Zukunftsthema
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg richtet Zentrum für künstliche Intelligenz ein

14.12.2019 | Stand 31.07.2023, 12:01 Uhr
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Mit einem eigenen Kompetenzzentrum und einem neuen Studiengang will sich die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) verstärkt dem Zukunftsthema Künstliche Intelligenz widmen. Das „Regensburg Center of Artificial Intelligence“ solle alle Forschungsaktivitäten der Hochschule auf diesem Gebiet zusammenfassen und die Kompetenzen kontinuierlich weiterentwickeln, sagte Präsident Prof. Dr. Wolfgang Baier beim „dies academicus“ der OTH Regensburg am Freitag, 13. Dezember.

REGENSBURG „Basis sind dabei heute an der OTH etablierte Forschungsprojekte.“, so Baier. Als Beispiele nannte Baier unter anderem die Sensorik, die medizinische Bildverarbeitung, die nachhaltige Energieversorgung von Wohnquartieren, das Digitale Bauen und die Ethik- und Technologiefolgenforschung. Zudem erweitert die OTH Regensburg ihr Angebot um den Bachelorstudiengang „Künstliche Intelligenz und Data Science“. Die große Herausforderung in der Lehre sei es, allen Studienfeldern die Methoden der Digitalisierung zugänglich zu machen, erläuterte der Präsident. Dieser Aufgabe widme sich die neue „Regensburg School of Digital Sciences“ mit sieben neuen Professuren und einem bedarfsgerechten Lehrangebot in allen Fakultäten. „Alle Absolventinnen und Absolventen der OTH Regensburg werden so, unabhängig von ihrem Studienfach, über die erforderliche digitale Souveränität und über die notwendigen Kompetenzen verfügen, damit sie ihren Lebens- und Arbeitsalltag angesichts der Anforderungen der Digitalisierung aktiv gestalten können“, betonte Baier.

In seinem Jahresrückblick stellte der Präsident ausgewählte Erfolge der vergangenen Monate heraus, wie die Aufnahme in das MINT-Netz Bayern und die guten Plätze im CHE-Ranking. „Nachdem in 2018 unsere Informatik- und unsere Pflegestudiengänge bundesweit ganz vorne platzieren konnten, haben sich nun auch die Elektro- und Informationstechnik sowie die Fächer Bauingenieurwesen und Maschinenbau in der Spitzengruppe etabliert“, sagte er. Zudem habe sich die OTH Regensburg im Gründungsradar des Stifterverbands als Leuchtturm der Gründungsförderung in Bayern platziert. „In der Kategorie mittelgroße Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Universitäten ist die OTH Regensburg im Freistaat Spitzenreiter, bundesweit belegen wir Rang drei.“ Als weitere Erfolge der vergangenen Monate nannte Prof. Dr. Wolfgang Baier den Start der neuen Studiengänge Digital Entrepreneurship und Hebammenkunde und die Eröffnung des TechnologieCampus Parsberg-Lupburg. Zudem sei die OTH Regensburg in einem weiteren Projekt federführend, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert werde: „Wir haben vergangene Woche in der Förderlinie „EXIST Potentiale“ den Zuschlag für einen Verbundantrag zusammen mit der OTH Amberg-Weiden und der Uni Regensburg erhalten. Es geht darum, die Rahmenbedingungen für Start-ups und wissensbasierte Ausgründungen an Hochschulen nachhaltig zu verbessern“, sagte Baier. „Das Projektvolumen umfasst insgesamt etwa 2,3 Millionen Euro.“

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung mit rund 250 geladenen Gästen waren die Preisverleihungen. Sechs Stiftungen vergaben Preise an 34 Studierende im Wert von insgesamt rund 63.000 Euro. Den mit 3.000 Euro dotierten Preis für besondere Leistungen bei der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft erhielt Prof. Andreas Appelt von der Fakultät Bauingenieurwesen. Die Laudatio hielt die Vizepräsidentin der OTH Regensburg, Prof. Dr. Klaudia Winkler. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde der Geschäftsführer der Maschinenfabrik Reinhausen GmbH, Michael Rohde, zum Ehrensenator ernannt.

Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler verwies auf die Attraktivität der größten Technischen Hochschule Ostbayerns mit ihren mehr als 11.000 Studierenden. „Wir brauchen junge, neugierige und motivierte Menschen, die unsere Zukunft verantwortungsvoll und engagiert mitgestalten. An der OTH Regensburg finden sie eine Fülle an anspruchs- und qualitätsvollen Studiengängen. Hier können sie wirksame Weichen für ihren beruflichen Weg stellen“, so der Minister. Ein entscheidender Antrieb der OTH Regensburg sei ihr Fortschrittsdenken. „Für ihre Region ist die OTH Regensburg ein kräftiger Innovationsmotor. Hand in Hand mit den Unternehmen vor Ort arbeitet sie an Technologien der Zukunft. Die angewandte Forschung, die sie leistet, bringt Wissenschaft und Wirtschaft voran,“ betonte Sibler.

Unter dem Motto „Alles Blockchain – oder was?“ rückte Prof. Dr. Burkhard Freitag von der Universität Passau die gesellschaftliche Aufgabe der Hochschulen in den Mittelpunkt seiner Festrede. „Die Wissenschaft trägt Verantwortung“, betonte Freitag. „Sie muss sich in Forschung, Lehre und Wissenstransfer gegen Populismus wehren – auch im eigenen Bereich!“ Am Beispiel der Kryptowährung Bitcoin zeigte der Informatikwissenschaftler auf, wie ein „Hype“ um eine Technologie entsteht, die jedoch viele Schwächen aufweist. „Ein Hype kann nicht jahrzehntelange Forschung ersetzen“, betonte Freitag daher und fügte mit Blick auf die Herausforderungen unter anderem in der Informatik und Digitalisierung hinzu: „Es gibt keine einfachen Lösungen. Die meisten Aufgaben und Problemstellungen sind hochkomplex und erfordern entsprechend seriöse Herangehensweisen und ein beharrliches, planvolles, ingenieurmäßiges Vorgehen. Dies gilt erst recht, wenn wir nachhaltige Lösungen und nicht Schnellschüsse anstreben.“

Von der Arbeit der Studierendenvertretung im Jahr 2019 berichteten Liam McNeilly und Simon Schwarzmann. Eines der größten Projekte derzeit sei die neue OTH-App, die das Leben der Studierenden vereinfachen solle. Neun Studierende der Informatik und ein Industriedesigner arbeiteten derzeit an der konkreten Umsetzung. „Wir hoffen, dass wir bereits Anfang nächsten Jahres eine erste Version mit ein paar nützlichen Funktionen auf den Campus bringen können“, sagte McNeilly. Generell sei IT aktuell ein großes Thema der Studierendenvertretung, die seit vergangenem Semester auch über einen eigenen virtuellen Server verfüge. Darüber hinaus sei das Thema Nachhaltigkeit „aktueller Dauerbrenner“, an dem auch das Studentenwerk intensiv arbeite. Im kommenden Jahr will sich die Studierendenvertretung den Rednern zufolge unter anderem noch stärker für den Schutz vor sexueller Belästigung und Sexismus stark machen, sich intensiver um die Inklusion von Studierenden mit Behinderung und psychischen Krankheiten kümmern und gemeinsam mit dem Kanzler ein Lastenheft für Neubauten erstellen.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung verliehen folgende Stiftungen Preise an insgesamt 34 Studierende der OTH Regensburg: Otto Helmut und Alice Eckl-Stiftung (44.100 Euro), Stiftung zur Förderung der Hochschule Regensburg (6.000 Euro), Christa-Lindner-Stiftung (5.500 Euro), Volksbank Raffeisenbank Regensburg-Schwandorf eG (4.500 Euro), Soroptimist International Club Regensburg (1.500 Euro) und der Biopark (1.500). Im Jahr 2019 haben weitere Förderer und Stifter Preise in der Höhe von insgesamt 181.300 Euro gestiftet.

Zur Gestaltung des „dies academicus“ trugen außerdem Vizepräsident Prof. Dr. Thomas Fuhrmann mit seiner Begrüßung und Kanzler Peter Endres mit seinen Schlussworten bei. Vizepräsident Prof. Dr. Ralph Schneider verlieh die Preise an die Studierenden. Das Musikprogramm gestaltete die Uni Jazz Combo.

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