Gefälschte Papiere
Statt Job im Pflegeheim winkte Arbeit auf der Baustelle

01.07.2020 | Stand 03.08.2023, 19:48 Uhr
−Foto: n/a

Bundespolizei im Dauereinsatz gegen organisierte Schleuserbanden

Freilassing. Die Ermittler der Bundespolizei Freilassing sind derzeit besonders gefordert. Zuletzt vereitelten Grenzfahnder der Bundespolizei mitunter mehrmals täglich Schleusungen und zogen Dutzende gefälschte Arbeitsverträge aus dem Verkehr.

Dabei scheint den Betroffenen nicht immer bekannt zu sein, was auf den falschen Papieren tatsächlich steht: So blickten einige Serbinnen - 42 bis 73 Jahre alt - am Mittwoch, 24. Juni, äußerst ungläubig drein, als ihnen ein Dolmetscher die in ihren angeblichen Arbeitspapieren beschriebene Tätigkeit übersetzte. Wollten sie zunächst die Beamten täuschen, waren sie offensichtlich selbst getäuscht worden – laut ihren gefälschten Dokumenten wären sie nämlich nicht wie sie selbst behaupteten in einem Pflegeheim, sondern als Hilfskräfte bei einer Baufirma beschäftigt.

Am späten Mittwochabend überprüften Bundespolizisten an der Autobahnkontrollstelle am Walserberg (BAB 8) neun Serbinnen und Serben in einem Kleintransporter mit serbischer Zulassung. Die Reisenden zeigten den Beamten ihre Pässe und gaben an, Verwandte in den Niederlanden besuchen zu wollen. Als die Grenzfahnder noch einmal nachhakten, wollten die Serbinnen und Serben aber plötzlich doch nicht mehr zum Familienbesuch, sondern zum Arbeiten nach Holland fahren. Als Beleg dafür zeigten sie den Bundespolizisten ihre Arbeitsverträge, die allerdings von einer deutschen Baufirma stammten und mutmaßlich gefälscht waren. Da ohnehin keiner der vermeintlichen Arbeitskräfte den für eine Erwerbstätigkeit erforderlichen Aufenthaltstitel vorzeigen konnte, nahmen die Beamten die Frauen und Männer vorläufig fest.

Ermittler der Bundespolizei schauten wenig später in überraschte Gesichter, als ein Dolmetscher den 42-, 59-, 63-, 64-, 67- und 73-jahrigen Serbinnen übersetzte, zu welcher Arbeit sie sich angeblich verpflichtet hätten. Entgegen ihrer Erwartung sollten die Frauen laut ihren „Verträgen“ nämlich auf einer Baustelle schwer arbeiten, statt sich in einer Pflegeeinrichtung um Seniorinnen und Senioren zu kümmern.

Die Bundespolizei Freilassing zeigte die sechs Serbinnen und einen 31-jährigen Serben wegen versuchter unerlaubter Einreise an. Gegen den 40-jährigen Fahrer und seinen 37-jährigen Beifahrer wird außerdem wegen Einschleusens von Ausländern ermittelt. Alle Reisenden müssen sich wegen Urkundenfälschung verantworten. Die Beamten schickten sie am Donnerstag (25. Juni) nach Österreich zurück.

Die Bundespolizei Freilassing hat bei Grenzkontrollen allein in der vergangenen Woche (22.-28.Juni) zwölf mutmaßliche Schleuser sowie 100 unerlaubt eingereiste Personen festgenommen und zahlreiche gefälschte Arbeitsverträge beschlagnahmt.

Auch am Montag (29. Juni) stoppten die Grenzfahnder zwei Ukrainer, die mit ihren Autos insgesamt 15 Landsleute mit gefälschten Arbeitspapieren einschleusen wollten. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Traunstein musste der 39-jährige mutmaßliche Schleuser, der selbst einen falschen Arbeitsvertrag dabeihatte, eine Sicherheitsleistung in Höhe von 5.000 Euro bezahlen.

Die Bundespolizisten zeigten die 16 vermeintlichen Arbeitskräfte wegen versuchter unerlaubter Einreise und Urkundenfälschung an und schickten sie am Dienstagvormittag (30. Juni) nach Österreich zurück.

Berchtesgadener Land