Zwergspitz sollte entführt werden
Seniorin (79) im Landkreis Landshut verletzt – war‘s eine Attacke von der Welpen-Mafia?

28.10.2020 | Stand 13.09.2023, 6:55 Uhr
−Foto: n/a

Kasse machen mit Rassehunden: Am helllichten Tag wollten Unbekannte im Landkreis Landshut einen wertvollen Zwergspitz entführen.

Niederaichbach. Es sind Szenen wie aus einem schlechten Film: Am vergangenen Mittwoch, es ist etwa 11 Uhr, tauchen zwei Männer auf dem Grundstück einer 79-Jährigen in Niederaichbach auf. Schnell wird klar, sie führen nichts Gutes im Schilde. Nicht etwa auf Schmuck oder Bargeld haben es die Unbekannten abgesehen. Nein, sie wollen den Hund der Seniorin, ein Zwergspitz, entführen!

Die Seniorin lässt sich nicht einschüchtern. „Das ist mein Hund“, entgegnet sie den Eindringlingen. Dann eskaliert die Situation: Ein Mann stößt die 79-Jährige zu Boden, beim Sturz erleidet das Opfer Prellungen an Arm und Hüfte.

Den Mini-Hund (ca. 20 Zentimeter Rückenhöhe, zwei Kilogramm) kriegen die Täter trotzdem nicht. Der Winzling ist an jenem Vormittag gar nicht im Haus. Die Männer ziehen ab, lassen die verletzte Frau zurück.

Hunde-Kidnapping, auch noch am helllichten Tag – das ist neu. Aber Rassehunde sind wertvoll. Für illegale Züchtungen beispielsweise. „Da kann man viel Geld machen“, bestätigt Kerstin Freuwört, Hauptzuchtwartin beim Deutschen Rassehunde Verband. Für Welpen aus exotischen Kreuzungen werden im Internet 5.000 Euro und mehr bezahlt. Der Schwarzmarkt boomt. „Die Preise sind astronomisch“, so Freuwört zum Wochenblatt. Mops mit Beagle, Berner Sennenhund mit Pudel – nichts ist unmöglich. Ist der Zwergspitz ins Visier der Welpen-Mafia geraten?

Zuletzt, so gab die Seniorin bei der Polizei an, hätten sich mehrfach Personen nach ihrem Vierbeiner erkundigt. „Zwergspitze sind sehr gefragt“, sagt Claudia Holtmann, 2. Vorsitzende vom „Verein für deutsche Spitze e.V.“. Preise im vierstelligen Bereich für ausgewachsene Tiere bzw. Welpen sind normal. „Den Hund entwenden und weiterverkaufen, um damit schnelles Geld machen, das ist schon denkbar“, so Holtmann.

Nach dem mysteriösen Vorfall von Niederaichbach hat die Polizei die Ermittlungen wegen Körperverletzung aufgenommen. Ein Täter soll laut Beschreibung ca. 25 Jahre alt und ca. 1,75 Meter groß sein. Der zweite Mann war ca. 50 Jahre alt und ca. 1,60 Meter groß. „Beide Täter sprachen sehr gut Deutsch, jedoch mit ausländischem Akzent“, so ein Polizeisprecher. Hinweise an die Polizei in Landshut, Telefon 0871/92520.

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