Heimfahrt wurde zum Horrortrip
So entkamen Emelie (16) und Sophia (15) dem Sex-Gangster

07.08.2019 | Stand 13.09.2023, 0:19 Uhr
−Foto: n/a

Emelie (16) und Sophia (15) sind am Freitagabend in Straubing von einem Sex-Täter massiv bedrängt worden. Für die beiden Schülerinnen wurde die Heimfahrt nach dem Kino zum Horrortrip.

STRAUBING Es ist Freitagabend: Emelie (16) und Sophia (15) sind nach einem Kinobesuch mit dem Fahrrad auf dem Heimweg nach Parkstetten. Auf dem Radweg am Straubinger Ortsausgang, parallel zur Chamer Straße, bemerken sie gegen 22.30 Uhr in ihrem Rücken einen Mann auf einem Rad. „Ich glaube, dass er uns schon ab dem Herzogsschloss gefolgt ist“, vermutet Emelie.

Der Unbekannte kommt schnell näher, holt die Mädchen ein. In einem Waldstück, unweit der Kleingartenanlage „Schwedenschanze“ ist er auf gleicher Höhe. Mit eindeutigen Gesten und in gebrochenem Englisch bedrängt er die beiden Teenager. Es hagelt schmutzige Andeutungen und Aufforderungen zum Sex.

Es sind Momente voller Angst für Emelie und Sophia, die den Fremden nicht abschütteln können. Dazu kommt: In dem Waldstück ist es stockdunkel. Zwar sind Laternen am Wegesrand aufgestellt, doch die sollen, so erzählen die Mädchen, nicht funktioniert haben.

Klare Signale der Mädels, sie in Ruhe zu lassen, ignoriert der Mann völlig. Im Gegenteil: „Er wurde aufdringlicher und aggressiver“, erinnert sich Emelie. Er fährt näher an die Teenager heran, sucht den Körperkontakt. Immer wieder geht es in englisch-deutschem Kauderwelsch um Sex. „Es war eindeutig, was er wollte“, sagt die 16-Jährige.

Die Situation spitzt sich weiter zu. Die beiden Schülerinnen wissen nicht, ob sie der Unbekannte auch körperlich attackieren wird. Weit und breit ist keine Hilfe in Sicht. Die Fahrt durch das Walstück wird zur Nervenprobe. Emelie sagt: „Ich hatte Angst, dass Freunde von ihm irgendwo im Gebüsch lauern.“

Beklemmendes Gefühl für Radler in der Nacht: Auf diesem Geh- und Radweg hinauf zur Agnes-Bernauer-Brücke gibt es keine Laternen. −Foto: Casdorf

Dann hat die 16-Jährige die rettende Idee: Sie droht mit gezückten Handy, das sie zuvor als Taschenlampe benutzt hat, die Polizei zu alarmieren. Das Schlagwort „Polizei“ verfehlt seine Wirkung nicht: Der Sex-Täter ergreift die Flucht, kann entkommen.

Daheim bei ihren Eltern in Parkstetten wird am selben Abend die Straubinger Polizei eingeschaltet und Anzeige erstattet. Der Unbekannte, so die Schilderung der Mädchen, dürfte etwa 30 Jahre alt sein, südländischer Typ, dunkle Haare mit Dreitagebart. Unterwegs war er mit einem silber-blauen Sportfahrrad.

Am gestrigen Dienstagvormittag haben Mitarbeiter der Stadt Straubing die Straßenleuchten in diesem Bereich kontrolliert. Johannes Burgmayer, Pressesprecher der Stadt Straubing: „Es konnte kein Defekt festgestellt werden.“

Die Situation in der einsetzenden Dämmerung oder in der Nacht lässt Emelies Eltern keine Ruhe. Ihr Vater sagt zum Wochenblatt: „Gerade in der Volksfestzeit sind viele Radler unterwegs. Es gibt laufend Beschwerden, weil die Strecke nicht beleuchtet ist.“ Im Schutz der Dunkelheit hätten Kriminelle leichtes Spiel. Besonders Mädchen und Frauen könnten zu Opfern werden.

Gefürchtet bei vielen Radlern und Fußgängern ist der etwa 100 Meter lange Fuß- und Radweg zur Agnes-Bernauer-Brücke, in unmittelbarer Nähe zum Tatort von Freitag. Auf diesem von außen kaum einsehbaren Teilstück gibt es überhaupt keine Laternen. Bei Dunkelheit ist die Benutzung eine echte Mutprobe.

Emelie und Sophia sind mit dem Schrecken davon gekommen. „Wir hatten Glück, dass wir zu zweit waren“, sagt Emelie. Vielleicht hat die Mädchen genau dies vor einem noch schlimmeren Übergriff des unbekannten Mannes bewahrt.

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