Eschentriebsterben
Pilz greift wie eine Epidemie um sich

05.02.2019 | Stand 03.08.2023, 7:08 Uhr
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Die geschädigten Bäume können meist leider nicht gerettet werden. Die Baumkontrolleure

BURGHAUSEN. Die gemeine Esche ist eine häufig vorkommende, einheimische Baumart im Stadtgebiet und in der Region. Sie kommt mit fast allen Bodenarten und den klimatischen Verhältnissen sehr gut klar und dominiert deshalb vor allem gewässernahe Bereiche und - neben der Buche - auch feuchte Hangwälder. Doch inzwischen gibt es ein Problem: „Seit 2010 greift ein Pilz, das eingeschleppte Falsche weiße Stängelbecherchen, wie eine Epidemie um sich und hat bis heute fast alle Eschenbestände erfasst“, erklärt Sarah Freudlsperger, Landschaftsarchitekten des Burghauser Umweltamtes.

Erste Anzeichen für den Pilzbefall sind unregelmäßige Farbveränderungen an den Blättern. Später stirbt die Rinde ab, was zum Verwelken der Äste führt. Die durch den Pilzbefall geschwächten Bäume werden dann auch leichter Opfer weiterer Parasiten. Eine Bekämpfung der Baumkrankheit ist nicht möglich. Der Anteil an widerstandsfähigen Bäumen ist äußerst gering. Bis heute hat die Schädigung der Bäume massiv zugenommen, was die Baumkontrolleure der Stadt fast vor unlösbare Aufgaben stellt. Denn die Verkehrssicherungspflicht schreibt Kommunen, den Straßen- und Flussmeistereien und auch privaten Grundstücksbesitzern (in abgeschwächter Form) vor, die Bäume auf vermeintliche oder vorauszusehende Schäden zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

„Das kann der Schnitt von Starkästen bei leicht geschädigten Gehölzen, eine Reduzierung der Baumkrone oder auch eine Fällung sein,“ so Freudlsperger. „Besonderes Augenmerk müssen die Kontrolleure vom Umweltamt und der Stadtgärtnerei auf innerörtliche Straßen und Gehwege, Spielplätze und beliebte Wanderwege, vor allem in und entlang Wäldern, legen. Zu erkennen sind Schäden gut im Sommer, weil dann Totholz und Pilze am Stammfuß gut auffallen. Versteckte Verpilzungen, morsche Stellen und Längsrisse, abgebrochene Äste etc., sieht man aber besonders gut in der blattlosen Zeit. Deshalb sollte die Beschau auch zweimal im Jahr erfolgen.“

Wo keine akute Gefährdung droht, werden Bäume mittels Hubsteiger oder Seilklettertechnik von Totästen befreit. Das Umweltamt, federführend Sarah Freudlsperger, stimmt mit dem zuständigen Förster die jeweiligen Maßnahmen ab und lässt, oft auch unter Mitwirkung des Straßen- und Flussbauamtes, stark befallene und absterbende oder bereits abgestorbene Eschen an gefährlichen Stellen fällen. „Während bei anderen kranken Baumarten nach einem Aststerben aufgrund der zuerst stattfindenden Aushärtung des Holzes keine akute Gefahr besteht, verhält sich dies bei Eschen ganz anders. Obwohl die Eschen noch Blätter haben, können diese trotzdem bereits am Stammfuß und der Wurzel schon so stark geschädigt sein, dass eine Entwurzelung oder ein Baumsturz erfolgen kann“, erläutert die Landschaftsarchitektin die Gefahren dabei. „Auch für den Holzfäller ist die Fällung von Eschen sehr gefährlich, weil die Fällrichtung des Stammes meist nicht wie beim gesunden Holz vorbestimmt werden kann. Hier kommt es zur Verdrehungen oder zu Stammausbrüchen, manchmal sogar explosionsartig, die den Baum unkontrolliert fallen lassen.“ Hier sind also Fachfirmen gefragt.

„Eine hundertprozentige Sicherheit kann damit aber trotzdem nicht hergestellt werden, zumal in den nächsten Jahren das Eschensterben noch weiter um sich greifen wird“, bedauert Sarah Freudlsperger und gibt folgende Tipps: „Die starke Trockenheit im letzten Sommer setzte den sowieso schon geschwächten Bäumen stark zu. Bei Waldspaziergängen sollte daher vor allem bei Eschenbeständen mit einem höheren Risiko, insbesondere bei stärkerem Wind, gerechnet werden. Bei Stürmen sollte man sich grundsätzlich nicht im Wald oder unter Bäumen aufhalten.“

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