Unsportlich
Streng muslimische Ringer verweigern Schiedsrichterin den Handschlag – und werden trotzdem Meister

27.12.2018 | Stand 13.09.2023, 0:21 Uhr
−Foto: n/a

Am Ende hatte sie Tränen in den Augen: Ein Ringkampf ging im Hessischen mit einem Skandal zu Ende. Der Grund: Drei muslimische Ringer hatten sich geweigert, der Schiedsrichterin die Hand zu geben.

HESSEN Wie die Mainpost berichtet, kam es kurz vor Weihnachten zu einem handfesten Skandal in der sonst eher beschaulichen Verbandsliga Hessen Nord-Ost. Aber nicht die Qualität der sportlichen Auseinandersetzung sorgte jetzt für Schlagzeilen, sondern ein handfester Skandal. Im Mittelpunkt steht die Vize-Präsidentin des hessischen Ringer-Verbandes, Ramona Scherer. Die RWG Hanau-Erlensee holte sich den Meistertitel gegen den Rivalen AC Bavaria Goldbach, allerdings ohne auch nur einen Finger gekrümmt zu haben. Und genau das war das Problem. Denn drei Ringer der RWG Hanau-Erlensee weigerten sich, der Schiedsrichterin die Hand zu reichen. Der Rivale AC Bavaria Goldbach gewann das Duell mit 32:0 Punkten. Und das ohne Kampf.

Laut Mainpost sind die drei Ringer die tschetschenischen Brüder Iunadi und Nazhavdi Bisultanov und der Bulgare Sunay Hamidov. „Alle drei sind hessische Meister, alle drei sind Muslime. Am Freitag waren sie zum ersten Mal mit einer weiblichen Kampfleiterin konfrontiert“, berichtet die Zeitung. Als zu Beginn des Turniers die Schiedsrichterin den Handschlag mit den drei Ringern vollziehen wollte, weigerten sich diese. Daraufhin wurden sie disqualifiziert. Die 50 Zuschauer des Turniers sollen gepfiffen und gebuht haben, doch als Schiedsrichterin Ramona Scherer am Ende die Ehrung der Ringer vornahm, die nun ohne Kampf und trotz unsportlichen Verhaltens am Ende als Meister ihrer Klasse auf dem Podest standen, verneigten sich diese zumindest, so der Bericht. Doch die Verbands-Vizepräsidentin wandte sich an das Publikum und sagte unter Tränen: „So etwas ist mir noch nie passiert. Das ist wahnsinnig schade.“

Laut dem Bericht habe auch der Vorsitzende des RC Erlensee kann sich dieser das Verhalten nicht erklären. „Ich engagiere mich sehr stark für die Drei. Ich konnte mir die zweite Kampfhälfte nicht mehr in der Halle ansehen und blieb im Foyer“, sagte Anton Albert der Mainpost. Der Bulgare Hamidov sei schon „seit drei, vier Jahren“ in Deutschland, die Brüder Bisultanov „seit etwa zwei Jahren“. Alle Drei seien „sehr religiös“. Die Schiedsrichterin sagte, es gehe nicht nur um den Handschlag. Sie müsse beispielsweise auch während des Kampfes in strittigen Situationen überprüfen, ob die Ringer richtig eingeölt seien. Eine Berührung wäre also unvermeidbar gewesen. Doch das unsportliche Verhalten der Ringer wird ohnehin Konsequenzen haben: „Auf den Verein wie auch die drei Ringer kommt eine Anzeige wegen verbandsschädigenden Verhaltens zu“, erklärt der HRV-Vorsitzende Karl Rothmer.

Regensburg