Gesundheitsrisiken minimieren
ÖDP sieht Gesundheitsgefahr durch Elektrosmog – 'oft verharmlost und verdrängt'

10.07.2017 | Stand 28.07.2023, 11:59 Uhr
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Kürzlich fand eine gut besuchte Veranstaltung des ÖDP-Kreisverbandes Kelheim zum Thema "Elektrosmog, Mobilfunk und Gesundheit" statt. Diplom-Geograph Sebastian Wagner, Ansprechpartner der ÖDP in Kelheim, gab zunächst eine kurze Einführung über die verschiedenen Arten von Elektrosmog und veranschaulichte das Erläuterte mit praktischen Messungen.

LANDKREIS KELHEIM Zu den Arten von Elektrosmog, so Wagner, zählen statische Felder, wie elektrische Gleichfelder (Elektrostatik) und magnetische Gleichfelder (zum Beispiel von Metallen, die Erdmagnetfeldanomalien verursachen). Außerdem gäbe es elektrische und magnetische Wechselfelder, verursacht zum Beispiel durch Netzstrom, Elektroinstallationen im Haushalt, Energiesparlampen, Hochspannungsleitungen, Erdkabel, Trafostationen, Bahnstrom etc.. Ein dritter Bereich seien elektromagnetische Wellen (nicht-ionisierende Strahlung), wie zum Beispiel Funk, Radio- und Fernsehwellen, Mikrowellen, Mobilfunk, W-LAN, Bluetooth, Schnurlostelefone (DECT) und Radar.

Dr. Claus Scheingraber aus München, der Vorsitzende des Arbeitskreis Elektrobiologie e.V., beleuchtete anschließend speziell die biologische und medizinische Wirkung der Hochfrequenz-Strahlung (Mobilfunk, WLAN, Bluetooth, DECT-Schnurlostelefon) näher. Neben der thermischen (Wärme-)Wirkung der Hochfrequenz spielten auch die athermischen Effekte der Mobilfunk-Strahlung eine wichtige Rolle bei den Gesundheitsgefahren durch diese Strahlungsart. Dr. Scheingraber: "Hierzu zählen beispielsweise Veränderungen des Zellstoffwechsels und der Hirnströme oder Einflüsse auf Krebserkrankungen. Die Einwirkung hochfrequenter, gepulster Wellen, führe zunehmend zu psychischen und physischen Beschwerden, die heute mit dem Begriff EHS (Elektrohypersensibilität) beschrieben werden." Elektromagnetische Wellen, erläuterte der Mediziner weiter, könnten biologische Wirkungen verursachen, die oft in Befindlichkeitsstörungen zu suchen seien, wie zum Beispiel Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Ein meist sicheres Zeichen für physikalische Umweltbelastungen seien Wahrnehmungs- und Lern-Störungen. In der Folge würden sich unter anderem Konzentrationsmangel, Nervosität und Tagesmüdigkeit einstellen. Diese Beeinträchtigungen lösten aber nicht sofort Krankheiten aus. Bei einem entsprechenden Langzeiteinfluss jedoch, könne es zur Schwächung der Immunabwehr kommen, die immer nachteilige Folgen für die Gesundheit habe. Diese Erkenntnisse lassen sich auch durch von Konzernbetreibern bezahlte "Entlastungs"-Studien an jungen gesunden Erwachsenen, welche die gesundheitlich robusteste Versuchspersonen-Gruppe darstellen, nicht mehr verleugnen. Als elektrosmogfreie Kommunikationsform der Zukunft, die aktuell schon vom Frauenhofer Institut getestet wird, wurde von Dipl.-Geogr. Sebastian Wagner die Visible Light Communication, eine Kommunikationsform mit dem sichtbaren Licht, vorgestellt. Diese sollte in Zukunft WLAN ersetzen.

Peter-Michael Schmalz, ÖDP-Fraktionssprecher im Kreistag Kelheim und Verbraucherschutzreferent des Marktes Langquaid, berichtete den Anwesenden von seinen seit vielen Jahren laufenden Initiativen auf Landkreis- und Gemeindeebene, in öffentlichen Liegenschaften (Ämter, Schulen) aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes kein WLAN einzurichten. Das habe dazu geführt, dass WLAN in Schulen nur im Ausnahmefall und zeitlich begrenzt eingesetzt werden darf. Ebenso sei in den meisten Büros im neuen Landratsamt Kelheim kein WLAN vorgesehen (im Landratsbüro schon). So bequem Mobilfunk und WLAN auch sein mögen, es wäre verantwortungslos, im Wissen um die Gefährlichkeit hier nicht mahnend tätig zu werden. Die aktuellste öffentlich bezahlte Studie aus den USA mit signifikanter Gehirntumorauslösung im Tierversuch durch Mobilfunkstrahlung bestärke ihn nur in seinem jahrelangem Bemühen um mehr Vorsicht mit dieser Strahlungsart.

Um die Thematik zu vervollständigen, wurde ergänzend der Bereich der ionisierenden Strahlung (Radioaktivität), im vorliegenden Fall das Radon, welches aus bestimmten Böden in Kellerräume eindringen kann, thematisiert. Radon ist nach dem Rauchen die häufigste Ursache von Lungenkrebs! Noch vor Asbest und Dieselruß! Wichtig, so Dr. Scheingraber am Ende seines Vortrags, sei auch zu wissen, dass das gesundheitliche Schadenspotential von einzelnen Belastungen wie zum Beispiel durch Elektrosmog, in der Wechselwirkung mit anderen Umweltbelastungen wie bzw. Umwelt- und Zellgiften, sich nicht nur linear addiert sondern exponentiell vervielfacht.

In der anschliessenden Diskussion wurden von den Referenten etliche Fragen der Zuhörer im Detail beantwortet. Die ÖDP-Landratskandidatin Birgit Wack aus Mühlhausen stellte abschliessend fest: "Die Erkenntnisse aus dem Vortrag werden bei mir zu einem bewussteren Umgang mit moderner Technik führen und ich hoffe bei anderen auch!"

Kelheim