Begleitung in schwierigen Zeiten
Kinderschutzbund sucht dringend Familienpaten!

22.08.2018 | Stand 29.07.2023, 3:37 Uhr
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Familienpaten helfen bei Alltagsproblemen.

PASSAU. Es ist keine Seltenheit: Manchmal sorgen die Umstände dafür, dass der Alltag zur Herausforderung wird. Eine Herausforderung, die einige Familien ohne fremde Hilfe nur schwer stemmen können. Glücklicherweise gibt es aber das „Netzwerk Familienpaten Bayern“ in gemeinsamer Trägerschaft der Bayerischen Landesverbände von Kinderschutzbund und KDFB (Katholischer Deutscher Frauenbund). Auch im Raum Passau sind Familienpaten unterwegs. „Unsere Familienpaten unterstützen Alleinerziehende oder Familien, die kurzfristig in Not sind“, stellt Xenia Obermaier, Diplom-Psychologin und Familienpaten-Koordinatorin beim Passauer Kinderschutzbund, heraus. Aus ihrer Sicht ist die Existenz der Familienpaten dringend nötig und wird in Zukunft wohl immer wichtiger werden. Viele Familien oder Alleinerziehende haben oft keine Angehörigen vor Ort, die ab und zu oder im Notfall einspringen können. So bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Kommen weitere Probleme hinzu, kann eine sehr belastende Situation entstehen. „Wir wollen helfen, bevor das Kind endgültig in den Brunnen gefallen ist. Es handelt sich um ein niedrigschwelliges Angebot. Das heißt, die Probleme in den Familien dürfen nicht zu groß sein. Im Prinzip geht es um Hilfe zur Selbsthilfe.“, so Obermaier. Je ein Familienpate steht einer Familie zur Seite, ist dort meist einmal in der Woche für ein paar Stunden vor Ort. Egal ob Kinderbetreuung, Hilfe bei den Hausaufgaben, Begleitung bei Arztbesuchen oder bei Ämter- und Behördengängen – die Familienpaten sind einfach da und entlasten, wo es nur geht. So wie Irmgard Rampetsreiter aus Passau. Seit fast einem Jahr unterstützt sie nach Kräften eine Familie. „Es handelt sich um eine Patchworkfamilie mit drei Kindern. Eines der Kinder reagiert etwas sensibel auf die familiäre Situation und kommt nicht so gut damit zurecht. Meine Aufgabe ist es, mich speziell um dieses Kind zu kümmern. Ich schenke Aufmerksamkeit“, erzählt Rampetsreiter. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, sich für andere zu engagieren. „Ich war auch beruflich immer mit Menschen zusammen und habe das sehr geliebt. Dabei habe ich auch gemerkt, dass man mit kleinen Dingen Freude machen kann“, so die Familienpatin. Nun, im Ruhestand, möchte sie etwas an andere Menschen weitergeben. „Das Schöne an diesem Ehrenamt ist, dass so viel zurückkommt. Die Dankbarkeit ist fast nicht zu beschreiben.“ Eine ähnliche Erfahrung macht auch Ulrike Walther, stellvertretende Vorsitzende des Passauer Kinderschutzbundes, immer wieder. Bereits seit über zehn Jahren ist sie als Familienpatin tätig. „Man kriegt so viel zurück! Wenn ich in das Gesicht einer etwas entspannteren Mutter blicke oder in das Gesicht eines Kindes, das sich einfach freut, weil ich da bin – das motiviert ungemein!“, so Walther. Ihr Resümee nach über zehn Jahren als Familienpatin: „Egal ob sozial, emotional oder finanziell – mit wenig Aufwand und geringem Geld kann man über eine gewisse Zeit viel bewirken.“ Auch der KDFB in der Diözese Passau steht voll hinter dem Konzept der Familienpaten und unterstützt das Projekt. „Familien nicht alleine lassen, ihnen in schwierigen Lebensphasen beistehen, sie unterstützend begleiten – die Familienpaten schenken neue Hoffnung“, so die Diözesanvorsitzende Bärbel Benkenstein-Matschiner.

Derzeit sind für den Kinderschutzbund Passau zwölf Familienpaten aktiv im Einsatz. Da der Bedarf stetig steigt, werden im Herbst neue Familienpaten ausgebildet. „Wir suchen nach Menschen, die sich dafür interessieren. Insbesondere im nördlichen Landkreis Passau bräuchten wir dringend Familienpaten“, sagt Obermaier. Und was sollte ein Familienpate mitbringen? „Das Wichtige ist, dass potentielle Familienpaten Zeit haben, die sie gerne verschenken möchten. Unwichtig ist, ob man selbst Kinder hat oder welche berufliche Ausbildung man hat. Man muss nur gerne mit Menschen zusammen sein und helfen wollen“, so Obermaier. Leider hätten Interessierte oftmals Bedenken, dass sie sich „zu viel ans Bein binden.“ Dazu Obermaier: „Das ist auf keinen Fall der Fall! Familienpaten sind natürlich keine Ersatz-Großeltern oder ‚Mädchen für alles‘.“ Die Koordinatorinnen würden sehr darauf achten, dass kein Familienpate ausgenutzt wird und die benötigte Hilfe zu viel für dieses Ehrenamt wird. „Auch ein Ende muss immer absehbar sein. Es handelt sich ja um Hilfe auf Zeit. In der Regel merken die Familien etwa nach einem dreiviertel Jahr, dass es jetzt wieder läuft und es gibt ein natürliches Ende der Unterstützung“, weiß Obermaier. Natürlich bestehe aber die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt die Hilfe wieder aufleben zu lassen. „Wir stehen den Familien auch im Anschluss immer als Ansprechpartner zur Verfügung“, betont Obermaier.

Natürlich werden angehende Familienpaten auch nicht ins kalte Wasser geschmissen. Vor dem ersten Einsatz muss eine umfassende Schulung mit drei Modulen, die auf die Tätigkeit vorbereitet und mit einem bayernweit gültigen Zertifikat abschließt, absolviert werden. Die Termine für die Herbstschulung: Modul 1 am 19. und 20. Oktober 2018, Modul 2 am 23. und 24. November 2018 und Modul 3 am 18. und 19. Januar 2019. Durchgeführt werden die Schulungen in den Räumen des Kinderschutzbundes in Passau. Detaillierte Informationen können unter Telefon 0851/2559 erfragt werden.

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