Streit in der Kirche
Kardinal Müller wird zum Gegenpapst

31.05.2018 | Stand 13.09.2023, 3:01 Uhr
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Der Kardinal kritisiert eine Entscheidung von Papst Franziskus in aller Schärfe.

REGENSBURG Die Katholische Kirche in Deutschland ist wieder mal im Aufruhr. Hintergrund ist eine Mehrheits-Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz, in bestimmten Fällen die Kommunion bei protestantischen Ehepartnern von Katholiken zuzulassen. Sieben Bischöfe haben gegen die Mehrheit ihrer Glaubensbrüder einen Protestbrief nach Rom geschickt. Jetzt hat Papst Franziskus Vertreter der deutschen Bischöfe nach Rom bestellt – mit dabei war der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, einer der Unterzeichner des Protestbriefs.

Papst Franziskus entschied dann etwas, was viele irritiert, für manche Gläubige aber ein neuer Weg ist: Statt mit einem Papstwort den Streit zu schlichten, schickte er die Bischöfe wieder heim. Sie sollen sich einig werden.

Um was geht es überhaupt? Nun, das ist wirklich abstrakt. Ein Katholik hat zu glauben, dass Jesus Christus real existierend Fleisch wird bei der Wandlung. Ja, Sie haben richtig gelesen: Die Katholische Kirche glaubt, dass aus der Hostie das Fleisch und aus dem Messwein das Blut Christi wird.

Nun, nicht alle Protestanten glauben das. Und genau hier liegt das Problem.

Während Voderholzer auf Mission Vermittlung in Rom war, hat sich sein Amtsvorgänger Gerhard Ludwig Kardinal Müller nun stark positioniert. Immer stärker sammeln sich die Franziskus-kritischen Kardinäle hinter dem früheren Bischof von Regensburg. Der von Franziskus abberufene Glaubenspräfekt sagte dem „National Catholic Register“: Der Papst und die Glaubenskongregation hätten „ganz klare Orientierung“ zu geben, „nicht qua persönlicher Meinung, sondern gemäß dem überlieferten Glauben“. Man müsse „dem widerstehen“, den örtlichen Bischofskonferenzen mehr Mitbestimmungsrechte zu geben. Wenn das Prinzip der Einheit von sakramentaler Gemeinschaft und kirchlicher Gemeinschaft zerstört werde, „wird die katholische Kirche zerstört“, so Müller. Wörtlich nannte Müller die Erklärung des Vatikan zu den Gesprächen „armselig“. Mehr Kritik am Papst geht nicht.

Zahlen, wie viele Katholiken nach der Messe wirklich glauben, dass sie gerade den Leib des Herren in der Kommunion empfangen haben, gibt es übrigens nicht.

Regensburg