Landgericht Regensburg
„Im Nachhinein hatte ich zu viel Vertrauen“ – 63-Jähriger „leiht“ sich 2,2 Millionen Euro

17.09.2018 | Stand 13.09.2023, 0:44 Uhr
Verena Bengler
−Foto: n/a

Ein 63-jähriger Geschäftsmann steht seit Montag, 17. September, wegen Betruges in 69 Fällen vor dem Regensburger Landgericht. Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern soll der Angeklagte insgesamt eine Summe von 2.269.234 Euro abgeknöpft haben.

REGENSBURG Zwischen 2013 und November 2017 soll der 63-Jährige mehreren Geschädigten erzählt haben, dass er nach einem getätigten Öl-Geschäft in den USA über einen Anspruch in Höhe von 21 Millionen Dollar verfügen würde. Weiter soll er den Geschädigten berichtet haben, dass er Steuern, Gebühren und Zölle bezahlen müsse, um die Millionen zu erhalten. Infolge dessen soll er sie um Geld gebeten und ihnen versprochen haben, alles zurückzuzahlen. Außerdem soll er ihnen eine großzügige Entlohnung in Aussicht gestellt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 63-Jährigen weiter vor, niemals vorgehabt zu haben, die gesamten Beträge zurückzuzahlen. Die Geschädigten sollen dem Angeklagten bei mehreren Gelegenheiten verschiedene Geldbeträge entweder überwiesen oder bar übergeben haben. Auf diese Art und Weise soll sich der 63-Jährige über 2,2 Millionen Euro beschafft haben.

Als einer der Geschädigten nach mehreren Zahlungen von insgesamt 103.000 Euro im Sommer 2016 misstrauisch wurde, stellte er den 63-Jährigen zur Rede. Er fragte ihn, ob die Geldgeschäfte all ihre Richtigkeit hätten. „Er war davon überzeugt und ich glaube, davon ist er heute noch überzeugt“, berichtet der 72-jährige Geschädigte und langjährige Bekannte des Angeklagten, ohne auch nur eine Spur von Groll zu zeigen. „Er war rhetorisch sehr gut drauf und konnte alle Bedenken einfach wegwischen“, erzählt er weiter. Außerdem erzählt er, dass er und andere Geschädigte damals nicht dachten, dass der Angeklagte ein Betrüger sei.

„Im Nachhinein hatte ich zu viel Vertrauen“

Vielmehr nahmen sie an, dass der 63-Jährige vielleicht selbst betrogen wurde. Ende 2017 zeigte er ihn schließlich an. „Im Nachhinein hatte ich zu viel Vertrauen“, gibt der Geschädigte zu. Der Angeklagte selbst äußert sich am ersten Verhandlungstag noch nicht zu den Vorwürfen. „Mein Mandant hat in keinem einzigen der Fälle in betrügerischer Absicht gehandelt“, stellt der Verteidiger des 63-Jährigen dennoch klar. Für das Verfahren sind noch weitere Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil im Prozess soll am kommenden Montag, 24. September, fallen.

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