Geschichten aus dem Alltag
Heilgeheimnisse von Paracelsus

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 4:19 Uhr
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Paracelsus (1493 -1541) gilt als Vorreiter der Heilpraktik und sanften Medizin. Seinen Patienten prägte der Naturmediziner immer wieder ein: Es gibt drei Säulen der Gesundheit: Wasser, Luft und Kraut.

Dazu eine überlieferte Geschichte: Als Paracelsus in Straßburg weilte – es mag um das Jahr 1530 gewesen sein – brachte man ihn zu einer jungen Frau. Sie wirkte bemitleidenswert, war stark abgemagert, teilweise sogar gelähmt. Nach den geschilderten Symptomen litt sie wahrscheinlich an der gefürchteten Multiplen Sklerose, einer Nervenkrankheit mit vielen sich allmählich verhärtenden Entzündungsherden und fortschreitenden Lähmungen.

Paracelsus kurierte die Kranke mit folgendem Rezept: Drei Monate dürfte die junge Frau nichts anderes essen als ungekochtes Weißkraut, ganz fein geschnitten. Als Getränk erlaubte der Naturheiler lediglich Quellwasser (Mineralwasser). Gleichwohl musste die Patientin täglich ein wenig Wasser kochen und kleine Tasse Brühe abends, vor dem zu Bett gehen trinken. Die junge Frau, heißt es in der überlieferten Erzählung, kam nach und nach zu Kräften, konnte bald wieder ein normales Leben führen. Sie soll sogar sehr alt geworden sein.

Über die drei Hauptheilmittel Wasser, Luft und Kraut informiert uns Paracelsus wie folgt: „Es gibt keine bessere Massage als die der milden Luft. Die meisten Kopfschmerzen verschwinden, wenn man sich, vorzugsweise im Frühling, ganz ohne jede Bekleidung einige Minuten lang der lauen Luft aussetzt und dabei tief ein- und ausatmet.“ Des Weiteren betonte Paracelsus, dass Quellwasser der zuverlässigste Energiespender sei. Speziell die Quellen der Heimat enthalten alle Kräfte, die der Körper braucht. Es ist daher heilsam, so oft wie möglich von diesen Quellen zu trinken und in ihnen zu baden. ).

Paracelsus wusste, wovon er spricht. Denn er hat – was keiner vor ihm tat – viele Heilquellen und Mineralien chemisch analysiert und deren Heilwert bestimmt. Diese Beschreibungen haben bis heute, knapp 500 Jahre nach Aufzeichnung durch den begnadeten Naturmediziner, ihre Gültigkeit nicht verloren. Kraut bezeichnete Paracelsus als Allheilmittel. In seinen Schriften heißt es: „Wenn der Aderlass nicht mehr hilft, braucht man die Hoffnung auf Genesung nicht aufgeben. Man sollte es mit einer Heilkur versuchen, bestehend aus Weißkraut, roh und gekocht, Roggenbrot und Mineralwasser. Im Kraut finden sich Heil- und Vitalstoffe, die selbst die schlimmsten Übel kurieren.“

Paracelsus betrachtete aber ebenso die Heilpraktiken einfacher Menschen. Etwa den Brauch der Kesselmacher, mit Kupferschlag das Blut zu stillen und frische Wunden auszutrocknen. Oder die Schmiede, die mit verbranntem Eisen? (Eisenoxid, auch Rost genannt) ihre Wunden behandelten. Solche Rezepte aus dem Volk, die es überall in Mengen gab und die Erfahrungen aus Jahrtausenden darstellten, notierte Paracelsus sorgfältig.

Als bestes Mittel gegen Angst empfiehlt der Naturarzt beispielsweise das Fasten: „Lege jeden Monat einmal, am besten in den letzten Tagen des abnehmenden Mondes, einen Fastentag ein. Halte an diesem Tag deinen Magen leer. Esse nur zwei, drei Äpfel und trinke Quellwasser.“

Passau