Bodenmaiser Verein hilft in Indien
Schule für 1600 Kinder gebaut

05.07.2017 | Stand 25.07.2023, 6:05 Uhr

Leben teilen e.V. hat ein neues Projekt abgeschlossen: Das bisher Größte in der Provinz Kerala

BODENMAIS Menschen, die anderen helfen, haben es gewiss nicht leicht. Margarethe Fischer aus Bodenmais weiß davon ein Lied zu singen. Gemeinsam mit dem Verein „Leben teilen e.V.“ arbeitet sie seit Jahren für die Armen in der Welt. Der Verein baut Schulen, Dörfer, hilft nach Naturkatastrophen, befreit Kindersoldaten – Gelder fließen nach Indien, nach  Sri Lanka, nach Haiti.

Und was muss ich die rührige Bodenmaiserin oft genug anhören: „Es gibt viele, die sagen, ich würde die Spendengelder selber verreisen.“ Denn Margarethe Fischer ist oft genug vor Ort, um sich über Baufortschritte zu informieren, oder um – wie vor wenigen Tagen – ein abgeschlossenes Projekt zu eröffnen. Diesmal ist es eine Schule für über 1600 Kinder in der Region Kerala in Indien.

Fast auf den Tag zehn Jahre zuvor verwüstete dort ein Erdbeben ganze Dörfer, es gab tausende von Tote. Die Anjar Schule ist eingestürzt und begrub 135 Kinder und 37 Lehrer unter sich. Als Margarethe Fischer damals zu fällig zu Besuch in einem Kloster in Indien war, nahm sie Abt Francis Acharya zur Seite und übergab ihr einen Flyer, der die Situation in der Erdbeben-Region zeigte. „Er sagte nur zu mir: Du wirst schon helfen können“, erinnert sich Fischer.

Der Verein „Leben teilen“ war damals frisch gegründet, und das mit klarem Hintergrund: „Ich wusste, dass das Entwicklungshilfeministerium Gelder zur Verfügung stellt. An diese Mittel wollte ich heran kommen, das ging nur mit einem Verein“, sagt sie. Denn: „Eine Schule kann man mit Spenden alleine nicht bauen.“ 

Um aber Geld vom Ministerium zu bekommen, muss man strengste Auflagen erfüllen: „Wir haben eine doppelte Buchführung. Außerdem muss jeder Pfennig, der ausgegeben wird, genau belegt werden“, so Fischer. Die bürokratischen Hürden seien groß, doch sie habe sich im Laufe der Jahre das Vertrauen im Bonner Ministerium erarbeiten können.

37500 Euro hat der Verein für das Schulprojekt in der Region Kerala bekommen. Damit konnte mit dem Bau begonnen werden und im März 2005 wurde der erste Teil der Schule eingeweiht. Doch es ging weiter, das Ziel war es, eine große Schule für die gesamte Region zu schaffen. Und tatsächlich: „In einem zweiten Schritt haben wir vom Ministerium 128000 Euro bekommen, damit konnten wir weiter machen“, freut sich die Bodenmaiserin. Zudem sammelte Fischer Geld bei BILD hilft  und schließlich konnte der letzte Bauabschnitt sogar aus Eigenmitteln des „Kutch Seva Trust“ in Indien gebaut werden, einer Hilfsorganisation, die von Priestern in Indien aufgebaut wurde. „Damit haben wir das Ziel erreicht, nämlich die Menschen vor Ort so weit zu bringen, sich selbst helfen zu können.“ 

Die baulichen Auflagen für die neue Schule waren hoch: Da es sich um ein Erdbeben-Gebiet handelt, musste das Gebäude sicher gebaut werden. 15 Meter tief wurden Stahlgerüste in den Boden betoniert, die dem Gebäude zusätzlich Stabilität verleihen sollten. Außerdem wurde in die Fläche gebaut, statt in die Höhe, um bei Erdbeben die Einsturzgefahr zu verringern.

Zu Einweihnung der Schule durch Bischof Jose Chitooparambil reiste Margarethe Fischer natürlich nach Kerala. „Dabei verprasse ich nicht das Geld des Vereins, sondern bezahle die Flüge selber“, sagt sie. Denn die Hilfsaktionen seien ihr ein Herzensanliegen – nicht zuletzt auch, um auch ihrer Heimat ein gutes Image zu verschaffen. So sagte Reverend Thomas Kolankuzhi bei der Eröffnung der Schule: „Das ist ein Moment von großer, nie enden wollender deutscher Nächstenliebe.“ Die Schule wurde der Heiligen Elisabeth gewidmet. 

Die Christen sind an der Schule übrigens eher in der Unterzahl – hauptsächlich leben in der Region Hindus und Moslems. „Aber alle lieben ihre Schule, und alle sind stolz auf ihre Heilige Elisabeth“, erzählt Fischer. Und so treffen sich die mittlerweile 800 Kinder jeden Morgen im Hof der Schule, um gemeinsam zu beten. Direktor der Schule ist Father Davis Manadan, der sich zum Ziel gesetzt hat, mit bestausgebildeten Lehrern den Kindern ganzheitlichen Unterricht zu bieten und in den Mittelpunkt die Vermittlung der Werte zu rücken, wie Treue, Toleranz, Achtung, Verantwortungsgefühl. 

Für Margarethe Fischer ist diese Schule „das bisher schönste und liebste Projekt, das wir verwirklicht haben.“ Die Kinder in der Region hätten nach dem Erdbeben auf lange Sicht keine Chance mehr gehabt, eine Schule zu besuchen. „Dabei ist gerade die Bildung so wichtig für die Kinder, um später ihr Leben selbst bestimmen zu können.“ Der Verein tut alles dafür, dass diese Möglichkeit von vielen genutzt werden kann: Zwei Schulbusse wurden zusätzlich gekauft, um die Schüler aus einem Umkreis von 30 Kilometern an die Schule bringen zu können.

Der Bedarf ist ohnehin riesig: Nach dem Erdbeben haben sich Firmen angesiedelt, die gut ausgebildeten Nachwuchs suchen. Und die Kinder gehen allesamt gerne zur Schule. Rund 800 sind es derzeit – bis etwa 2016 rechnet man damit, dass die Schule mit 1600 Schülern gefüllt ist. Und für Margarethe Fischer ist eines besonders wichtig: „Es macht mich glücklich, dass hier die Religionen so friedlich zusammen leben.“

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