Handwerkskammer:
Mechatroniker ist der beliebteste Ausbildungsberuf im Handwerk

08.07.2017 | Stand 28.07.2023, 4:57 Uhr

Gürtler, Seifensieder und Sattler sind aus den Handwerksrollen verschwunden. Stattdessen baut das Handwerk jetzt Zukunftsberufe auf wie den Mechatroniker. Es entstehen immer neue Handwerksberufe, die es gestern noch nicht gab.

NIEDERBAYERN_25OBERPFALZ Den "Meister Eder", der in seiner Werkstatt in fahlem Licht und mit spartanischer Werkzeug-Ausstattung vor sich hin bastelt und kaputte Stuhlbeine anklebt, gibt es allenfalls noch in Kindersendungen des Fernsehens. Viele klassische Berufsbilder im Handwerk haben - so wie das des Schreinermeisters - ihr Gesicht in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Der beliebteste aller Handwerksberufe derzeit: Mechatroniker, gefolgt vom Elektroniker, teilte jetzt die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz mit.

Das Handwerk hat auf die elektronische Revolution in der Wirtschaft reagiert: mit ganz neuen Berufsbildern, damit Deutschlands Handwerk nicht nur "goldenen Boden", sondern auch glänzende Zukunftsperspektiven hat. Die Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe heute ist eine Mischung aus neuen und klassischen Berufsbildern: Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker, Verkäufer im Handel. Es folgt der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, ein Beruf, der vor allem durch die Energiewende und die wachsende Nachfrage nach Solar- und Wärmepumpentechnik enormen Aufschwung erlebt, heißt es seitens der Handwerksammer Niederbayern-Oberpfalz. Bei Jugendlichen weiterhin sehr beliebt: der Beruf des Metallbauers, Friseure, Bürokaufleute, Maurer, Feinmechaniker und Schreiner.

Rund 120 Ausbildungsberufe zählt der Zentralverband des Deutschen Handwerks derzeit. Verschwunden sind aus den Listen Traditionsgewerke wie der Köhler, der Seifensieder oder der Sattler, der Glockengießer oder der Gürtler. Andere Berufe gibt es zwar noch auf dem Papier, doch kaum einer der alten Meister bildet noch Nachwuchs aus. Das gilt zum Beispiel für die Ausbildung zum Gerber.

Als typisches Beispiel für den Wandel im Handwerk sehen die Experten der Kammer die dreieinhalbjährige Lehre zum Kfz-Mechatroniker. Die Ausbildung vereint Elemente aus Elektrik, Mechanik und Automatisierungstechnik. "Dieser Beruf hat Zukunft, weil im Berufsleben immer mehr Flexibilität gefragt ist. Der Mechatroniker ist die Antwort des Handwerks auf diese Herausforderungen", so ein Sprecher. Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich der Kraftfahrzeugmechatroniker mit deutschlandweit rund 70.000 Ausbildungsverhältnissen - das ist mehr als jeder achte Azubi im Handwerk - zu Deutschlands beliebtestem Handwerksberuf entwickelt. Neu entstanden sind in den letzten Jahren auch Berufe wie der Kfz-Servicemechaniker und der Fahrradmonteur.

"Seit 1998 wurden fast alle der rund 124 Ausbildungsberufe neu geordnet und an den aktuellen technischen Standards und Anforderungen am Arbeitsmarkt ausgerichtet", erklärte eine Sprecherin des Zentralverbands Deutschen Handwerks in Berlin. Viele Traditionsgewerke bekamen auch einen neuen Namen: So wurde beispielsweise auf dem Schriftsetzer ein "Mediengestalter für Digital- und Printmedien".

Nur der Müller bleibt auch zukünftig ein Müller. Die Umbenennung des Getreideexperten in "Verfahrenskraft in der Getreide- und Futtermittelwirtschaft" hat Bundeswirtschaftsministerium sinnvollerweise abgelehnt. 

Deggendorf