Polizei-Sprecher geht
Kojak schaltet das Blaulicht aus – und wird Bürgermeister

27.04.2020 | Stand 13.09.2023, 6:50 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Jetzt, wo er ein bisschen aussieht wie der Mann, dessentwegen er zu Polizei gegangen ist, hört er auf: Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber muss die Polizei verlassen. Wie einst der wegen seiner Glatze berühmte TV-Kommissar schaltet er das Blaulicht aus und gibt die Dienstwaffe ab.

Landshut. Es ist ein Abschied, der dem Polizisten mit Leib und Seele sichtlich schwer fiel. Als er am Montag vom Landshuter Polizeichef nach 40 Dienstjahren verabschiedet wurde, flossen Tränen. Scheibenzuber, der elf Jahr lang der Sprecher der Inspektion und das Gesicht der Landshuter Polizei für die Öffentlichkeit war, muss gehen. Er selbst sprach von einem „Rausschmiss“, was natürlich nicht ganz ernst gemeint war, wenngleich es in der Sache richtig ist.

Der Polizeihauptkommissar ist seit sechs Jahren nämlich auch Bürgermeister von Wörth an der Isar. Weil die Doppelbelastung immer größer wurde, entschloss sich der Wörther Gemeinderat, aus dem Nebenjob des Gemeindeoberhaupts eine Vollzeitstelle zu machen. Der Gemeinderat kam damit dem 56-Jährigen entgegen. Weil er zur Kommunalwahl der einzige Kandidat war, der in Wörth antrat, war frühzeitig klar, wohin die Reise für Scheibenzuber gehen würde. Vollzeitbürgermeister und gleichzeitig Polizist sein – das geht aus beamtenrechtlichen Gründen nicht.

„Mit 56 Jahre noch einmal den Beruf zu wechseln, das ist ein Wechselbad der Gefühle“, sagte Scheibenzuber. Ordnungshüter zu sein, das sei immer sein Traumberuf gewesen. Entstanden sei die Leidenschaft vor vielen Jahren vor dem Fernsehgerät. Als die Krimis „Die Straßen von San Francisco“ und eben „Kojak“ über die Bildschirme flimmerten, saß der junge Scheibenzuber begeistert vor dem Bildschirm: „Wenn‘s ans Eingemachte geht das Blaulicht aufs Dach geklatscht ... das hat mich immer fasziniert“, sagt er.

Aus den „Straßen von San Fracisco“ wurden zunächst die Straßen Münchens und nach zehn Jahren die von Landshut. 30 Jahre versah der Polizeihauptkommissar hier seinen Dienst, im Jahr 2009 wurde er dann Pressesprecher der Inspektion. „Das waren elf geile Jahre“, so der 56-Jährige, der schon ab 1. Mai hauptberuflicher Bürgermeister von Wörth an der Isar ist. Bis 2025 könnte er rein theoretisch in den Polizeidienst zurückkehren. Weil die Amtszeit des Bürgermeisters aber erst im Jahr 2026 endet, war es für Scheibenzuber am Montagvormittag auch der Abschied von der Polizei.

„Es ist ein trauriger Tag“, so der Landshuter Polizei-Chef, Polizeidirektor Helmut Eibensteiner und weiter: „Stefan Scheibenzuber war ein Mitarbeiter, auf den man sich immer verlassen konnte.“ Gleichzeitig stellte der den Nachfolger Scheibenzubers vor, Polizeihauptkommissar Patrick Baumgartner. Der 50-Jährige hatte bisher die Funktion des Sachbearbeiters Einsatz und war Scheibenzubers Stellvertreter seit 2012. Ab sofort wird seine Hauptaufgabe die Pressearbeit sein. Er ist damit das neue Gesicht der Landshuter Polizei.

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