Gebäudebrüter immer mehr unter Druck
NABU schlägt Alarm für Schwalbe, Mauersegler und Co

27.12.2017 | Stand 03.08.2023, 8:53 Uhr
−Foto: Foto: Z. Tunka/LBV

„Mit großer Besorgnis sehen wir, dass gebäudebrütende Arten wie Mehl- und Rauchschwalbe, aber auch Mauersegler, zunehmend unter Druck geraten.“

BAYERN Ein negativer Trend der vergangenen Jahre scheint sich für einige „eigentlich in weiten Kreisen der Bevölkerung beliebte“ Vogelarten dramatisch fortzusetzen: „Mit großer Besorgnis sehen wir, dass gebäudebrütende Arten wie Mehl- und Rauchschwalbe, aber auch Mauersegler, zunehmend unter Druck geraten“, berichtet Rüdiger Wohlers, Bezirksgeschäftsführer des NABU im Oldenburger Land.

„Dafür gibt es mehrere Ursachen: Neben dem Jagddruck auf Schwalben, dem sie beim langen Zug aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten ausgesetzt sind, macht ihnen die zunehmende Bodenversiegelung in Deutschland zu schaffen, die das Auffinden geeigneten Nistmaterials immer schwerer macht – außerdem haben sie in verdichteten Siedlungsräumen Probleme, ausreichend Insekten als Nahrung zu finden.

Und leider führt die Bauweise moderner Häuser dazu, dass Mehlschwalbennester an den Wänden oft nicht haften bleiben. Bei der Rauchschwalbe stellt es sich sogar fast noch dramatischer dar, denn ihnen werden immer öfter die Einflüge in Ställe verwehrt – nach Jahrhunderten guten Zusammenlebens mit den Menschen und dem Vieh“, bedauert der Naturschützer.

Der Mauersegler, so Wohlers, leidet unter „einer eigentlich dem Umweltschutz dienlichen Entwicklung“, der immer perfekteren Abdichtung von Alt- und Neubauten. „Dadurch können sie nicht mehr unter Dachziegeln und Verschalungen einschlüpfen, um dahinter zu brüten. So verschwindet dieser flinke Sommervogel, der seine Bahnen durch unsere Straßenschluchten zieht, nach und nach aus Städten und Dörfern – eine grauenhafte Vorstellung.“

Deshalb, so der NABU-Geschäftsführer, sei es „ein Gebot der Stunde, für gebäudebrütende Vogelarten Nistkästen und Nisthilfen zu bauen und anzubringen – vom Schwalbenbrett über den Mauerseglerkasten bis hin zum Nistkasten für Sperling und Star.“

Für Bau und Anbringung ist es nie zu spät – deshalb ruft der NABU auf, Hand anzulegen, denn alle Nisthilfen sind mit etwas Geschick leicht selbst zu bauen. Besonders die öffentliche Hand und Bauträger sollten sich ihrer Verantwortung stellen, in Zeiten immer höherer Baudichte in Städten und Dörfern bei der Planung von Neubauten bereits an den Einbau von Niststeinen oder die Anbringung von Nisthilfen für Gebäudebrüter zu denken.

„Hier werden unglaubliche Potentiale verschenkt – jeden Tag! Dabei wäre es ein Leichtes, für Mauersegler, Mehlschwalbe, aber auch andere Höhlen- und Halbhöhlenbrüter – von der Meise bis zum Zaunkönig -, Nistquartiere anzubieten. Auch Fledermauskästen können an Außenwänden und eingebaut in diese angebracht werden“, berichtet Wohlers. „Es wäre gut, wenn Kommunen und Landesverwaltung bei allen Neubauten von vornherein auch an Gebäudebrüter dächten - sie hätten eine Vorbildfunktion.“ Gleiches gelte für Gewerbe und Industrie.

„So manche hohe, lange Gebäudewand bietet sich geradezu an, ein Brutquartier für Mauersegler und Co zu werden. Geradezu vorbildlich und beispielgebend wurde dies in Oldenburg am Hochregallager der Firma CEWE gelöst, wo zahlreiche Mauerseglerkästen in luftiger Höhe angebracht und die ersten auch bereits bebrütet wurden“, lobt der NABU-Geschäftsführer.

Ausführliche Informationen und Baupläne – darunter auch das Mauersegler-Baubuch des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) – hält der NABU gegen Einsendung von 10 Euro bereit. Die Anschrift: NABU, Stichwort „Schwalben und Mauersegler“, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg.

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