, das sich dann am frühen Sonntagmorgen abspielte.

Gegen 5 Uhr bestellt ein Mann per Telefon bei der Taxizentrale einen Wagen in den Straubinger Thomasweg. Selma M., kurz vor dem Ende ihrer Schicht, soll die Fahrt übernehmen – und gerät in einen Hinterhalt!

Ein maskierter Mann reißt die Fahrertüre auf und richtet eine Pistole auf die Taxifahrerin: „Er schrie: ’Geld her!‘“, erinnert sie sich, „ich dachte, jetzt ist es aus“. Sie ist wie paralysiert, in Todesangst kreisen ihre Gedanken um ihre drei Kinder. Nach wenigen Augenblicken hat der Spuk ein Ende. Mit der erbeuteten Geldbörse machen sich der Gangster und ein weiterer, unmaskierter Mann, der während der Tat an der Beifahrertür gestanden hat, aus dem Staub. Als sich Selma M. vom Schock erholt hat, verständigt sie die Taxizentrale, die wiederum die Polizei alarmiert. Eine Fahndung nach den beiden Flüchtigen bleibt jedoch erfolglos.

Auch Tage nach dem Überfall leidet die 47-Jährige unter dem Erlebten. Häufig muss sie weinen, sie hat Albträume, schreckt nachts aus dem Schlaf hoch. „Ich sehe immer den Maskierten vor mir. Ich kann das nicht vergessen. Ich bin mit den Nerven am Ende“, sagt sie. In Kürze will sie sich in psychiatrische Behandlung begeben, um so das Trauma zu überwinden. An eine Rückkehr in ihren Job ist momentan nicht zu denken. „Ich kann in kein Taxi einsteigen.“

Taxifahrerin kannte offenbar einen Täter

Der Überfall auf die Straubinger Taxifahrerin Sonntagfrüh, 19. Januar, am Thomasweg (Foto) – die beiden Täter konnten bislang nicht gefasst werden und sind weiter auf freiem Fuß. Dies erklärte eine Polizeisprecherin auf Wochenblatt-Nachfrage. Während die Identität des maskierten und mit einer Pistole bewaffneten Mannes unklar ist, hat Selma M. den zweiten, unmaskierten Täter nach eigener Aussage identifiziert. „Ich kenne ihn“, so Taxifahrerin Selma M. zum Wochenblatt. Der Mann sei in der Vergangenheit bereits Fahrgast bei ihr gewesen. Sie kenne sogar seinen Namen. „Ich habe den Namen der Polizei mitgeteilt“, so die 47-Jährige.

Straubing-Bogen